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Ehefrau von Karl Marx wäre im Februar 2014 200 Jahre alt geworden / Organisator hat zwei Träume: Sendung in der "Tagesschau" und Festrede der Kanzlerin Geburtsort Salzwedel hofft zum Jenny-Marx-Jubiläum auf Weltinteresse

Von Sabrina Gorges 05.06.2012, 03:20

Salzwedel (dpa) l Karl-Heinz Reck hat zwei Träume: Erstens sollen die Feierlichkeiten um Salzwedels berühmteste Tochter Jenny Marx im Februar 2014 Thema in der ARD-"Tagesschau" sein - und zweitens soll Kanzlerin Angela Merkel als berühmteste Frau Deutschlands eine Festrede halten. Zwei Ziele, auf die Reck und seine Mitstreiter vom "Freundeskreis Jenny Marx" seit längerem hinarbeiten. Sie wollen für die Ehefrau von Karl Marx, die nur zwei Jahre in ihrer Geburtsstadt Salzwedel lebte, eine Lanze brechen. Gemeinsam mit Landkreis und Stadt feilt das gute Dutzend Engagierte am Konzept für die Festwoche in knapp eineinhalb Jahren. "Wir wollen ein Aushängeschild für die Stadt kreieren und damit Weltinteresse erregen", sagt Reck.

Der ehemalige Kultusminister des Landes hatte 2009 die Idee, den 200. Geburtstag von Jenny Marx (1814-1881) groß zu feiern. Groß bedeutet: eine große Sonderausstellung, eine Festreihe über große Frauen, ein Zeichenwettbewerb, ein Sportfest für Kinder und eine große Gala, zu der er am liebsten die Bundeskanzlerin einladen möchte. "Wir stecken noch am Anfang. Es kommen immer wieder Ideen, die wachsen, ausgebaut oder wieder verworfen werden", sagt Reck.

"Frau angemessen würdigen"

"Wir möchten den Wirkungskreis so groß wie möglich halten. Diese Frau muss endlich angemessen gewürdigt werden." Salzwedels Bürgermeisterin Sabine Danicke (parteilos) hat im Oktober 2011 eigens für das Jubiläum ein Fest-komitee ins Leben gerufen.

Ein Ort des Geschehens ist das Geburtshaus der Jubilarin, die am 12. Februar 1814 als Johanna Bertha Julie Jenny von Westphalen in Salzwedel geboren wurde. Im Garten wurde vor knapp 30 Jahren eine lebensgroße Bronzeplastik aufgestellt. Jenny Marx blickt als junge Frau mit Dutt ein bisschen verlegen auf die sauber geschnittenen Buchsbaumhecken, die um sie herum wachsen. Man kann erahnen, wie schön sie gewesen sein muss.

In den beiden Räumen im Erdgeschoss gibt es vor allem Werke von Künstlern aus dem Salzwedler Stipendiatenhaus, die sich mit der Ehefrau von Karl Marx (1818-1883) beschäftigt haben. Sie führte im Schatten ihres Mannes ein Leben als seine persönliche Sekretärin und schrieb seine oft unleserlichen Manuskripte ab und redigierte sie. Verarmt und krank starb die siebenfache Mutter, die vier Kinder früh verlor, in London.

Gabriele Gruner ist die einzige Frau im Festkomitee. "Jenny Marx war ganz bemerkenswert", erzählt die 59-Jährige. "Ohne sie hätte man die Schriften von Karl Marx gar nicht lesen können." Sie kann sich vorstellen, mit dem Europa-Rosarium in Sangerhausen die Rose "Jenny Marx" zu kreieren oder eine Sonderbriefmarke herauszubringen. Auch mit der Stadt Trier, der Geburtsstadt von Karl Marx, haben sie und ihre Mitstreiter Kontakt aufgenommen. "Sie gehen sehr vorsichtig mit uns um", sagt Gruner mit einem Lächeln. Es gebe zwar keine Rivalität, aber ein bisschen Konkurrenzdenken ist wohl mit im Spiel. In Trier hat unter anderem die Jenny-Marx-Gesellschaft ihren Sitz.

Pilgerstätte für Chinesen?

In der Hansestadt Salzwedel leben etwa 25000 Menschen, knapp 20000 in der Kernstadt. Nicht jeder kann sich mit dem Hype um Jenny Marx anfreunden, einige lehnen das sogar offen ab. "Es gibt immer Menschen, die dagegen sind", berichtet Simone Franz, die in der Stabstelle Kultur des Landkreises arbeitet. "Das ist Demokratie. Aber einen Teil von ihnen werden wir überzeugen."

Und Initiator Reck hat noch einen dritten Traum: Er will die Chinesen, für die Trier wegen ihres Idols Karl Marx so etwas wie eine Pilgerstätte ist, auch von dessen Frau und Salzwedel überzeugen. Noch knapp 20 Monate sind Zeit, um die Träume wahr werden zu lassen.