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Corona-Krise Bauboom hilft Experten für Prüftechnik

Zorn Instruments Stendal: Das Unternehmen bringt auch in schwierigen Zeiten seine Spezialgeräte weltweit zuverlässig zu den Kunden.

Von Regina Urbat 20.05.2020, 11:46

Stendal l Als die Corona-Krise losging, „herrschte schon eine Unsicherheit", erinnert sich Bianca Zorn. Doch diese sei schnell verflogen. „Wir haben gehandelt, die Belegschaft hat toll mitgezogen. Die Lage ist entspannt, normal", fügt die Firmenchefin von Zorn Instruments hinzu.

Der Spezialist für Hochpräzisionstechnik für Prüfverfahren im Straßen- und Gleisbau, in der Zuckerindustrie und in Laboren hat seinen Sitz in Stendal. Und das Familienunternehmen hat trotz weltweiter Corona-Pandemie keine Probleme, seine Produkte an den Mann zu bringen. Ob in den USA, in Südamerika, in Asien oder in Europa.

So stehen alle 40 Mitarbeiter samt der drei Auszubildenden in Lohn und Brot. „Wir haben zwar Kurzarbeit angezeigt, müssen davon aber keinen Gebrauch machen", sagt die 37-jährige Firmenchefin. Den Infektionsschutzverordnungen entsprechend, gab es vor allem im operativen Bereich Veränderungen.

Berücksichtigt wurde bei Einteilung der Mitarbeiter in das Zweischichtsystem die Kinderbetreuung. Für die Chefin, die selbst ein einjähriges Kind hat, Selbstverständlichkeit. Für sie und ihren Partner, der auch als Unternehmer tätig ist, springen die Eltern ein, zumal der Seniorchef zur Risikogruppe gehört. „Sonst war mein Vater fast täglich in der Firma, nun darf er aus der Ferne das Geschehen verfolgen", sagt die junge Unternehmerin, die seit 2017 an der Spitze steht.

Auf die Einhaltung der Corona-Verordnungen legt sie privat wie beruflich großen Wert. Viermal am Tag werden Klinken und Handläufe sowie die Sanitärbereiche in den Betriebsgebäuden desinfiziert. Der Aufenthalt im Pausenraum erfolgt gestaffelt - entsprechend der maximal zulässigen Personenzahl. „Die Mitarbeiter sind sehr diszipliniert und sensibilisiert. Das Abstandhalten ist Routine geworden", sagt Bianca Zorn.

Bislang gab es keinen Ausfall im Betrieb wegen einer Coronavirus-Infektion. „Wir müssen dennoch vorsichtig bleiben", sagt die Chefin. Das gilt auch für den Kontakt mit Kunden, Händlern und Schulungsteilnehmern. Reisetätigkeit und Firmenbesuche sind tabu, alles wurde auf Telekommunikation umgestellt. Darin sieht der Vertriebsmanager Thorsten Hildebrand sogar einen „Vorteil dank Corona".

Die Kommunikation per Skype und Bildtelefon oder ein Seminar per Video-Liveschaltung, wie jüngst mit 50 Teilnehmern in der indonesischen Hauptstadt Jakarta, durchzuführen, ersetzt zwar nicht den persönlichen Kontakt, „ist aber eine sinnvolle Alternative, für die es vor Corona wenig Verständnis gab", sagt Hildebrand.

Ungeachtet der Anpassungen im operativen Geschäft, bei Zorn Instruments laufen die Maschinen auf Hochtouren. „Wir profitieren vom anhaltenden Bauboom, sei es auf der Straße, der Schiene oder beim Breitbandausbau", sagt der Vertriebsmanager. Hildebrand begründet es damit, dass der Winter mild war und im Bausektor trotz Corona gearbeitet werden kann. „Ich habe das Gefühl, viele nutzen den Rückgang des Verkehrs, um ihre Straßen und Schienen in Ordnung zu bringen."

Ihre Firma selbst habe keine Lieferengpässe, sagt die Firmenchefin. „Wir haben unsere Lager aufgefüllt und ordern schneller nach als sonst." Schwieriger sei die Belieferung der Kundschaft in aller Welt geworden.  Durch die Reduzierung des Frachtflugverkehrs und den Wegfall von Transporten auf Passagierfluglinien „haben sich die Preise verdreifacht", sagt Thorsten Hildebrand, der die Geschäfte mit Händlern in rund 80 Staaten managt.

Die Kostensteigerung auf die Produkte umzulegen, „kam für uns nicht infrage", so die Firmenchefin. Die Lösung: „Wir haben die Flugrouten für unsere Waren geändert. Sie sind nun zwar mal einen Tag länger unterwegs, doch dafür im Kostenrahmen", sagt Bianca Zorn.

Besonders gefragt ist weltweit das Fallgewichtsgerät. Dabei handelt es sich um einen Schnelltester, mit dem die Tragfähigkeit von verdichteten Materialien etwa im Straßenbau ermittelt werden kann. Nach diesem Vorbild ist mit Unterstützung von Studenten der Hochschule Magdeburg-Stendal, mit der Zorn Instruments eng kooperiert, ein mobiler Asphalttester entstanden.  In kürzester Zeit können mehr als 100 Punkte untersucht werden, erläutert Hildebrand.

Noch existiert der Asphalttester nur als Prototyp. „Corona hat die Serienproduktion leider in Verzug gebracht", sagt Bianca Zorn. Was noch fehlt, sei eine Normierung seitens der Forschungsgemeinschaft Straße und Verkehr. Die Altmärker sind aber zuversichtlich, dass diese Hürde in wenigen Monaten genommen wird. Die bisherige Bewerbung für den mobilen Qualitätsprüfer von Zorn Instruments habe gezeigt, „dass das Interesse weltweit vielversprechend ist", sagt Thorsten Hildebrand.