Generationswechsel im Helbraer Gemeindeamt Alfred Böttge brauchte oft einen langen Atem
Welche Pläne einer der dienstältesten Bürgermeister der Region nach seinem jetzigen Ausscheiden aus dem Ehrenamt verfolgt.

Helbra/MZ - Nach 28 Jahren im Amt hielt Helbras Bürgermeister Alfred Böttge (SPD) am Dienstag seine letzte Bürgersprechstunde ab. Mit dem 1. Juli übernimmt sein Nachfolger Gerd Wyszkowski (CDU) das Ehrenamt. Zum Blasmusikfest Mansfelder Land am Wochenende in seiner Heimatgemeinde wurde Böttge - einer der dienstältesten Bürgermeister der Region - bereits ein großer Abschied bereitet. „Ich habe mich gefreut über diese öffentliche Form“, sagt er.
Schwierige Jahre
Zur Kommunalpolitik kam der Helbraer, weil er schon immer etwas in der Region und in seinem Heimatort bewegen wollte. Mit der Wende ergab sich für Böttge, der Gründungsmitglied des SPD-Ortsvereins ist, die konkrete Möglichkeit, als Bürgermeister für Helbra zu kandidieren. „Wer für etwas eintritt, muss auch den Mut haben, sich zu engagieren“, meint er. Schon zu DDR-Zeiten sprach sich Böttge für die Wiedervereinigung aus. Wenn sie auch Jahre später so vollzogen wurde, wie er es sich nicht vorgestellt hatte. Die großen Einschnitte für die Bevölkerung mit hohen Arbeitslosenzahlen hierzulande wirkten sich bis in die Arbeit des Gemeinderates aus.
Rückblickend schätzt der 72-Jährige ein, dass die ersten sieben Amtsjahre die schwierigsten gewesen seien. Im hoch verschuldeten Ort mussten Entscheidungen wie die Schließung von Kindertagesstätten und der damit verbundene Personalabbau getroffen werden. „Da fielen im Gemeinderat harte Worte“, sagt er.
Dass Böttge immer wieder zur Wahl antrat, erklärt er mit dem langen Atem, den man brauche, um Themen anzuschieben und umzusetzen. Als Beispiel nennt er die Hessenhäuser. Es dauerte 15 Jahre, bis die leerstehenden und baufälligen Gebäude letztlich abgerissen und die Grundstücksfläche für Häuslebauer hergerichtet werden konnte.
Neben Eigentumsfragen musste die Finanzierung des Vorhabens geklärt werden - ein langwieriges Prozedere. Die Abrissarbeiten konnten schließlich über das Stadtsanierungsprogramm abgedeckt werden. Denn die angespannte Haushaltlage der Kommune ließ kaum freies Agieren zu. In Böttges Amtszeit fielen auch der Bau des Feuerwehrgerätehauses und die Sanierung der Grundschule. Gefordert war er in diesen Jahren zudem als Chef seines eigenen Unternehmens für Heizungs- und Sanitärinstallationen, das er erst vor wenigen Jahren aufgab.
Böttge will sich auch künftig kommunalpolitisch engagieren. Er sitzt in der Fraktion „Die Fraktion“ im Verbandsgemeinderat Mansfelder Grund-Helbra. Sechs Vereinen gehört er außerdem an und möchte, sofern es die Gesundheit erlaubt, dort seine Aktivitäten fortsetzen. Der Helbraer ist beispielsweise Fördervereinsvorsitzender der Feuerwehr.
Das Vereinsleben liegt ihm nach wie vor am Herzen. Es sei wichtig für das zwischenmenschliche Miteinander in einem Ort. Böttge sieht aber auch den fehlenden Nachwuchs in den Vereinen und die Schwierigkeit, neue Mitglieder zu gewinnen. Aus seiner Sicht könnte ein Dorfverein die Lösung sein: „Man hätte andere Chancen, mehr Leute für die Mitarbeit zu interessieren als in einem sehr spezifisch ausgerichteten Verein.“ Böttge hat die Hoffnung, dass sein Nachfolger vielleicht eines Tages diese Idee verwirklicht. Zumindest hatte sich Wyszkowski bei ihm erkundigt, warum er die Gründung eines Dorfvereins für sinnvoll hält.
Reise in den Harz
Das Ausscheiden aus dem Bürgermeisteramt nahm Böttge zum Anlass, auf sein bisheriges Leben zu blicken: „Ich bin ein zufriedener Mensch, wie alles gelaufen ist.“ Wenn er noch einmal von vorn beginnen könnte, würde der Hundefreund beruflich vielleicht etwas mit Tieren machen.
Als vierfacher Vater und vierfacher Opa dürfte es Böttge wohl auch ohne Bürgermeisterpflichten nicht langweilig werden. Mit seiner Ehefrau teilt er die Liebe zu Hunden. Zwei leben in ihrem Haushalt. Die Tiere wollen beschäftigt und ausgeführt werden. Das wussten auch seine Weggefährten: Zur Verabschiedung zum Blasmusikfest schenkten sie ihm und seiner Frau einen mehrtägigen Ausflug in den Harz - natürlich mit einer Unterkunft, in der auch ihre beiden Vierbeiner willkommen sind.