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Europaweite Aktion Mit Feuer gegen noch mehr Wölfe

Schäfer rufen am heutigen Freitag zu europaweiten Mahnfeuern auf. Auch Sachsen-Anhalter machen mit.

Von Elisa Sowieja 15.09.2017, 01:01

Bismark l Vor dem Feuerwehr-Gerätehaus in Kläden, einem Ortsteil von Bismark in der Altmark, schichten am heutigen Freitag Landwirte, Gemeindearbeiter und Freiwillige Äste und Reisig auf. Um 19.30 Uhr wird der Stapel angezündet – um ein Zeichen zu setzen gegen die weitere Ausbreitung des Wolfes. Am Feuer stehen werden Schäfer, Bauern und Bürger aus den Regionen Bismark und Seehausen. Kläden ist einer von mehr als 50 Orten, an denen heute Mahnfeuer entzündet werden – und zwar in Deutschland, Frankreich, Italien, der Schweiz, Spanien, Österreich und der Türkei.

Dazu aufgerufen hat der Förderverein der Deutschen Schafhaltung. „Es geht uns um eine Bestandsregulierung“, sagt Verbandschef Wendelin Schmücker. „Der Wolf sollte bejagt werden dürfen, so wie andere Wildtierarten auch.“ Hintergrund ist die rasante Ausbreitung der geschützten Art. Allein in Sachsen-Anhalt wuchs die Population zuletzt binnen fünf Jahren von elf auf 78 Tiere. Folgen: Nutztierhalter beklagen Risse, Jäger fürchten um Wildbestände, viele Bürger haben Angst, dass der Wolf die Scheu vor Menschen verliert.

Die Veranstalter der Mahnfeuer sind meist Schaf-, Rinderhalter oder ein Bauernverband. Im Fall von Kläden hat die Bismarker Bürgermeisterin Annegret Schwarz die Organisation übernommen. Sie kritisiert schon länger öffentlich den Umgang mit dem Wolf. „Es muss einen Stopp bei der Population geben“, sagt sie. Ihr gehe es um die Sicherheit der Bürger, aber auch um die Tierhalter: „Der Wolf wird für einige landwirtschaftliche Betriebe zur wirtschaftlichen Existenzbedrohung.“

Im Landkreis Stendal gibt’s heute ebenfalls ein Mahnfeuer, und zwar auf einer Wiese zwischen Schollene und Molkenberg, Organisatoren sind der Kreisbauernverband und zwei Landwirte.

An manchen Orten wird das Feuer mit einer Gesprächsrunde verknüpft, berichtet Initator Schmücker. Bei ihm im Landkreis Harburg etwa veranstalte man eine Podiumsdiskussion mit Parteivertretern. Auch in Kläden wolle man ins Gespräch kommen, erklärt Bürgermeisterin Schwarz. Deshalb habe sie auch die Naturschützer von Nabu und BUND sowie den Landrat eingeladen.

Sachsen-Anhalts Landesschafzuchtverband begrüßt die Aktion. „Einige unserer Schäfer werden dabei sein“, sagt Geschäftsführer Hans-Jörg Rösler. Ihm gehe es allerdings nicht um eine Begrenzung der Population, sondern um eine bessere Unterstützung des Landes beim Schutz vor Wolfsangriffen.

Der Förderverein der Deutschen Schafhaltung veranstaltet das Mahnfeuer schon zum zweiten Mal. Bei der Premiere im Mai wurde es an rund 20 Orten in Deutschland entzündet.

In Sachsen-Anhalt schwappte die Wolfsdiskussion zuletzt im Juli hoch. Da präsentierte das Umweltministerium unter Claudia Dalbert (Grüne) eine „Leitlinie Wolf“ zum Umgang mit dem Tier. Kritiker bemängelten zu rigide Regeln für den Abschuss von Problemwölfen und einen fehlenden Fahrplan zur Bestandsentwicklung. Das Ministerium verteidigte die Leitlinie mit Verweis auf strenge Rechtsvorgaben der EU.

Zuvor hatte Regierungschef Reiner Haseloff (CDU) angekündigt, bei der EU direkt auf die Lockerung des Schutzstatus drängen zu wollen. Doch daraus wurde erstmal nichts. Denn kurz darauf stimmte Dalbert bei der Agrarministerkonferenz einem Antrag zu, wonach das Bundesumweltministerium erst prüfen solle, wie bedroht die Tierart in Deutschland tatsächlich sei.