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BeerdigungWenn das Haustier mit ins Grab soll

Das Haustier mit ins Grab nehmen - das Interesse an der Mensch-Tier-Bestattung ist groß. In Sachsen-Anhalt sind solche Angebote selten.

16.11.2019, 15:23

Aschersleben (dpa) l Die Stadt Aschersleben will die Mensch-Tier-Bestattung auf ihrem Hauptfriedhof vereinfachen. Ab kommenden Jahr soll es möglich sei, eine Grabstelle auf einer sogenannten pflegefreien Anlage zu bekommen, wie Betriebsleiter André Könnecke auf Anfrage sagte. "Wir rechnen dann mit einer steigenden Anzahl an Nutzern." Seit Einführung der Mensch-Tier-Bestattung seien erst drei der dafür vorgesehenen Grabstellen belegt worden, obwohl das Interesse viel größer sei. "Als Grund haben wir die Pflegeverpflichtung für die Grabstelle der meist alleinstehenden Menschen ausgemacht", so Könnecke. Dies bedeutet, dass das Grab über einen festgelegten Zeitraum gepflegt werden muss.

Nachdem die Stadt Aschersleben als erste Kommune in Sachsen-Anhalt die Mensch-Tier-Bestattung ermöglichte, meldeten sich laut Könnecke zahlreiche Bürger. "Auch über die Stadtgrenzen hinaus interessieren sich Menschen für die Bestattungsart und fragen bei uns nach." Bisher seien drei Mensch-Tier-Grabstellen vergeben worden. "Bei den ersten beiden Grabstellen wurde der Mensch zuerst beigesetzt und später das Tier – beides Hunde. Bei der dritten Grabstelle liegt das Tier, eine Katze, bereits dort und der Mensch noch nicht", berichtete Könnecke.

Dass an der Grabstelle Tiere liegen, kann deutlich gezeigt werden. Die Friedhofsverwaltung schreibt dazu nichts vor. "Der Hund der ersten Beisetzung hat einen kleinen Stein mit Namen, auf dem Grab des Katers findet sich eine unübersehbare Katzenfigur", so Könnecke. Die letzte Beisetzung sei noch zu frisch. "Da steht weder ein Stein für den Menschen noch für das Tier, wird aber folgen."

Auch in Magdeburg gibt es auf einem kommunalen Friedhof seit Oktober 2017 ein Grabfeld für Mensch-Tier-Bestattungen. Es befindet sich im südlichen Bereich des Buckauer Friedhofs und ist etwas abgegrenzt, "weil eine Mensch-Tier-Bestattung nicht überall in der Bevölkerung toleriert wird", wie Stadtsprecher Michael Reif erklärte. In Magdeburg werden Mensch und Tier separat in einer Urne bestattet, die Tierurne gilt als Grabbeigabe. Bisher erfolgte in dem genannten Grabfeld eine Urnenbeisetzung als Humanbestattung.

Der Bundesverband Deutscher Bestatter sieht neue Bestattungsformen als Chance, in der "komplexen kulturellen, ästhetischen und religiösen Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts" unterschiedliche Formen der Beisetzung zu erlauben. Wer Menschen vorschreiben wolle, was sich schickt, Kitsch ist oder wie hoch der Grabstein sein darf, dürfe sich nicht wundern, dass immer mehr Menschen im Friedwald oder in der Anonymität bestattet werden, so der Verband.