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Berliner Vorstoß Tullner sieht Maskenpflicht skeptisch

Bundesbildungsministerin Karlizcek hält eine Maskenpflicht in Schulen schon für Erstklässler für sinnvoll. Amtskollege Tullner hat Zweifel.

Von Alexander Walter 27.04.2020, 02:55

Magdeburg l Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner hat sich skeptisch zu einem Vorstoß von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek geäußert. Tullners CDU-Parteikollegin hatte sich im aktuellen „Spiegel“ für eine Maskenpflicht von Schülern bereits ab der ersten Klasse ausgesprochen.

Dies sollte überall dort gelten, „wo Schülerinnen und Schüler den Abstand nicht einhalten können“, sagte Karliczek. Als Beispiel nannte sie Schulbusse, den Weg ins Gebäude oder auch Schulflure.

Tullner sagte der Volksstimme: „Den Infektionsschutz müssen die Gesundheitsbehörden beurteilen. Ich habe hingegen Zweifel, dass sich eine Maskenpflicht in Schulen vor allem in Grundschulen in der täglichen Praxis durchsetzen lässt.“ Wenn es um die schrittweise Öffnung der Schulen gehe, würden schon jetzt viele Anstrengungen unternommen, den Infektionsschutz zu gewährleisten, ergänzte der Minister.

„Wir sollten jetzt nicht in einen Überbietungswettbewerb einsteigen, sondern ganz praktische Überlegungen anstellen, wie können unter der Wahrung der Infektionsschutzmaßnahmen möglichst viele Schüler zurück in die Schulen kommen.“ Die Schulen in Sachsen-Anhalt und anderen Bundesländern sind wegen der Corona-Pandemie seit 16. März geschlossen.

Am Donnerstag hatte zunächst für rund 10 000 Schüler der Abschlussklassen im Land prüfungsvorbereitender Unterricht wieder begonnen. Der Neustart war von hohen Hygieneauflagen, wie Unterricht in Kleingruppen, begleitet. Eine Maskenpflicht gibt es selbst für ältere Schüler bislang nicht.

Am 4. Mai sollen auch Schüler der Abschlussklassen des nächsten Schuljahres wieder in den Unterricht in den Schulen einsteigen.

Tullner würde – abhängig von den Infektionszahlen – dann gern auch die vierten Klassen der Grundschulen einbeziehen. Wie es für die übrigen Jahrgänge weitergeht, ist noch unklar.

Heute wollen die Kultusminister der Länder über das Vorgehen beraten. Ende des Monats will die Kultusministerkonferenz zudem ein umfassenderes Hygienekonzept für die Wiederaufnahme des Schulbetriebs vorlegen.

Der Deutsche Lehrerverband hält derweil für möglich, dass noch vor den Sommerferien alle Schüler in die Schulen zurückkehren. Verbands-Präsident Heinz-Peter Meidinger schlägt dafür ein „Schichtmodell“ vor. Seiner Ansicht nach sollten Klassen geteilt werden und abwechselnd für je eine Woche in die Schule kommen.

Für die jeweils andere Woche sollten die Schüler Aufgaben für zu Hause erhalten. „Die Politik wäre auf der Grundlage des Modells in der Lage, einen schrittweisen, nach Klassenstufen gestaffelten Zeitplan vorzulegen, der es vermutlich allen Schülern ermöglicht, noch in diesem Schuljahr in die Schulen zurückzukehren“, sagte Meidinger der Deutschen Presse-Agentur.

Marco Tullner signalisierte gestern Zustimmung: „Ein Wechselmodell könnte ein möglicher Weg sein“, sagte er. „Unser Ziel muss es sein, dass möglichst viele Schüler wieder in einem persönlichen Kontakt zu ihren Lehrkräften stehen können.“