21 Stunden Vollsperrung der Fahrtrichtung Magdeburg bei Halle / Chaos auf Umleitungsstrecke Beton auf der A14 explodiert durch Hitze
Halle/Magdeburg l Dienstag, gegen 16.30 Uhr, auf der A 14 zwischen den Anschlüssen Halle Tornau und Trotha in Fahrtrichtung Magdeburg. Es kracht, Beton splittert. Die Bauarbeiter, die auf der anderen Fahrspur gerade zwei Betonplatten durch Bitumen ersetzen, werden Zeuge eines weiteren sogenannten "Blow ups".
Was das ist, beschreibt Professor Peter Renken vom Institut für Straßenwesen an der Technischen Universität Braunschweig so: "Bei Hitze dehnt sich Beton aus, bei Kälte zieht er sich zusammen. Wenn zum Beispiel die Fugen nicht stimmen und sich der Werkstoff nicht ausdehnen kann, schiebt sich eine Platte über die andere."
So ist es auch in Halle. Christoph Krelle, Fachbereichsleiter Autobahnbetrieb in der Landesstraßenbaubehörde: "Das war wie eine Explosion, da wirken gigantische Kräfte. Die Hitze hat die Betonplatten so zusammengepresst, dass sie sich angehoben haben. Genau deshalb hatten wir gerade die anderen Platten durch Bitumen ersetzt."
Da diese gerade gegossene Decke noch 180 Grad heiß ist, bleibt den Männern nichts anderes, als die Autobahn in Richtung Magdeburg zwischen Peißen und Trotha komplett zu sperren. Kilometerlange Staus sind die Folge.
Es gibt am Mittwochmorgen auch noch einen tödlichen Unfall auf der Umleitungsstrecke L50. Ein 59-jähriger Autofahrer wird getötet, als er mit seinem Wagen unter einen Lkw gerät. Zeitweise dreht sich kein Rad mehr.
Die Arbeiter auf der A14 können erst gegen 13.30 Uhr die mit sechs Grad kaltem Leitungswasser heruntergekühlte Bitumen-Fahrbahn teilweise wieder freigeben. Am Donnerstag soll der Rest der Spur saniert werden.
"Auf der A 9 bei Bad Dürrenberg hatten wir erst vor zwei Wochen einen \'Blow up\'", sagt Autobahn-Fachmann Krelle.
Gegenüber dem Süden der Republik sind dies aber noch wenig Vorfälle. Allein in Bayern gab es in diesem Sommer bereits mehr als 30 solcher "Blow ups". Normal sind in Deutschland fünf bis sechs im Jahr. Maxi Hartung, Sprecherin beim ADAC in München erklärt: "In Bayern wird das alles seit etwa zehn Jahren dokumentiert. Hier gibt es sehr viele dünne und ältere Betonplatten, die gegen solche Temperaturschwankungen besonders anfällig sind."
Während in Bayern die Hälfte der Autobahn Betonfahrbahnen haben, seien es im Bundesdurchschnitt 30 Prozent.
Sachsen-Anhalt ist sogar ein ausgesprochenes "Beton-Land". 80 Prozent der 475 Autobahnkilometer sind mit Beton gebaut. Aber: Alle wurden nach 1990 gebaut. Doch das schützt nicht allein vor den gefürchteten "Blow ups", wie die Fälle auf der A14 und der A9 zeigen.
Der Grund für die fehlende Dehnungsmöglichkeit des Betons sollen die nach dem Betonkrebs ausgeführten großflächigen Flickarbeiten mit Bitumen sein, so Krelle. Die Fahrbahnen werden deshalb täglich von den Autobahnmeistereien kontrolliert. Wer solche Hitzeschäden entdeckt, sollte umgehend die Polizei alarmieren.