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Ferienspaß Kinderlachen mit Henry Maske am See

Dank der Henry-Maske-Stiftung konnten auch Kinder aus Sachsen-Anhalt schöne Ferientage am Brandeburger Beetzsee verbringen.

Von René Miller 08.08.2020, 01:01

Die Sonne blinzelt schon am frühen Morgen kräftig durch die Bäume und spiegelt sich auf dem schönen Beetzsee in der Nähe von Brandenburg. Der Sommer kehrt zurück. Und für einige Kinder aus Sachsen-Anhalt soll es sogar der schönste Ferientag das Jahres werden.

Die Kinderaugen der Mädchen und Jungs vom Kinderschutzbund Mansfeld-Südharz werden immer größer. Die Gruppe probiert sich in der Ferienanlage „PerspektivFabrik“ gerade beim Bogenschießen aus, als sich ein 1,90 Meter großer durchtrainierter Mann zu ihnen gesellt und es selbst versucht. Der erste Schuss – weit vorbei. Der zweite Versuch sah schon besser aus – aber auch dieser Pfeil fand nicht mal die Zielbegrenzung und zeigt, dass es Henry Maske mit Pfeil und Bogen im Sport nicht weit gebracht hätte. Dafür aber im Boxen zum Olympiasieger und Weltmeister. Und weil er vor allem durch seine eindrucksvolle Profi-Karriere auf der Sonnenseite des Lebens landen durfte, war es ihm auch immer ein Bedürfnis, denen zu helfen, die eher im Schatten stehen. So entstand vor 20 Jahren die Henry-Maske-Stiftung, die wiederum seit zehn Jahren in der Nähe von Brandenburg Kindern und Jugendlichen aus sozial schwachen Familien ein Ferienerlebnis beschert.

„Die Kinder kommen aus ganz Deutschland. Und wir stehen dafür in engem Kontakt mit dem Kinderschutzbund, Kindertafeln, Jugendzentren, Streetworkprojekten und vielen mehr“, erklärt Cornelia Reh von der Henry-Maske-Stiftung. Und Maske ergänzt: „Für manch einen mag das Alltag sein. Aber für diese Kids hier ist das sehr viel. Die kommen mit einem guten Gefühl nach Hause und können in der Schule auch von etwas erzählen, was sie in den Ferien erlebt haben. Das ist meine Motivation“.

Jeweils sechs Wochen im Sommer und zwei Wochen im Herbst organisiert seine Stiftung entspannte Ferientage am See. Marlon aus der Nähe von Eisleben ist zum dritten Mal hier und sagt ganz stolz: „Ich hatte auch immer das Glück, genau in der Woche hier zu sein, wenn Henry uns besucht.“ Dass Henry nur Henry und nicht der Herr Maske ist, darauf legt die einstige Sportgröße großen Wert. „Henry, du schaffst das“, riefen ihm die Kinder deshalb zu, als er zum dritten Mal den Pfeil spannt. Doch auch der Pfeil hatte bei seiner Landung nichts mit der bunten Zielscheibe zu tun. „Der Arm von Henry ist eben nur für das Boxen geschaffen“, merkt Marlon an.

Er darf sich solche Sprüche erlauben. Schließlich hat er Maske im Vorjahr mit einem T-Shirt überrascht. „Meine Mama hatte ein Foto von ihm draufdrucken lassen. Darüber hat er sich sehr gefreut“, erzählt der Neunjährige. Dass alle von den Box-Erfolgen Maskes wissen, erstaunt schon. „Wir haben uns mit den Kindern einen Film über ihn angeschaut“, erklärt Sabine Geißler, eine der Betreuerinnen des Kinderschutzbundes.

Aus dem Hintergrund dröhnt inzwischen laute Musik. Dort tanzen die anderen Kinder der 15-köpfigen Gruppe aus Sachsen-Anhalt nach Shakiras „Waka, Waka“. Selbst der inzwischen 56-Jährige kommt da ins Tänzeln wie früher im Boxring. Aber die Mädels bewegen sich einstudiert so toll im Takt, dass Maske nur stört. Also setzt er sich brav an den Rand und klatscht nach dem Auftritt der Mädels begeistert.

Auch hier kennt er einige noch aus den Vorjahren und bekommt von den Mädels als Dankeschön für die netten Ferientage ein kleines Geschenk überreicht. „Wir fahren mit den Kindern aus insgesamt fünf Einrichtungen unserer Region des Kinderschutzbundes schon einige Jahre hierher. Denn was in diesem Feriencamp für die Kinder gemacht wird, ist eine tolle Sache. Für manche Kinder ist das sogar der einzige Urlaub im Jahr“, erzählt Anja Libeau, eine der mitgereisten Betreuerinnen vom Kinderschutzbund.

Wenn nach der besten Tänzerin gefragt wird, zeigen alle Finger auf Katharina aus Hettstedt. „Sie ist beim Einstudieren sogar noch strenger als ihre Mama“, ruft Melina. Libeau erklärt: „Die Mama von Katharina leitet in unserer Einrichtung die Tanzgruppe.“ Am Beetzsee ist aber Katharina die „Chefin“ und hat auch schon eine neue Idee. „Wir studieren gerade das Lied ,194 Länder‘ von Mark Forster ein“, verrät die Zehnjährige, die schon vor sieben Jahren mit dem Tanzen begann. Dieses Talent in einem professionellen Tanzstudio auszuweiten, wäre aber sehr kostspielig. Allein schon die Kostüme sind aufwendig. Katharina: „Für unsere Gruppe hilft aber meine Oma beim Nähen.“ Zur Gruppe gehören sieben Mädchen, die in der Region auch regelmäßig Auftritte haben und die eine oder andere Spende für den gemeinsamen Sommerurlaub am Beetzsee eintanzen.

Die Sonne ist inzwischen so stark geworden, dass am Nachmittag Baden auf dem Plan steht. Katharina und Marlon stürmen mit ihren Freundinnen und Freunden über den Sandstrand ins Wasser, sind mit wenigen Schwimmzügen an der Badeinsel angelangt. Und von dort wird fleißig ins kühle Nass gesprungen. Marlon: „Baden macht mir neben der Kletterwand natürlich am meisten Spaß.“

Ohne die Corona-Pandemie würden sich sechs Wochen lang jeweils 150 Kinder auf dem 35 000 Quadratmeter großen Gelände tummeln. So sind es aber nur jeweils 50 Kids pro Woche in den fünf Sommer-Camps. Der Eigenanteil beträgt acht Euro pro Tag. In Härtefällen wird aber sogar darauf verzichtet. Und um das Infektionsrisiko zu minimieren, bleiben die einzelnen Gruppen auch nur unter sich. Marlon: „Das ist ein bisschen schade, weil wir uns in den letzten Jahren immer verteilen konnten und machen konnten, zu was wir gerade Lust haben.“

Während die Kinder weiter im See planschen, schreibt Maske für die abreisende Gruppe aus Hamburg noch Autogramme und hofft, dass im nächsten Sommer wieder mehr Kinder ihre Seelen unbeschränkt am See baumeln lassen dürfen. Und vielleicht können sich die Kids am Beetzsee nächstes Jahr sogar über mehr Besuche von ihrem Henry freuen. Die Zeit hat er inzwischen dafür. Maske verrät: „Ich habe meine McDonald‘s-Läden Ende 2019 verkauft und bin jetzt nur noch Privatier.“ Am Engagement für soziale Projekte wird das nichts verändern.

Für Katharina, Marlon und die anderen Kinder aus dem Süden von Sachsen-Anhalt enden die schönen Tage heute nach einer Woche schon wieder. Aber wenn in knapp drei Wochen die Schule wieder beginnt, können alle viele tolle Geschichten erzählen. Auch davon, dass ihr Henry zwar nicht Bogenschießen und tanzen kann, aber ein riesengroßes Herz für Kinder hat.