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Coronavirus Bleiben Diskos und Bars doch zu?

Bundesweit schießt die Zahl der Corona-Infizierten in die Höhe. Sachsen-Anhalt steht im Vergleich gut da. Die Ministerrunde berät neu.

Von Michael Bock 09.10.2020, 07:32

Magdeburg/Berlin l Das Robert-Koch-Institut warnt vor einer ungebremsten Verbreitung des Coronavirus in Deutschland. Es sei „möglich, dass wir mehr als zehntausend neue Fälle pro Tag sehen und dass sich das Virus unkontrolliert verbreitet“, sagte Präsident Lothar Wieler gestern. Die Zahl der Neuinfektionen binnen Tagesfrist war zuvor auf mehr als 4000 Fälle gestiegen – die bisher höchste Zahl seit den ersten Wochen der Pandemie.

Sachsen-Anhalt steht nach wie vor vergleichsweise gut da. In den zurückliegenden sieben Tagen wurden hierzulande sechs Infizierte je 100.000 Einwohner registriert. Laut Landes-Gesundheitsministerium gab es vom 7. auf den 8. Oktober 18 neue Corona-Fälle. Derzeit sind neun Intensiv- und Beatmungsbetten mit an Covid-19 erkrankten Menschen belegt. Fünf von ihnen werden beatmet.

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hat immer wieder deutlich gemacht, dass Sachsen-Anhalt jederzeit die zuletzt gelockerten Corona-Bestimmungen wieder verschärfen könne, sollten sich die Infektionszahlen im Land zuspitzen. „Gerade mit Blick auf Herbst und Winter müssen wir uns Eskalationsstufen offenhalten“, betonte er. Zur aktuelle Lage sagte Haseloff gestern der Volksstimme: „Weitere Öffnungsschritte sind zurzeit nicht angebracht.“

Nach der derzeit gültigen Verordnung dürfen in Sachsen-Anhalt Clubs und Diskotheken ab dem 1. November wieder öffnen. Voraussetzung dafür ist, dass eine Auslastung von 60 Prozent nicht überschritten wird, Anwesenheitslisten geführt werden und Mindestabstände beachtet werden. Private Feiern sind derzeit bis zu 50 Personen erlaubt. Fachkundig organisierte Veranstaltungen in geschlossenen Räumen dürfen ab dem 1. November mit bis zu 1000 Personen stattfinden.

Ob es dabei bleibt, wird das Landeskabinett nächsten Dienstag beraten. Das werde jedenfalls „kritisch hinterfragt“, heißt es in der Staatskanzlei. Eine Sprecherin von Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) sagte: „Die Gesundheitsämter können die Fälle gut nachverfolgen. Es gibt im Augenblick keinen Änderungsbedarf an der geltenden Verordnung.“

Sachsen-Anhalts Bildungsministerium hat bereits auf die verschärfte Corona-Lage reagiert. Schulklassen dürfen deswegen bis mindestens Anfang Februar nicht ins Ausland reisen.

In anderen Bundesländern werden die Zügel angezogen. Die Stadt Frankfurt/Main hat wegen zunehmender Corona-Infektionen eine Maskenpflicht auf der Einkaufsstraße Zeil beschlossen. Die Regel gilt ab morgen bis mindestens Ende nächster Woche.

Der Bund hat mit den Chefs der Länder-Staatskanzleien verabredet, dass es ein bundesweit einheitliches Beherbergungsverbot für Menschen aus innerdeutschen Corona-Hotspots geben soll. Für Sachsen-Anhalt ändert sich dadurch nichts. Das Land hat bereits im Sommer verfügt, dass Hotels, Herbergen und Campingplätze niemanden beherbergen dürfen, der aus einer Kommune kommt, in der die Grenze von 50 Infektionen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche überschritten ist. Ausnahme: Die Reisenden können einen aktuellen negativen Corona-Test vorlegen.

Jeder Hotelier oder Zimmervermieter muss selbst auf die Corona-Entwicklung achten. „Das ist aber relativ einfach, weil das Robert-Koch-Institut täglich Statistiken veröffentlicht“, sagte Michael Schmidt, Chef des sachsen-anhaltischen Hotel- und Gaststättenverbandes. „Springt die Ampel genau am Anreisetag auf Rot, darf der Gast bleiben“, erklärte er. Ohnehin sei die Zahl der Risiko-Kommunen überschaubar in Deutschland.

Schmidt wünscht sich, dass künftig zwischen Touristen und Geschäftsleuten unterschieden wird: „Das muss präzisiert werden.“ Derzeit ist der „erste Wohnsitz“ entscheidend – ein Geschäftskunde aber reist oft nicht aus seinem Wohnort an, sondern aus anderen, möglicherweise wenig belasteten Städten. „Das Beherbergungsverbot ist ein Eingriff in die unternehmerische Freiheit“, sagte Schmidt, „aber ein zweiter Lockdown wäre viel schlimmer.“