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Dommuseum Grab aus Stein ist eingerollt

Der Startschuss für das künftige Magdeburger Dommuseum "Ottonianum" ist gefallen. Das erste Exponat ist eine Grablege.

Von Klaus-Peter Voigt 27.02.2017, 23:01

Magdeburg l Mehrere Stunden dauerte der Umzug auf einem Spezialfahrzeug in einem aus Stahlträgern bestehenden stabilen Metallgerüst. Seit 2002 war die mittelalterliche Gruft im Kulturhistorischen Museum der Elbestadt ausgestellt gewesen. Ein Jahr zuvor hatten sie Archäologen bei Grabungen auf dem Domplatz entdeckt. Experten gehen davon aus, dass dort eine hochgestellte Persönlichkeit wie ein Bischof oder ein Graf zur letzten Ruhe gebettet wurde. Das gesamte Areal diente Kaiser Otto dem Große (912-973) als Lieblingspfalz.

Gabriele Köster, die Direktorin der Magdeburger Museen, zeigte sich zuversichtlich, dass das neue Haus im Herbst kommenden Jahres seine Pforten öffne. Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren. Auf 650 Quadratmetern Ausstellungsfläche solle sich ein authentisches Bild des frühen Magdeburg zur Zeit der Ottonen im Kontext mit dem gotischen Dom entfalten.

Neben Grabungsfunden der jüngsten Vergangenheit, die gegenwärtig im Depot des Archäologischen Landesamtes in Halle liegen, seien dann auch Objekte aus den eigenen Beständen zu sehen, die in den 1950er und 1960er Jahren bei Forschungsgrabungen geborgen wurden. Köster nannte als Beispiel für die unzähligen Objekte, die in der künftigen Dauerausstellung einen Platz erhielten, den Sarg von Königin Editha (910-946). Dieser kam 2008 bei der Öffnung einer Tumba in der Kathedralkirche zum Vorschein.

Seinerzeit sorgte der Fund der Überreste von Editha für bundesweites Aufsehen. Das zuständige Landesamt für Archäologie hatte den Sarg ohne Information an die Stadt und die Öffentlichkeit in die eigenen Labore nach Halle abtransportieren lassen. Wegen dieses „Königinnen-Raubs“ stand Landesarchäologe Harald Meller in der Kritik. Der Streit ist inzwischen beigelegt. Die Gebeine der Königin wurden 2010 neben ihrem Gatten, dem späteren Kaiser Otto dem Großen, beigesetzt. Der Beisarg, in dem Editha 2008 gefunden wurde, kehrt bis 2018 ebenfalls nach Magdeburg zurück – als Ausstellungsstück im Dommuseum.

Wenige Meter davon entfernt fand sich 2008 übrigens noch eine andere, völlig unversehrte Grabstätte: Die von Erzbischof Wichmann (vor 1116-1192) mit hervorragend erhaltenen Textilien, die künftig und nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten ebenfalls der Öffentlichkeit zugänglich sein sollen.

Das Ottonianum ist ein gemeinsames Projekt der Magdeburger Museen, des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie und der Stiftung Dome und Schlösser Sachsen-Anhalts. Es erhält sein Domizil im Gebäude der einstigen Reichsbank, die im Stil des Neuen Bauens Mitte der 1920er Jahre entstand.

Die frühere Schalterhalle, die durch mehrere Säulenreihen an den dreischiffigen Dom erinnert, beherbergt die umfassende Schau. Daneben entstehen ein Shop und ein Café sowie Nebenräume. Ein Teil des Banktresors dient zudem als Depot.

In die oberen Stockwerke soll zudem die zentrale Verwaltung der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg (Wobau) einziehen. Diese Gesellschaft ist nach mehrjährigen Reibereien inzwischen auch Eigentümer des Gebäudes. Knapp zehn Millionen Euro investiert die Wobau bis 2018 in die Sanierung.