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Bedrohung Gewalt gegen Lehrer an jeder zweiten Schule

An fast jeder zweiten Schule gibt es Gewalt gegen Lehrer. Sachsen-Anhalts Bildungsminister Tullner (CDU) kündigt ein Präventionskonzept an.

Von Alexander Walter 03.05.2018, 01:01

Magdeburg l Beleidigen, rempeln, mobben – Gewalt gegen Lehrer ist ein viel größeres Problem als bislang bekannt: Bundesweit wurden in den vergangenen fünf Jahren an fast jeder zweiten Schule Lehrer Opfer psychischer Gewalt, darunter verbale Bedrohungen. Von körperlichen Angriffen auf Lehrer berichtet jede vierte Schule, an jeder fünften wurden Pädagogen Ziel von Cybermobbing. Die Zahlen stammen aus einer Forsa-Umfrage des Verbands für Bildung und Erziehung (VBE) unter 1200 Schulleitungen.

VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann nannte die Ergebnisse „erschütternd“. Verärgert äußerte er sich darüber, dass die meisten Bundesländer keine Statistiken erheben. Auch Sachsen-Anhalt nicht. Dabei gäbe es Bedarf, betont VBE-Landeschef Torsten Wahl: Allein 2017 schafften es sechs Übergriffe auf Lehrer in die Kriminalstatistik. Die Dunkelziffer an Vorfällen dürfte deutlich höher liegen, vermutet er. „Das Thema muss raus aus der Tabu-Ecke.“

Besonders betroffen sind laut Studie ausgerechnet Grundschulen. Hier kam körperliche Gewalt gegen Lehrer in fast jeder dritten Einrichtung vor. Erst im Februar hatte auch die Grundschule Aue-Fallstein in Hessen (Harzkreis) mit gewalttätigen Grundschülern bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Lehrer wandten sich damals in einem Brief an die Eltern: Darin beklagten sie „Körperverletzungen und Schlägereien“ – wenn auch nicht ausdrücklich auf Lehrer bezogen. Schüler hielten sich nicht an Regeln, manche zeigten eine „bereits entwickelte Gefühlskälte“.

Bildungsminister Marco Tullner (CDU): „Gewalt an Schulen ist in jedem Fall alarmierend.“ Er kündigte bis Sommer ein Präventionskonzept an. Enthalten: Maßnahmen zur Schaffung eines positiven Klassen- und Schulklimas sowie zur Intervention bei Konflikten. An der Grundschule Hessen bleibt die Situation derweil laut Ministerium „schwierig“ – trotz Krisenintervention mit Aufarbeitung der Geschehnisse mit Schülern, Eltern und Lehrern. Unabhängig davon gab das Innenministerium am Mittwoch aktuelle Zahlen zu Gewalttaten auf Schularealen bekannt. Bei rückläufiger Tendenz hat die Zahl an Körperverletzungen 2017 erneut zugenommen. Mit 590 Fällen lag sie so hoch wie seit 2013 nicht.

Kommentar "Bewusstsein für das Problem schaffen" zum Thema.