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Experten-Beirat tritt aus Protest gegen den Beschluss zurück Endgültiges Aus für Dessaus Bauhaus-Chef

Von Hagen Eichler 23.11.2013, 02:11

Dessau l Bauhaus-Direktor Philipp Oswalt muss seinen Posten Ende Februar räumen. Das Vertrauen sei beschädigt, begründet Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) die Entscheidung.

Mehr als drei Stunden debattierte die Bauhausstiftung am Freitag hinter verschlossener Tür. In dem Gremium sitzen Vertreter des Landes, des Bundes und der Stadt Dessau-Roßlau. Am Ende fiel die Entscheidung einstimmig: Es bleibt dabei, dass die Stiftung zum 1. März einen neuen Direktor einstellt.

Eine erneute Bewerbung des Amtsinhabers wäre zwecklos, machte der Vorsitzende des Stiftungsrates, Kultusminister Stephan Dorgerloh, in der anschließenden Pressekonferenz deutlich. "Das Vertrauensverhältnis ist nicht zerstört, aber beschädigt", begründete er den Beschluss knapp.

Zu Details wollen sich die sieben Mitglieder des Gremiums weiterhin nicht äußern.Eine Rolle soll der Streit um das geplante Ausstellungszentrum spielen. Das wird nun im Dessauer Stadtpark gebaut, wie der Stiftungsrat gestern entschied - Oswalt hatte einen Standort in Bauhaus-Nähe präferiert.

Unzufrieden ist der Stiftungsrat auch mit dem Stand der Vorarbeiten zur Übergabe der Meisterhäuser von der Stadt an die Stiftung. Bislang fehle die eingeforderte Wirtschaftlichkeitsberechnung, rügte Dorgerloh: "Da muss nachgearbeitet werden." Allerdings habe der Stiftungsrat auch die Verdienste des seit 2009 amtierenden Direktors gewürdigt.

Oswalt wollte sich gestern nicht äußern. Er hat allerdings zahlreiche Unterstützer in der Fachwelt. Der zehnköpfige wissenschaftliche Beirat der Stiftung erklärte am Freitagnachmittag seinen Rücktritt. "Wir sind mit dem Beschluss nicht einverstanden, die hervorragenden Leistungen von Oswalt werden ignoriert", sagte Beirats-Vorsitzende Franziska Bollerey. Ihr Stellvertreter Hartmut Böhme sagte: "Wir sehen keinen besseren Bewerber." Kultusminister Dorgerloh bedauerte den Rücktritt "nach langjähriger fruchtbarer Zusammenarbeit".

Die Linke im Landtag rügte den Dessauer Beschluss als "Sieg der Kleingeisterei". Die Landesregierung lege keinen Wert auf einen Direktor mit eigenständigem Denken, sondern verlange blinde Gefolgschaft, sagte der Abgeordnete Stefan Gebhardt.CDU-Fraktionschef André Schröder reagierte verhalten. Seine Fraktion akzeptiere die Entscheidung. Jetzt gelte es, nach vorn zu schauen, um das Bauhaus-Jubiläum 2019 vorzubereiten.