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Die SPD ließ den Aufsteiger Klaas Hübner schnell wieder fallen Der Genosse mit Schloss

Von Jens Schmidt 25.07.2013, 03:14

Magdbeurg l Klaas Hübners politische Flugbahn glich der einer Silvesterrakete: Steil hoch, buntes Glitzern - und weg.

2002, als die SPD noch die Neue Mitte anpeilte, begann der Aufstieg des jungen Unternehmers aus dem niedersächsischen Bad Harzburg, der in Neugattersleben bei Bernburg seine neue Heimat fand. Bundestag, Landesvorstand, Parteivize in Sachsen-Anhalt, Fraktionsvize in Berlin. Doch schon 2009 stoppte Sachsen-Anhalts SPD seinen Weiterflug. Zu abgehoben fanden sie den Genossen, der sich an der Basis selten blicken ließ und schon mal im Mercedes-Cabrio zum Parteitag vorfuhr.

Dabei fanden es anfangs viele gar nicht schlecht, mal einen anderen Typen in ihren Reihen zu haben. Pfarrer, Lehrer und hemdsärmlige Gewerkschafter hatte die SPD genug. Mit Hübner kam ein echter Firmeninhaber. Stets im feinen Zwirn, redefreudig, schlagfertig. Und mit Frau und vier Kindern im Leben stehend. Einer, der aussieht wie ein neoliberaler Wessi, aber ein SPD-Parteibuch in der Tasche hat. Die Botschaft war klar: Auch Mittelständler können ruhig SPD wählen - der Sozialismus wird nicht wieder eingeführt. Firmenzentrale und Wohnung hat Hübner im Schloss Neugattersleben. Ein Genosse mit Schloss - das hatte es in Sachsen-Anhalt noch nicht gegeben. Hübner selbst kokettierte damit, die "Heuschrecke" in der SPD zu sein. Er kaufte kranke Firmen, um sie aufzupäppeln und Arbeitsplätze zu erhalten. Die gute Heuschrecke also.

Doch Hübner plädierte auch für den Börsengang der Bahn. Das fanden die Genossen daheim gar nicht gut. Zumal sich der Wind drehte, und die SPD wieder mehr nach links steuerte. Richtig zornig wurden Mitstreiter, da er ihrer Ansicht nach 2008 am Stuhl des damaligen Bundesparteichefs Kurt Becks eifrig mitsägte. 2009 setzte die Landesparteispitze Hübner auf einen aussichtslosen Listenplatz. Er versuchte es als Direktkandidat. Und verlor.