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Feuerwehr Knallrot für die ganze Welt

Im Saalekreis-Ort Farnstädt werden Löschfahrzeuge in vielen Variationen gebaut. Es gibt auch Pumpen gegen Buschbrände in Australien.

Von Bernd Kaufholz 29.01.2020, 00:01

Farnstädt l In der großen Werkhalle am Ortsrand von Farnstädt wird gehämmert, geschweißt, entrostet, geölt, ein- und ausgebaut. Hier schlägt das Herz des einzigen Löschfahrzeugbauers und -reparateurs Sachsen-Anhalts – der Schmitz Fire & Rescue GmbH. Die Knallroten jeder Größe sind rund um den Globus begehrt.

Halt! Nicht alle Löschfahrzeuge sind in dieser Farbe lackiert. Ganz hinten zwei „Ausreißer“ in Gelb. In den Vereinigten Arabischen Emiraten sehen die Feuerwehrautos farblich wie ein Kanarienvogel aus.

Geschäftsführer Erhard Gurt sagt nicht ohne Stolz: „Wir arbeiten gerade einen Superauftrag für die Feuerwehren in Dubai und Abu Dhabi ab. Einschließlich Vietnam liefern wir 13 Löschfahrzeuge. Ausgestattet mit dem sogenannten ,One Seven Löschsystem‘ (siehe Infokasten).“ Die gelben Retter haben je zwei Tanks im Bauch. Für 6000 Liter Wasser und 1000 Liter Spezialschaum.

Von einem weltweiten Verkauf von Löschfahrzeugen hatte Firmengründer Hermann Schmitz vor 86 Jahren sicherlich nicht geträumt, als er die ersten Feuerlöscher herstellte. Und auch, als 1964 die ersten Gerätewagen für Gefahrguttransporte aus der Werkhalle fuhren, war noch nicht daran zu denken. Obwohl die Spezialfahrzeuge bereits damals für ein Staunen in der Branche sorgten. „Zur Ausrüstung gehören bis heute unter anderem Chemieschutzanzüge und Geräte für die Dekontaminierung. Die eingebauten Spezialpumpen müssen funkensicher sein, die Behälter edelstahlbeschichtet. Auch an die Kupplungen werden besondere Anforderungen gestellt.“

Vor dem Ausfahrtor wartet ein TSF-W, ein Tragkraftspritzenfahrzeug mit Wasser, auf die Abnahme. Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr in Fehrbellin (Brandenburg) warten bereits auf das 800-Liter-Fahrzeug. Wie alle Feuerwehrwagen von Schmitz auf Iveco-Basis.

Maschinenbau-Ingenieur Gurt nennt das Warum? „Es ist kein Geheimnis, dass bei diesen Fahrzeugen die Zuladungsmöglichkeiten am größten sind.“

Eine Vielzahl von Feuerwehren in Sachsen-Anhalt steht in den Auftragsbüchern der Firma „Schmitz“. So hat die FFW Rogätz einen 14-Tonnen-Gerätewagen geordert, für Barleben und Wanzleben (alle Börde) werden Mannschaftstransporter und Mehrzwecktransporter gebaut. Auch Coswig (Landkreis Wittenberg) und Haldensleben (Börde) sind Auftraggeber für die Brandbekämpfungsexperten im Saalekreis.

Magdeburg bringt seine roten Fahrzeuge zur Wartung und Pflege und auch die Berliner Feuerwehr setzt auf den Service des Unternehmens.

Bernhard Weidner ist dabei, ein Großfahrzeug der Bundeshauptstadt wieder auf Hochglanz zu bringen. Das Führerhaus ist nach vorne geklappt. Der Schlosser ist bei der Endkontrolle. In wenigen Tagen ist die Feuerwehr einsatzbereit.

Geschäftsführer Runge nimmt einen „Ball“, der aus mehreren weißen Plastikscheiben besteht, von einem Stapel. „Auch eine Innovation aus unserem Hause“, sagt der 56-Jährige. „Das Zusatzteil wird in die Wassertanks gelegt. Dadurch wird verhindert, dass sich das Wasser bei Kurvenfahrten aufschaukelt und das Fahrzeug zum Kippen bringt.“

Hinter einem Vorhang knistert es. Die Brille vor den Augen schweißt Hans-Joachim Becker elektrisch Rohre für das Pumpensystem von Löschfahrzeugen. Präzision ist gefragt. Wie überall im Betrieb. Schließlich hängen Menschenleben an der Einsatzbereitschaft der „Roten“.

Die Auftragslage in Farnstädt ist so gut, dass demnächst eine weitere Halle angebaut wird. 1400 Quadratmeter groß. „Und das Grundstück gegenüber haben wir auch schon gekauft“, zeigt Gurt auf die andere Straßenseite. Wenn es so weit ist, können wir weiter expandieren.“ 2018 ist Schmitz mit 24 Mitarbeitern an den Start gegangen. Heute sind es 54. Und demnächst 64.