Fassungslosigkeit nach Unfall in einer Doppelkurve an der B1 in der Börde / Polizei spricht von "nicht angepasster Geschwindigkeit" Eichenbarleber stinken über Gülle-Transporte in ihrer Straße ab
Eichenbarleben l Michael Rehn aus Eichenbarleben hält alles mit seiner Digitalkamera fest: Die Trümmer seines Garagenanbaus, die ausgelaufene Gülle auf dem Hof und im Wintergarten, sein zerstörtes Auto, die zahlreichen Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerkes sowie der Feuerwehr. Er schimpft: "Das musste ja irgendwann passieren. Wir haben schon lange befürchtet, dass in dieser Doppelkurve einer in unser Haus kracht. Der Verkehr hat hier immer mehr zugenommen." Damit meint er die Bundesstraße 1 mitten in der Ortschaft Eichenbarleben im Landkreis Börde.
"Wir haben schon lange befürchtet, dass in dieser Doppelkurve einer in unser Haus kracht."
Michael Rehn, Anwohner
Am Donnerstagmorgen gegen 6.15 Uhr war ein Traktor mit einem Gülleanhänger samt 13000 Liter Gärresten aus einer Biogasanlage an seinem Haus verunglückt.
Rund 5000 Liter (etwa 35 Badewannenfüllungen) ergossen sich zunächst über sein Grundstück, liefen über den Hof bis in den Garten hinein. Seine Frau Manuela: "Ich lag noch im Bett, als plötzlich das ganze Haus bebte. Ich wusste erst gar nicht, was passiert ist, dann sah ich den umgekippten Güllewagen." Die übelriechende Suppe lief ihr schon auf dem Hof entgegen.
Auch ihre mit im Haus wohnende Mutter riss der Unfall aus dem Bett. Helga Ostwald: "Wir haben uns gleich die Besen geschnappt und versucht die Gülle wegzukehren." Doch die stinkende Brühe nahm nicht ab. Irgendwann half die Feuerwehr mit und dichtete das Leck ab. Inzwischen hat die Polizei die Straße abgesperrt, die Sperre wird sechs Stunden andauern.
Mit einem zweiten Tankwagen beginnt am Vormittag die Biofirma aus Mecklenburg-Vorpommern, die restliche Gülle aus dem verunglückten Tank zu bergen. Auch der Geschäftsführer Jochen Blunk trifft später am Unglücksort ein. Er sagt: "Gott sei dank ist niemandem etwas passiert. Für den Schaden kommen wir natürlich auf." Er wird am Abend übrigens auf rund 80000 Euro geschätzt.
Einen solchen extremen Unfall habe er in den vergangenen 31 Jahren noch nie gehabt. "Und wir haben 180 Mitarbeiter", sagt er. Der Transport sollte die Gärreste von der Biogasanlage zu einem Spezialwagen auf dem Feld zum Düngen bringen. Ortsbürgermeister Detlef Binkowski: "Wir sind noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Denn die Gülle ist über einen Weg auf dem Parkplatz im Wesentlichen in einen Gulli und später in zwei Regenauffangbehälter gelaufen. Die waren schon randvoll." Wäre alles den Berg weiter hinterunter gelaufen, dann hätte es wohl im Bachlauf der Olbe eine Katastrophe gegeben.
"Gerade an dieser Stelle ist eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 30 überlegenswert."
Detlef Binkowski, Ortsbürgermeister
Binkowski will auf der nächsten Ortschaftsratssitzung die Gefahr in der Doppelkurve zum Thema machen. "Gerade an dieser Stelle ist eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 30 überlegenswert", sagte er. Wegen der langen Kälteperiode seien die Landwirte in den letzten Tagen ohnehin unter starkem Druck. Deshalb sei auch der landwirtschaftliche Verkehr stärker als sonst.