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Gespräch Besorgte Eltern am Telefon

Das ehrenamtliche Elterntelefon in Magdeburg ist für die Probleme der Familien da. 2017 gab es über 300 Anrufe

12.04.2018, 23:01

Magdeburg (dpa) l Ehrenamtliche Helfer des Elterntelefons Magdeburg helfen Eltern bei Familienproblemen. Ein Interview von Sabrina Gorges mit Steffi Möhle, Koordinatorin des Elterntelefons beim Deutschen Kinderschutzbund Sachsen-Anhalt, über die Gespräche.

Ist es einfacher, am Telefon mit Fremden über familiäre Probleme zu sprechen?

Steffi Möhle: Die anonyme Beratung am Elterntelefon garantiert dem Anrufer, dass er sich etwas von der Seele reden kann, ohne jemals wieder darauf angesprochen zu werden. Es gibt kein bohrendes Nachfragen. Die Scham ist viel kleiner und manchmal sind es gerade Außenstehende, die den entscheidenden Denkanstoß oder Lösungsvorschlag geben.

Wie gehen die Berater das Gespräch an? Sie sind ja emotional weit vom Anrufer entfernt und müssen auf das vertrauen, was ihnen gesagt wird.

Der Handlungsspielraum ist natürlich eingeschränkt, aber es geht im Kern darum, Möglichkeiten aufzuzeigen. Oft reicht ein einziges Gespräch mit dem entscheidenden Denkanstoß. Das Beste ist, wenn der Anrufer im Gespräch selbst auf die Lösung kommt. So erfährt er Wertschätzung ohne den erhobenen Zeigefinger.

Die Statistik sagt, dass es immer weniger Anrufe bei nahezu konstanten Beratungszahlen gibt. Die Quote liegt grob um die 40 Prozent. Wie ist das zu erklären?

Bundesweit sind die Elterntelefone 14 Stunden pro Woche erreichbar. Alles außerhalb von Beratungsgesprächen fassen wir statistisch unter „sonstige Kontakte“ zusammen. Oft wird sofort wieder aufgelegt oder nur geschwiegen. Auch das sind Anrufe, die in die Statistik eingehen, aber aus denen keine Beratung wird. Im Jahr 2017 kamen auf 289 Anrufe 126 Beratungen, 2013 war das Verhältnis 356 zu 152. Der Anteil der Beratungen liegt in beiden Fällen bei rund 43 Prozent. So war das auch in den anderen Jahren.

Was werden hauptsächlich für Themen besprochen?

Etwa 80 Prozent haben Probleme mit der eigenen Erziehungssituation. Aber auch Probleme mit Behörden, psychosoziale Konflikte, Gewalt und Missbrauch werden thematisiert. Einige Anrufer wollen aber auch über die Probleme des Kindes in der Schule reden.

Können Sie das mit der „eigenen Erziehungssituation“ näher beschreiben?

Wir machen um das Wort „Erziehung“ gern eine Klammer, weil es dann besser verdeutlicht, dass der Anrufer mehr ein Problem mit sich als mit Kind und Familie hat. Dazu gehören Süchte, Arbeitslosigkeit, Armut, Ausgebranntsein oder Probleme, den Haushalt zu erledigen. Da kommt viel zusammen.