Parteiwerbung „Blöd gelaufen“
Die SPD hat sich einen Wahlkampfslogan ausgedacht. Dumm nur: Die Linke hatte ihn schon. Jetzt hat die SPD einen neuen Slogan.
Magdeburg l Wer hat’s als Erster gemerkt? Der Wulf Gallert. Klar doch, der Vize-Landtagspräsident muss es ja wissen. Rückblick: 2011 ist er Spitzenkandidat der Linken für die Landtagswahl. Für das Wahlprogramm haben sich die Parteistrategen einen Satz einfallen lassen. Ein Land für alle. Vier Wörter. Ausrufezeichen. Kurz und knapp. Nicht sonderlich originell.
Zum Ministerpräsidenten reicht es seinerzeit nicht für Wulf Gallert. In der Staatskanzlei sitzt ein CDU-Mann. Nur mal so am Rande: Die Union bezeichnet sich als „Sachsen-Anhalt-Partei“. Was wiederum das Gefühl vermitteln soll, sich um alle im Land zu kümmern. Zurück zum Motto der Linken. Der Satz gerät im Laufe der Jahre in Vergessenheit. Doch plötzlich ist er wieder da: Die SPD präsentiert jüngst bei einer Pressekonferenz ganz stolz genau diesen Satz. Für ihr Wahlprogramm 2021. Ohne Ausrufezeichen. Mit großem A für Alle. Häme und Spott sind den Sozialdemokraten gewiss. Zumal sie nach der Landtagswahl 2021 ein linkes Bündnis in Sachsen-Anhalt anstreben.
Wie aber ist es zu diesem Plagiat-Affärchen gekommen? „Wir haben den Satz vorsichtshalber intensiv gegoogelt“, sagt ein Parteisprecher. Doch im Internet findet die SPD – rein gar nichts. Und das Gedächtnis aller im Landesvorstand reicht nicht zurück bis ins Jahr 2011. Zugegeben: das des diesen Artikel schreibenden Journalisten auch nicht.
„Blöd gelaufen“, meint der Parteisprecher jetzt zerknirscht. Die SPD will sich wegen dieser doofen Angelegenheit aber nicht monatelang hänseln lassen. Darum hat sie jetzt die Reißleine gezogen. Auf Twitter verrät sie: „Na gut... Wir haben da mal was ausgetauscht. Sozialdemokratie ist schließlich unverwechselbar. Aber das Ziel bleibt: ein Land für alle.“ Das neue Motto heißt nun: „Zusammenhalt und neue Chancen. Politik fürs ganze Land.“
Mal schnell den Google-Test gemacht, und was ploppt sofort auf? „Neue Chancen durch Zusammenhalt.“ Von der CDU in Oberhausen. Das ist aber überhaupt nicht schlimm, liebe Genossen. Zur Beruhigung sei gesagt: Das Regierungsprorogramm der Bundes-SPD für die Jahre 2002 bis 2006 trug den Titel: „Erneuerung und Zusammenhalt.“