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Kreisverwaltung fordert sofortigen Bau von Toren und scheitert vor Gericht Gefahren am Hexenstieg: Harz-Kreis eröffnet Nebenkriegsschauplatz

Von Dennis Lotzmann 16.08.2013, 03:07

Thale/Magdeburg/Halberstadt l Im Tauziehen um die Sicherung eines Teilstückes des Harzer Hexenstieges und dessen Nutzbarkeit für Wanderer werden seit wenigen Tagen laute Töne angeschlagen. Nicht zwischen dem Land und der Stadt Thale als den beiden Hauptbeteiligten, sondern zwischen Stadt- und Kreisverwaltung. Deren Mitarbeiter haben der Stadt kürzlich einen Bescheid präsentiert, der beide Seiten prompt vor das Verwaltungsgericht geführt hat. Dessen Richter haben nicht nur den vom Kreis geforderten Sofortvollzug zum Bau von massiven Wegsperren im Bodetal kassiert, sondern den Bescheid als solchen als "offensichtlich rechtswidrig" eingestuft. Für Thales Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU) kommt das "einer schallenden Ohrfeige" gleich. Die Kreisverwaltung habe unnötig einen Nebenkriegs-Schauplatz eröffnet, während sich Stadt und Land beim Hauptproblem bereits weitgehend einig seien, sagte Balcerowski.

Jenes Hauptproblem tangiert einen Abschnitt des Hexenstieges im Bodetal bei Thale. Dort waren im Sommer vorigen Jahres Teile einer Bergkuppe abgegangen, ins Tal gestürzt und hatten den Hexenstieg tangiert. Zwar hat die Bergwacht anschließend loses Gestein kontrolliert zu Tal befördert, der Hexenstieg ist seither aber in diesem Bereich gesperrt. Wanderer müssen eine Umleitung auf der anderen Bodeseite nutzen.

Parallel dazu läuft die Suche nach einer dauerhaften Lösung. Wie so oft steckt der Teufel im Detail: Jene Kuppe, von der die latente Steinschlaggefahr ausgeht, gehört dem Land. Eigentümer des Hexenstieges ist die Stadt Thale. Die hat mit dem Areal im Bodetal insgesamt touristische Pläne und würde dem Land jenen Problem-Berg abkaufen, wenn das Land zuvor investiert, um die Steinschlaggefahr deutlich zu minimieren. "Ein Gutachter hat vier Punkte lokalisiert, an denen Steinlawinen zu Tal gehen würden. Wenn das Land dort Fangzäune installiert, sind wir bereit, das heikle Areal für einen symbolischen Preis zu übernehmen", so Balcerowski. In diesen Punkten sei man sich mit dem Land grundsätzlich einig.

Was Jeanette Tandel, Vize-Sprecherin im Umweltministerium, im Kern bestätigt. Weil der Hexenstieg am Dienstag in der Kabinettssitzung Thema sei, könne sie sich nicht zu Details äußern. Aber: "Wir sind in der Tat auf einem guten Weg."

Was die Kreisverwaltung Ende Juli freilich nicht daran hinderte, mit großem juristischen Kaliber in Richtung Stadt zu feuern. Inhalt des Bescheides mit Sofortvollzug: Weil Unbekannte die Absperrungen am gefährdeten Hexenstieg-Bereich immer wieder entfernten, müsse die Stadt hier massive Tore oder Schranken installieren.

Beim Juristen Balcerowski waren die Veranwortlichen im Kreishaus damit genau an der richtigen Stelle. Balcerowski parierte das Sperrfeuer mit einem Antrag auf einstweilige Verfügung und siegte auf ganzer Linie. Die Verwaltungsrichter setzten nicht nur den Sofortvollzug außer Kraft, sondern stuften den Bescheid insgesamt als rechtswidrig ein. Tenor: Wenn es um eine solche Sperrung gehe, sei wohl eher der Kreis und nicht die Stadt zuständig.

In der Kreisverwaltung scheint man nun wieder auf Gespräche zu setzen. Die seien mit Land und Stadt noch im August anberaumt, hieß es gestern. Ziel sei es, den Wanderweg nach Sicherung der Hänge wieder freigeben zu können. Ob man den juristischen Streit vor dem Oberverwaltungsgericht fortsetzen wolle, werde geprüft.