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Fankultur FCM-Aufkleber: Lokalpolitiker wollen Prämien für Ergreifung der Urheber ausloben

Viele Gemeinden in Sachsen-Anhalt klagen über zu viele FCM-Aufkleber. In einer Stadt wollen Lokalpolitiker einen unstrittenen Weg gehen, um das Problem in den Griff zu kriegen.

Von Antonius Wollmann 04.10.2024, 12:01
Am Jersleber See haben sich FCM-Fans ausgetobt. Viele Gemeinden haben die Nase voll von den Stickern.
Am Jersleber See haben sich FCM-Fans ausgetobt. Viele Gemeinden haben die Nase voll von den Stickern. Foto: Imago/Norbert Neetz

Magdeburg. - Als Traditionsverein mit reichhaltiger Geschichte ist der 1. FC Magdeburg nicht nur in der Landeshauptstadt tief verwurzelt. Die Anhänger strömen aus fast allen Landesteilen zu den Heimspielen in der Avnet-Arena (früher MDCC). Ihre Verbundenheit zu den Blau-Weißen zeigen sie allerdings nicht nur an den Spieltagen, sondern dokumentieren sie auch im Alltag: in Form von Aufklebern und Graffitis. Die überziehen Laternenpfähle, Verkehrsschilder, Lärmschutzwände und Brücken flächendeckend. Nicht immer zum Vergnügen des Teils der Bevölkerung, der mit Fußball im Allgemeinen und dem FCM im Speziellen wenig bis nichts zu tun hat.

In Magdeburg geißelte Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) unlängst ein Graffiti an der frisch sanierten Wasserfallbrücke. Die Täter sollten über ihr Handeln und die verursachten Schäden nachdenken, empfahl sie. Im besagten Fall würde die Entfernung bis zu 20.000 Euro kosten.

Beseitigung der FCM-Aufkleber kostet Geld

Die Gemeinde Biederitz hatte im April per Facebook-Post ihrem Ärger Luft gemacht. Straßenschilder seien bis zur Unkenntlichkeit mit Stickern übersät. Die Sicherheit im Straßenverkehr sei dadurch gefährdet. Im Luftkurort Arendsee (Altmarkkreis Salzwedel) im äußersten Norden des Bundeslandes beschäftigen die Aktivitäten der Fans immer öfter die städtischen Gremien. Auch in der Altmark sind vor allem die Aufkleber für viele Lokalpolitiker zu einem regelrechten Ärgernis geworden.

„Das Stadtbild leidet darunter, da manche Verkehrs- oder Hinweisschilder gar nicht mehr zu erkennen sind“, beschreibt Klebe die Folgen der Sticker. Die seien außerdem nur sehr schwer wieder ablösbar. Oft werde dabei der die Reflexionsfläche zerstört, so dass das ganze Schild ausgetauscht werden muss. Auf den Kosten bleibe die Gemeinde sitzen.

„Der Ordnungssausschuss hat sich schon mehrfach mit dem Thema befasst“, sagt Bürgermeister Norman Klebe (CDU) auf Volksstimme-Anfrage. Die Geduld bei einigen Stadtratsmitgliedern ist dabei mittlerweile deutlich überstrapaziert. Zumal die Verursacher meist ungeschoren davonkommen. Um die Kleber-Kolonnen zur Verantwortung zu ziehen, haben manche Ratsmitglieder bereits harsche Maßnahmen ins Spiel gebracht. „Einige Räte sind dafür, Kopfprämien für sachdienliche Hinweise auszuloben“, sagt der Bürgermeister. Gespräche mit Fanvertretern hätten bisher keine Früchte getragen.

Allerdings scheint deren Einfluss am Ende ohnehin am Ende begrenzt zu sein. Das hat vor allem mit der Verfügbarkeit der Kleber zu tun. „Der Zugang ist viel einfacher geworden. Im Prinzip kann jedes Kind die im Internet bestellen. So hat sich das ein Stück weit verselbstständigt“, sagt Stefan Roggenthin, Mitarbeiter des Magdeburger Fanprojektes. Im Falle der Verkehrsschilder könne er den Unmut durchaus nachvollziehen. Trotzdem wirbt er dafür, zu kooperieren. So könne man bei den Graffitis auf einen Nenner kommen. „Es geht ja darum, einen Bezug zur Region herzustellen. Ein Ansatz wäre dabei, attraktive öffentliche Flächen den Fans zur Verfügung zu stellen“, so Roggenthin.

Dieser Vorschlag trifft auch bei der Fanhilfe Magdeburg, die Fußballfans in rechtlichen Fragen berät, auf Zustimmung. Es brauche mehr legale Möglichkeiten, seine Verbundenheit zum 1. FC Magdeburg auszudrücken, sagt Fanhilfe-Mitglied Oliver Wiebe. Von den Forderungen, Prämien für Hinweise auf die Urheber auszuloben, hält er dagegen wenig. „Weder hohe Ordnungsgelder noch Prämien für das Denunziantentum werden irgendjemanden vom Aufkleber-Verteilen abbringen“, ist Wiebe überzeugt.

FCM-Aufkleber sind leicht zu kaufen

Der Verein distanziert sich wiederum „grundsätzlich von jeglichen Straftaten“, wie Fanbetreuer Felix Nebel mitteilt. Der 1. FC Magdeburg fahre da eine klare Linie. Leider seien Möglichkeiten in Sachen Prävention sehr begrenzt. „Uns ist aber bewusst, dass es in vielen Fällen eine Vernetzung zu Teilen unserer Fanszene geben wird, nur sehen wir uns nicht in der Lage, Jugend- und Sozialarbeit in den einzelnen Gemeinden oder Stadtteilen zu leisten“, so Nebel. Innerhalb der Fanszene setze man aber auf Prävention.