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Corona-Auswirkung Hygienezuschlag spaltet Gastronomen

Nach der Erhebung von Hygienezuschlägen in Höhe von 2,50 Euro bei Restaurantbesuchen in Halle, diskutiert man in Sachsen-Anhalt darüber.

Von Martin Weigle 18.06.2020, 18:50

Magdeburg l Nachdem Gastronomen in Halle einen Hygienezuschlag für jeden Tisch in Höhe von 2,50 Euro oder einen Euro für einzelne Gäste erhoben haben, denken auch Magdeburger Restaurantbetreiber über diesen Schritt nach. "Das ist keine schlechte Idee, da kann man drüber nachdenken“, sagt Denis Kutzak, einer der Inhaber des Restaurant "Bene-deto“ in Magdeburg. Man hatte durch die Umsetzung der Hygienevorschriften erhebliche Unkosten, führt er weiter aus. Auch die zusätzliche Arbeitszeit, die zum Beispiel für die stündliche Reinigung der Toilettenräume, anfällt sei erheblich. "Wir hatten, nur um wieder öffnen zu können, rund 1000 Euro Mehrkosten“, so Kutzak.

Die gleiche Meinung vertritt auch Hien Hoang, die Eigentümerin des Restaurant "Qilin" in Magdeburg. "Eigentlich wäre diese Erhebung berechtigt, da ja ein Mehraufwand entsteht, den der Gast aber nicht sieht", sagt sie. Dennoch wird dies in ihrem Haus noch nicht umgesetzt. Ob es dazu kommt, sagte die Restaurantbetreiberin nicht. Sie ist dafür, dass das jeder Gastronom selbst entscheiden soll. In anderen Ländern sei es ja auch üblich den sogenannten Kuvertpreis für Bedienung und Besteck zu berechnen.

Michael Schmidt, der Vorsitzende vom Dehoga-Landesverband Sachsen-Anhalt, hat Verständnis für die Erhebung eines Hygienezuschlags. "Das muss jeder Wirt für sich selbst entscheiden, wie er das handhaben will. Wir geben dazu aber keine Empfehlungen", sagt Schmidt. Ihm selbst sei es aber lieber, wenn der Gast einen Inklusivpreis bezahlt. "Dann ist für den Gast aus der Speisekarte gleich ersichtlich, wie viel Geld er am Ende seines Besuches bezahlen muss." So könne man alternativ den durch die Hygienemaßnahmen entstandenen höheren Kostenfaktor auch auf den Speisen- oder Getränkepreis umlegen und die Preise erhöhen.

Ein Vorgehen, das für Restaurantbetreiber Kutzak nicht in Frage kommt: „ Das halte ich für schwierig, da man nach der Krise die Preise wieder neu kalkulieren müsste. Wenn man das nicht macht und die Corona-Preise beibehält, ist das den Gästen nicht zu vermitteln und man wird bei ihnen als gierig gelten." Hygienezuschläge könne man später einfach wieder abschaffen.

Mit solchen Gedanken beschäftigen sich die Gastronomen im Harz gar nicht. Liesgret Wewer, die Chefin der „Grünen Tanne" ist froh, dass überhaupt wieder Gäste kommen. „Das sind derzeit bei uns meistens noch Stammgäste, das kann ich nicht machen. Wir erheben keine Zuschläge und unsere Preise sind die Gleichen wie vor Corona." Trotzdem hat sie sich Gedanken gemacht, wie sie die Mehrkosten gering halten kann. „Wir haben ein mobiles Waschbecken vor dem Eingang aufgestellt, da kann sich jeder Gast vor dem Betreten des Restaurants die Hände waschen." Wewer erklärt ihre Überlegungen so: Wenn das Desinfektinsmittel verbraucht ist, müsse sie Neues kaufen, das Waschbecken bleibt ihr längere Zeit erhalten, außerdem sei Seife hautverträglicher als Desinfektionsmittel.

Susanne Freyhold, Betreiberin des Restaurant "Olive" in Halberstadt, ist ebenfalls gegen die Erhebung von Hygienezuschlägen. So wurde unter den Gastronomen zwar eine Kettenmail geteilt, in der diese Idee aufgegriffen wurde, berichtet Freyhold, aber sie habe das abgelehnt. "Wir haben das in unserem Team diskutiert, waren uns aber einig, dass das nicht richtig wäre", berichtet die Restaurantbetreiberin. Ihre Erhöhung der Getränkepreise um zehn bis zwanzig Cent, geht auch nicht auf die Corona-Krise zurück, sondern ist nur der Erhöhung der Preise bei den Getränkelieferanten geschuldet, erklärt Freyhold und sagt: "Ich bin froh, dass die Leute wieder essen gehen, da nehme ich die zusätzlichen Kosten für die Hygiene in Kauf."

Auch der Eigentümer des Hotels "Weißer Hirsch" in Wernigerode, Christian Wieland hält nichts von zusätzlichen Kosten für die Gäste. "Wir planen derartiges nicht und haben auch die gleichen Zimmer-und Speisenpreise", berichtet der Hotelier. Er schränkt allerdings ein, dass er noch nicht sagen kann, wie es ab Juli sein wird, wenn die vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer in Kraft tritt. "Das ist leider alles noch völlig ungewiss."

Seine Gedanken kreisen derzeit viel um den "Regel-Flickenteppich". "Wir haben Gäste aus dem ganzen Bundesgebiet und teilweise sind die Vorschriften hier ganz anders als im Wohnort der Gäste. Die fragen uns dann als erstes, was erlaubt ist und was nicht", so Wieland. Die Nähe zu den Bundesländern Thüringen und Niedersachsen mit anderen Regeln erschwere die Erklärungen zusätzlich. Der Hoteleigentümer wünscht sich mehr Einheitlichkeit der Regeln, da dies die Arbeit von ihm und seinem Team erheblich erleichtern würde.