Ribbensdorfer haben das vermutlich älteste Spritzenhaus im Norden Sachsen-Anhalts Feuerwehr seit 144 Jahren im gleichen Haus
Ribbensdorf l Jedes dritte Feuerwehr-Gerätehaus entspricht in Sachsen-Anhalt nicht mehr der gültigen Norm. Den Gemeinden fehlt für den Umbau oft das Geld. Die Volksstimme hat deshalb das wohl älteste Spritzenhaus im Norden des Landes gesucht: Es steht in Ribbensdorf in der Börde.
Jeder fünfte Einwohner von Ribbensdorf ist Mitglied der freiwilligen Feuerwehr des 200 Seelen-Ortes. Mitten in der Börde. Und ganz zentral liegt auch das Spritzenhaus des Dorfes. Das war schon 1869 so, seitdem es die Feuerwehr in Ribbensdorf gibt.
Stolz zerren die Frauen und Männer extra für die Volksstimme einen alten schweren Balken aus Eichenholz vom Dachboden. In diesen ist die Zahl 1869 eingeritzt. "Falls Sie uns nicht glauben", sagt Wehrleiter Winand Kuthe. Für das Gruppenbild holen sie ihre Urkunde hervor, die sie 1969 zu ihrem 100-jährigen Jubiläum erhalten haben.
Das Gerätehaus von der Größe einer Garage musste 1991 für ein Löschfahrzeug vergrößert werden. "Dabei haben wir auch den Dachbalken mit der Jahreszahl gefunden", sagt Henry Dörge.
"Das Spritzenhaus war früher auch gleichzeitig das Gefängnis." - Helmut Sokolowski, Altersabteilung
Aus Überlieferungen der Dorfbewohner ist bekannt, dass das Spritzenhaus schon immer Sitz der kleinen Feuerwehr war. "Es war auch gleichzeitig das Gefängnis. Die Gitter an den Fenstern sind sogar noch erhalten. Zuletzt wurde das Haus als solches in den 1930er Jahren genutzt. Die Streithähne nach einer Wirtshaus-Schlägerei schliefen dort ihren Rausch aus", sagt Helmut Sokolowski von der Altersabteilung der Wehr. Ursprünglich waren in dem Häuschen nur Lösch-Ledereimer gelagert. Sokolowski: "Einige sind im Museum in Braunschweig zu sehen."
1901 erhielten die Ribbensdorfer eine Pferdespritze, die noch heute zu besonderen Anlässen der Feuerwehr hervorgeholt wird. Die erste Motorspritze kam kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. Zum Beweis holt einer der Männer ein altes Schild hervor: "Hier sehen Sie, da hat jemand das Hakenkreuz abgekratzt." Inzwischen haben die Ribbensdorfer ein modernes Fahrzeug. Ein Tragkraftspritzenfahrzeug aus dem Jahr 2007.
Die Zahl der Einsätze hält sich in Grenzen. In diesem Jahr rückten die Frauen und Männer dreimal aus. "Wir haben Sandsäcke für den Hochwassereinsatz befüllt, löschten einen Mähdrescher und eine brennende Strohpresse", zählt Wehrleiter Kuthe auf. Dennoch trainieren die Feuerwehrmänner alle zwei Wochen für den Ernstfall oder treffen sich mit der Kinder- und Jugendfeuerwehr. Das unbeheizte Gerätehaus sei viel zu eng. "Es ist eben nicht mehr als eine Garage", so Kuthe.
"Im nächsten Jahr ist an anderer Stelle ein Neubau geplant." - Danny Pachur, Vize-Stadtwehrleiter
Doch Danny Pachur, Vize-Stadtwehrleiter der Gemeinde Weferlingen-Oebisfelde, macht Hoffnung: "Im nächsten Jahr ist an anderer Stelle ein Neubau geplant."
Laut Innenministerium gibt es nur eine Übersicht über das Alter der von den Feuerwehren genutzten Gebäude. Danach führt Neuplatendorf, Stadt Falkenstein im Harz. Die Feuerwehr dort befindet sich in einer ehemaligen Scheune (1744), die aber erst 1996 zum Feuerwehrgerätehaus umgebaut wurde.