1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Ein Verkäufer im Zoogeschäft wird zum Tierbestatter

Immer mehr Menschen auch in Sachsen-Anhalt behalten ihre Haustiere über deren Tod hinaus Ein Verkäufer im Zoogeschäft wird zum Tierbestatter

Von Young-Sim Song 23.11.2011, 04:21

Magdeburg (dapd) l Zehn Jahre lang arbeitete Alexander Topf in einem Zoogeschäft in Stassfurt im Salzlandkreis. Er machte dort eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann und war zuletzt Filialleiter. Seine Kunden beriet er in allen Fragen leidenschaftlich, nur beim Thema Tod konnte er nicht weiterhelfen. Kurzerhand beschloss er, sich des Problems selbst anzunehmen und machte sich in Magdeburg mit einer Filiale eines Franchise-Unternehmens für Tierbestattungen selbstständig. Die Eröffnung am (heutigen) Samstag sei ein Tag der offenen Tür, sagt Topf.

Die Kunden könnten sich bei ihm rund um die Uhr melden. Das tote Tier werde dann abgeholt und zunächst im Institut in Magdeburg kühl gelagert. Einmal pro Woche bringt Topf die Tiere dann ins unternehmenseigene Tierkrematorium in Nürnberg. "Vom Tod bis zur Übergabe der Urne dauert es ungefähr 14 Tage", erklärt Topf. Beerdigungen würden zwar auch gewünscht, machten aber derzeit lediglich fünf Prozent aus. Manche Tierliebhaber ließen ihre Tiere sogar im eigenen Garten begraben.

"Nutztiere dürfen nicht eingeäschert werden"

Die Einäscherung kostet je nach Gewicht bis zu 300 Euro: Bei einem vier bis zehn Kilo schweren Hund oder Katze 179 Euro. Dazu kommen noch Abholpauschale und Kosten für die Urne. Ganz einfache kosten ab 15 Euro. Für eine teure Glasurne zahlt man bis zu 300 Euro.

"Nutztiere dürfen nicht eingeäschert werden", sagt Topf. Ein Minischwein, das man als Haustier gehalten hat, ginge gerade noch so. Seinen ersten Kunden hat er schon: Die Katze seiner Oma ist gestorben. "Sie war so traurig, dass sie 14 Tage gar nicht richtig mit mir sprechen konnte", erzählt Topf. Bis zur Einäscherung lagert der tote Vierbeiner in der Kühltruhe. Die trauernde Frau hat sich bereits eine Urne in der Form einer Katze ausgesucht, die in den Farben ihres verstorbenen Haustieres angemalt werden soll.

Auch Ulrich Pauer ist Tierbestatter in Magdeburg. Er schätzt die Tierfriedhöfe und -bestattungsunternehmen in Sachsen-Anhalt auf etwa zehn. Weil das Bestattungsunternehmen nicht einträglich genug ist, hat er noch ein zweites Geschäft nebenher.

In Magdeburg können schon seit 15 Jahren Haustiere bestattet werden. Bereits 1993 gründete ein Ehepaar den Magdeburger Tierfriedhof.

"Ich lasse mein Tier nicht beim Tierarzt"

Der erste Vorsitzende des Bundesverbands der Tierbestatter, Martin Struck, schätzt, dass es in Deutschland bis zu 200 Tierfriedhöfe und Bestatter gibt. Genaue Zahlen könne er nicht nennen: In diesem Bereich sei vieles "noch so im Aufbau". Aber: "Wenn man im Internet nach einem Bestatter sucht, findet man, was man braucht."

Immer mehr Haustierbesitzer nutzten das Angebot. "Mit zunehmender Bekanntheit von Tierbestattungen sagen sich immer mehr Menschen: Ich lasse mein Tier nicht beim Tierarzt", sagt Struck. Viele wollten nicht, dass das ehemalige Familienmitglied in die Tierverwertung kommt.