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Kriminalität Diebesbanden stehlen Zigaretten im E-Center Wolmirstedt

Im Wolmirstedter E-Center waren erneut Banden unterwegs und haben Zigaretten gestohlen. Obwohl sie geschickt vorgehen, wurden sie erwischt. Ist Ladendiebstahl ein generelles Problem?

Von Gudrun Billowie Aktualisiert: 12:25

Wolmirstedt. Drei Raubzüge innerhalb von zwei Tagen erlebte das Wolmirstedter E-Center im Lindenpark. Die Täter kamen jeweils zu dritt. Die Beute: Zigaretten im Wert von 150 bis 1300 Euro. Geheim blieben die Diebstähle nicht, sie wurden von den Mitarbeitern bemerkt und von den Überwachungskameras aufgezeichnet. Außerdem wurden mehrere Täter gefasst und anschließend wieder freigelassen. Das empört Marktleiter Frank Jeschke. Er sieht das Gesetz stärker in der Pflicht.

Die Diebesbanden stehlen immer auf die gleiche Weise. Die Mitglieder kommen einzeln in den Markt, schlendern unauffällig herum, werfen hier und da ein paar Lebensmittel in den Korb und finden sich dann an der Kasse zusammen. Einer trägt einen Rucksack auf dem Rücken, der Hintermann verdeckt mit seinem Körper den Blick gegenüber denen, die hinter ihm in der Schlange stehen. Er öffnet den Rucksack des Vordermanns und wirft die Zigarettenschachteln herein. Der dritte lenkt die Verkäuferin ab. Dann zahlen sie ihre Lebensmittel und verlassen den Laden.

Kassiererinnen sind aufmerksam

Eine andere Diebesbande geht etwas anders vor. Sie findet sich an einer unbesetzten Kasse zusammen. Einer der Diebe zieht seelenruhig eine der hauseigenen Einkaufstüten aus dem unteren Regal und füllt diese Tüten mit Zigarettenschachteln. Auch dabei wird er von seinen Kumpanen verdeckt.

Die Kassiererinnen haben alle Diebstähle bemerkt und die Kollegen alarmiert. Beim ersten Diebstahl, am Freitag, 9. April, kurz nach 16 Uhr, konnte das Fluchtfahrzeug zunächst vom Parkplatz rollen. Beim zweiten Diebstahl, am Sonnabend, 10. April, gegen 11 Uhr flüchteten zwei Täter zu Fuß über den Acker Richtung Mose. Der dritte Täter fuhr im Fluchtfahrzeug fort. Die E-Center-Mitarbeiter hatten sich ebenfalls in ihre Autos gesetzt und verfolgten das Fluchtfahrzeug. Auch Kunden versuchten, die flüchtenden Täter zu fassen. „Kurz darauf haben wir das Fluchtauto an der ESSO-Tankstelle gestellt“, berichtet Frank Jeschke. Der Blick ins Fluchtauto habe verraten, dass die jungen Männer darin wohl übernachten. Bei dem 27-jährigen Fahrer, der aus Georgien stammt, wurden keine Zigaretten gefunden. Mit den Zigaretten im Wert von 450 Euro rannten seine Kumpane davon.

Beim dritten Diebstahl im E-Center, kaum dreieinhalb Stunden später, am Sonnabend, gegen 14.30 Uhr, machten sich die Täter vom Freitag wieder am Zigarettenregal zu schaffen. Sie stahlen Ware im Wert von 156 Euro, wurden beobachtet und gleich an der Kasse von E-Center-Mitarbeitern in Empfang genommen. „Wir haben sie in den Aufenthaltsraum gebracht und auf die Polizei gewartet.“ Widerstand gab es nicht.

Polizei muss Täter laufen lassen

Die Polizei hat die Personalien aufgenommen. Die jungen Männer stammen aus Georgien und sind etwa zwischen 25 und 30 Jahre alt. Das E-Center-Team hätte sich gewünscht, dass sie in Untersuchungshaft kommen. Doch dafür gebe es nach Ansicht der Staatsanwaltschaft keinen Grund. Die Männer sind in Berlin gemeldet, haben somit einen Wohnsitz in Deutschland und eine Aufenthaltsbescheinigung. Bis zum Strafverfahren liege kein Haftgrund vor.

Solcherlei Diebstähle sind kein Einzelfall, ist bei der Staatsanwaltschaft bekannt. Handelt es sich tatsächlich um einen Bandendiebstahl, wird der mit einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren bestraft. Frank Jeschke ist skeptisch: „Bis es zum Prozess kommt, sind die längst weg.“

Haben auch andere Geschäfte Wolmirstedts mit Diebstählen zu kämpfen? Im Fahrradladen von Ellen Pfalz wird eher selten geklaut. „Nur ab und zu findet man eine leere Packung Schlauch.“ Sie sieht es als Vorteil, dass stets nur einzelne Kunden den Laden betreten. „Kommt doch mal eine Menschentraube, stellt sich einer von uns daneben.“

Kleinere Geschäfte haben gute Kontrolle

Auch der Buchladen von Marion Baumgarten bleibt verschont. „Diebstahl ist mir noch nicht aufgefallen“, sagt sie, „aber ich habe ja auch die Leute im Blick.“ Vermutlich lassen sich Bücher ohnehin schlechter weiterverkaufen als Zigaretten.

Frank Jeschke möchte andere Märkte warnen. Die eigenen Mitarbeiter sind sensibilisiert, denn bereits im November 2019 hatte es mehrere Diebstähle durch georgischstämmige Banden gegeben. Warum das Zigarettenregal trotzdem nicht abgeschlossen war? Das kann Frank Jeschke im Nachhinein nicht mehr sagen. „Eigentlich sollte es...“