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Corona-Krise Schutzmasken aus dem 3-D-Drucker

Sie haben einen oder mehrere 3-D-Drucker zu Hause und wollen helfen - Einer von ihnen ist Felix Winter aus Merseburg.

02.04.2020, 05:25

Magdeburg l Felix Winter ist hauptberuflich Soldat, ehrenamtlich Sanitäter, vor allem aber begeisterter „Techie“. Die Art Mensch also, die neue technische Errungenschaften begeistert nutzt. Im Fall des 26-jährigen Merseburgers geht es dabei um 3-D-Drucker. Die hat er während seiner Ausbildung an der Marinetechnikschule in Parow (Stralsund) für sich entdeckt, seit 2017 betreibt er die additive Fertigung als Kleinunternehmer. Bei ihm zu Hause stehen dafür zwei FDM-Drucker. Fused Deposition Modelling. Eine 3-D-Drucktechnik, bei der wie bei einem Spritzbeutel geschmolzene Kunststoffmasse aus einer Düse kommt und dann – je nachdem, was Winter vorher in sein Computerprogramm eingegeben hat – in verschiedenen Formen wieder herauskommt. So wie zuletzt eine Atemschutzmaske.

Für zwei Stück benötigt er eine Stunde. Derzeit könnte er problemlos aus dem Polymer, das er noch zu Hause hat, dem Grundstoff also, 300 produzieren. Sie bestehen aus Kunststoff und einem einfachen Hepa-Filter, der auch in Staubsaugern zu finden ist. „Noch einfacher und meiner Meinung nach effektiver sind aber die face shields“, sagt Winter. Gesichtsschilde, die nicht mehr als eine große Plastikscheibe vor dem Gesicht sind. Produktionszeit: vier Stück in einer Stunde pro Maschine.

Auf diese konzentrieren sich auch Tausende Freiwillige bundesweit derzeit, die sich der Initiative „Maker vs. Virus“, also Macher gegen das Virus, angeschlossen haben. Rund 20 Tüftler aus Magdeburg nehmen daran ebenfalls teil und stellen mit ihren 3-D-Druckern und CNC-Fräsen Gesichtsschilder her.

Schutzmasken sind in der Corona-Krise zum Luxusobjekt geworden. Ob in Zahnarxtpraxen, im Einzelhandel oder beim Hausarzt um die Ecke: Überall werden sie benötigt, denn: Einfache Masken sind immer noch besser als gar kein Schutz. Auch Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerium begrüßt die Eigeninitiative. „Diese Mundschutzmasken können zur Vermeidung einen Teil beitragen, das Virus durch Tröpfcheninfektion weniger auf andere Menschen zu übertragen“, sagte Sprecher Andreas Pinkert. „Allerdings sind sie nicht für die medizinische Behandlung von positiv auf das Coronavirus getesteten Personen oder Intensivpatientinnen und –patienten geeignet.“

Das Land forciere daher nur die Beschaffung von Schutzmasken, „die eine zwingend notwendige Zertifizierung erfolgreich durchlaufen haben“. Demnach können aufgrund der aktuellen Situation zum Schutz vor Coronaviren nur für die Dauer der Pandemie in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen partikelfiltrierende Halbmasken verwendet werden. Aber die unterliegen eben strengen Regularien. Die hat die Europäische Kommission zwar aufgrund der Ausnahmesituation und den großen Engpässen bereits gelockert. Dennoch ist das Inverkehrbringen als persönliche Schutzausrüstung (PSA) nach wie vor nur nach einer Prüfung durch eine notifizierte Stelle möglich.

Auch Winter gibt zu, dass die Masken, die er produzieren kann, alles andere als ein Schutzgarant sind, ist sich aber sicher: „Wenn man in die additive Fertigung von Masken derzeit mehr Energie reinstecken würde, wäre es möglich, damit den Mangel zu beseitigen.“ Dass das gelingt, daran glaubt er nicht. „In Deutschland etwas Neues zu etablieren, ist einfach schwer, weil wir die Bürokratie lieben.“

Auf Nachfrage erklärte die Otto-von-Guericke-Universität, dass es in den dortigen FabLabs, die ebenfalls mit 3-D-Druckern ausgestattet sind, derzeit keine Überlegungen gibt, Masken herzustellen. An der Uni Augsburg sieht das anders aus. Wie der Bayerische Rundfunk berichtete, haben sich Wissenschaftler der Uni in Zusammenarbeit mit dem Uni-Klinikum daran gemacht, Gesichtsschutzmasken für medizinisches Personal mit dem 3-D-Drucker herzustellen. Ein Szenario, das bald schon bundesweit denkbar ist.