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Demografie Roboter als Pflegekräfte für Senioren

In Sachsen-Anhalt steigt die Nachfrage nach Pflegegkräften. Ihre Arbeit könnte durch Roboter und Videoschalten erleichtert werden.

30.09.2017, 07:58

Halle (dpa) l Ob daheim oder im Krankenhaus – die Pflege vor allem älterer Menschen ist zeitaufwendig und anspruchsvoll. Viele Pfleger klagen über eine hohe Belastung, geringe Bezahlung und unattraktive Arbeitszeiten. Im häuslichen Bereich ist die Versorgung von Pflegebedürftigen für die Angehörigen ebenfalls eine große Herausforderung. Um die Situation zu entspannen, tüfteln Fachleute an neuen Ideen, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Sie reichen von sprechenenden Robotern bis hin zu Videoschalten.

Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels ist die Nachfrage nach Pflegekräften im Land nach Angaben des Sozialministeriums stark gestiegen. Landesweit arbeiteten derzeit mehr als 47.000 Menschen im Pflegebereich. Das sind 22 Prozent mehr als noch 2008. Nach einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Sachsen-Anhalt-Thüringen wird die Nachfrage nach Pflegefachkräften weiter steigen. Der Markt ist der Studie zufolge jedoch wie leergefegt. Die Schülerzahlen für Pflegeberufe an den staatlichen sowie freien berufsbildenden Schulen sind in den vergangenen Jahren eingebrochen. So wird es Prognosen zufolge Jahre dauern, um ausreichend Stellen zu besetzen.

"Das Problem ist, dass dem Nachwuchs heute unzählig viele Berufe mit einer guten Perspektive offen stehen", sagte der Vorsitzende des Landespflegerats Sachsen-Anhalt, Henry Rafler, in Halle. Der anspruchsvolle Pflegeberuf sei aufgrund der Arbeitszeiten, oft im Drei-Schicht-System, und der vergleichsweise geringen Bezahlung nicht immer die erste Wahl. Deshalb brauche es für die alternde Gesellschaft schnell ansprechende Lösungen.

Am Uniklinikum Halle wird seit mehr als zehn Jahren im Bereich der Pflege geforscht. Die Wissenschaftler würden derzeit unter anderem über den Einsatz eines Roboters beraten, der Pflegern und Medizinern künftig gewisse Tätigkeiten ersparen und selbst übernehmen soll, sagte ein Klinik-Sprecher. "Pepper" – so der Name des etwa 1,20 Meter großen Helfers – könne unter anderem Patienten am Krankenbett über Krankheitsverlauf und Therapie aufklären. Der menschenähnliche Roboter reagiere auf Ansprachen und antworte auch, hieß es. Ein Arztgespräch soll er aber nicht ersetzen.

Auch andere Hilfen könnten die Situation entspannen. So könnten etwa pflegende Angehörige mit Hilfe von Telepräsenz – also einer Art Videoschalte – mit den Kranken in Kontakt treten, hieß es am Uniklinikum Halle. Ein Vorteil sei, dass die Menschen dadurch so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung bleiben könnten. Auch Ärzte oder Pfleger könnten mit Hilfe der Videoschalten schnell und unkompliziert Fragen der Patienten klären, betonte Rafler.

Doch der Einsatz technischer Hilfen ist nicht unumstritten. "Ich glaube, dass wir noch nicht so weit sind", sagte Rafler. Auch Roboter erforderten eine Anleitung. So habe das Klinikum Bergmannstrost in Halle etwa für vier Wochen bei bestimmten Patienten einen Roboter namens "Paro" eingesetzt – in Gestalt einer Robbe. Die weiße, kuschelige Robbe bewege sich, wenn sie gestreichelt werde. Demenzpatienten, für die der Roboter in Japan entwickelt wurde, wurden dadurch gelöster und gesprächiger, wie Rafler erklärte. In Halle musste jedoch immer ein Pfleger anwesend sein, wenn das Roboter-Tier eingesetzt wurde.

"Die Roboter ersetzen die Pflegekräfte nicht", sagte Rafler. Der Kontakt zu Menschen sei für Patienten wichtig. Auch Abläufe wie etwa das Waschen sei nur mit Personal zu stemmen. "Doch der Einsatz von robotergesteuerten Systemen ist eine Diskussion wert", erklärte der Landesvorsitzende weiter. Die Politik müsse die Forschungsprojekte finanziell unterstützen. Auch die Krankenkassen müssten künftig mit ins Boot geholt werden.