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Dürre und fehlende Helfer: Erdbeerernte in schwieriger Zeit

Die ersten Erdbeeren sind reif. Doch den Betrieben steht eine schwere Saison bevor. Die Landwirte rechnen wegen der trockenen Frühlingsmonate und wegen fehlender Saisonkräfte mit Ernteausfällen.

04.05.2020, 05:39

Genthin (dpa/sa) - Die Erdbeerernte ist in diesem Jahr unter denkbar widrigen Bedingungen in Sachsen-Anhalt gestartet. Es würden wegen der Coronakrise auf vielen Erdbeerhöfen im Land ausländische Erntehelfer fehlen, sagte der für Sachsen-Anhalt zuständige Sprecher des Verbands der Ostdeutschen Spargel- und Beerenobstanbauer, Henning Hoffheinz, in Genthin. Wie groß der Mangel an Helfern sei, schwanke von Betrieb zu Betrieb. Hinzu käme die unbeständige Witterung mit Nachtfrost in einigen Regionen des Landes sowie anhaltende Trockenheit in den vergangenen Wochen.

Ende April starteten die ersten Beerenbauern im Land mit der Ernte der roten Früchte, wie Hoffheinz erklärte. Zuerst seien die Erdbeeren reif, die unter wärmenden Tunnelschläuchen wachsen würden. Anschließend folgten die Beeren auf den freien Plantagen. In den vergangenen Jahren startete die Ernte Anfang Mai. Die Hauptsaison reiche bis in den Juli hinein, bemerkte Hoffheinz.

Die diesjährige Saison sei besonders holprig angelaufen. "Ende März hieß es noch: 'Keine Saisonkraft darf kommen'", sagte Hoffheinz. Die späteren Lockerungen der Einreisebeschränkungen für ausländische Helfer ließen viele Betriebe zwar aufatmen, dennoch fehlten nun potenzielle Kräfte. Denn die Menschen aus osteuropäischen Ländern mit noch strikteren Corona-Regeln als hierzulande seien verunsichert, ob sie die Reise wirklich antreten dürften, sagte Hoffheinz. Hinzu komme, dass die Helfer per Flugzeug einreisen müssten. "Einige sind noch nie geflogen", erklärte der Verbandssprecher. Das halte viele von der Reise nach Deutschland ab.

Neben den fehlenden Saisonkräften erschwert das Wetter die Lage. Über Wochen hinweg blieb der Regen fast komplett aus. Dadurch reifen weniger Erdbeeren. Zudem griff nächtlicher Bodenfrost in einigen Regionen des Landes die sensiblen Blüten an.

"Die Erdbeeren müssen rot werden, das ist unsere Existenz", sagte eine Sprecherin eines Erdbeerhofes bei Magdeburg. Ihr Betrieb habe sich kurzerhand entschlossen, Bewässerungsrohre zu verlegen, um den weitgehend ausgebliebenen Regen auszugleichen. Das sei jedoch ein zeitlicher und finanzieller Mehraufwand. Das Hauptproblem blieben dennoch die fehlenden Erntehelfer aus Osteuropa. "Wir brauchen ungefähr 150 Leute, aber es ist nur ein Fünftel da", erklärte die Mitarbeiterin. Saisonarbeiter in der Region zu finden, sei schwierig. Die Arbeit starte sehr früh am Morgen, das Bücken sei anstrengend.

In Sachsen-Anhalt werden laut Agrarministerium etwa 1,2 Millionen Hektar Fläche landwirtschaftlich genutzt. Der Großteil ist Ackerland. Etwa 1600 Hektar stehen für Obst zur Verfügung. Zu den am häufigsten angebauten Früchten gehören Äpfel, Süß- und Sauerkirschen, Erdbeeren, Birnen und Pflaumen.