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Gewässer Dem Karpfen geht es schlecht

Bald liegt er wieder auf vielen Tellern: Der Karpfen. Doch nicht nur ihm, sondern auch anderen heimischen Fischen geht es nicht so gut.

10.12.2019, 08:03

Kabelsketal (dpa) l Ob klassischer Karpfen oder schmackhafter Zander: An den Feiertagen im Dezember essen viele Menschen im Land gern Fisch.

Aber: "In Sachsen-Anhalt wird für 2019 ein schlechter Ertrag erwartet", sagte der Sprecher des Landesfischereiverbands, Andreas Schlüter, in Kabelsketal (Saalekreis). Grund für die negative Prognose seien massive Probleme mit den Gewässern im Land. Vor allem die steigenden Temperaturen machten den Fischern zu schaffen.

"Weihnachten und Silvester sind neben Ente, Gans und Co. Hauptverzehrzeiten für Fisch", sagte Schlüter. Darauf sei besonders die Karpfenteichwirtschaft seit Jahrhunderten eingerichtet. Im Spätherbst würden die Fischer mit dem Abfischen der Tiere beginnen.

Bis Weihnachten würden die Fische gehältert, sprich ohne Fütterung aufbewahrt. Anschließend gehe die Verkaufszeit los. Genaue Zahlen zum erwarteten Ertrag in Sachsen-Anhalt konnten nicht genannt werden.

Das Jahr 2019 werde als besonders schwierig eingeschätzt. Einige Gewässer seien aufgrund der Trockenheit im Sommer teilweise völlig ausgetrocknet gewesen, so Schlüter. Dort seien alle Fische gestorben.

"Aber es sind auch wieder in einigen Teichen, die von Fischern für die Aquakultur genutzt werden, massive Verluste durch Sauerstoffmangel aufgetreten", so der Verbandssprecher. Als Beispiel nannte er den Deetzer Teich im Landkreis Anhalt-Bitterfeld.

Das Problem trete bereits das zweite Jahr in Folge auf, so Schlüter. Aufgrund der ausbleibenden Niederschläge und hohen Temperaturen würden auch die Wassertemperaturen steigen. Das führe dazu, dass sich der Sauerstoff im Wasser nicht so gut löse. Die Folge: Die Fische ersticken.

Daneben gebe es für den Fischbestand im Land noch weitere Herausforderungen. So würden durch den Niederschlagsmangel auch die Wasserstände sinken und so weniger Lebensräume für die Tiere bieten, sagte Schlüter. Zudem nahm in den vergangenen Jahren die Zahl der Fressfeinde zu.

So zählt etwa der Kormoran aufgrund seines strikten Schutzes zu einem der größten Gefahren für den Fisch. Außerdem machten invasive Arten wie die Grundeln – eine braunscheckige Fischart – den heimischen Fischen Konkurrenz.

Ein weiteres Problem würden vergiftete Gewässer darstellen. So sei in diesem Jahr etwa Batteriesäure aus einer Fabrik im Harz in die Holtemme gelaufen, sagte Schlüter. Auch Schwermetalle oder andere in die Flüsse und Teiche geratene Giftstoffe seien problematisch. Der Mensch behindere zudem durch Stauseen und andere Bauwerke die Wanderungen von Fischen wie dem Aal, dem Lachs und der Meerforelle.

In Sachsen-Anhalt gibt es rund 50 heimische Fischarten. "Dazu kommen etwa sechs bis acht in den letzten Jahren eingewanderte oder ausgesetzte Arten, von denen sich einige allerdings hier nicht fortpflanzen können", sagte der Verbandssprecher.

Zu den bekanntesten Fischen gehörten Hecht, Barsch, Zander, Karpfen, Forelle sowie große und kleine Maräne. In den vergangenen Jahren seien etwa durch Projekte Tiere wie das aalförmige Meerneunauge, die Meerforelle, der Lachs und die Flunder nach Sachsen-Anhalt wieder zurückgekehrt.

Neuangesiedelt wurden hierzulande Fische wie die aus dem Schwarzen Meer stammende Schwarzmundgrundel.

Im kommenden Jahr will sich der Verband nach eigenen Angaben unter anderem weiter mit umstrittenen Naturschutzauflagen, bürokratischen Restriktionen und der Beantragung von Fördermitteln beschäftigen. Aus Verbandssicht ist die Fischerei im Land stark gefährdet.

Neben den genannten Problemen führe vor allem der globale Handel dazu, dass die heimischen Betriebe von ihrer Existenz bedroht seien. Zudem wurden Anfragen auf Schadensausgleich bei den zuständigen Stellen im Land als negativ beschieden.

2020 wollen Fischer aus Sachsen-Anhalt erstmals seit etlichen Jahren Gewässer mit Glasaalen besetzen. Damit soll die Bestandssituation im Land verbessert werden, hieß es.