Im Waldbad Haideburg südlich von Dessau-Roßlau beginnt am Wochenende die zweiwöchige Weltmeisterschaft der Schiffsmodellsportler Gewicht eines Spielzeugs, PS einer Simson: Schiffsmodelle rasen übers Wasser
Dessau-Roßlau l Zugegeben, es ist eine Randsportart - aber eine mit ordentlich Karacho und viel Unterhaltungswert. Denn wenn sich ab kommendem Wochenende Schiffsmodellsportler aus aller Welt zur Weltmeisterschaft im Waldbad Haideburg südlich von Dessau-Roßlau treffen, werden die pfeilförmigen Boote mit bis zu 150 Kilometer pro Stunde nur so übers Wasser fliegen.
Kein Wunder: Die nur wenige Kilogramm schweren und bis zu 2500 Euro teuren Modelle entwickeln aus einem mit Ethanol-Öl-Gemisch umweltfreundlich laufenden Verbrennungsmotor bis zu drei Pferdestärken, erklärt der technische Leiter der WM, Jörg Banaszak, im Volksstimme-Gespräch. "Das entspricht ungefähr der Leistung einer Simson", schwärmt Banaszak, der selbst leidenschaftlicher Schiffsmodellsportler ist und bei der WM um eine Goldmedaille kämpfen will.
450 Teilnehmer aus 27 Nationen, darunter Neuseeland, Argentinien und China, gehen bis zum 11. August mit drei Boots-typen und 14 Startklassen ins Rennen. Die Veranstalter rechnen obendrein mit 800 Gästen - angesichts dieser Bedeutung sitzt auch die Stadt Dessau-Roßlau, vertreten durch Sportdirektor Ralph Wirsch, mit im (Modell-)Boot. Das Haideburger Waldbad, das eigentlich vor drei Jahren geschlossen werden sollte, ist mit Campingbereich und Fahrerlager aus städtischer wie sportlicher Sicht die ideale Austragungsstätte für die WM. "Nirgendwo gibt es so gute Bedingungen", schwärmt Veteran Jörg Banaszak. Es gehört zu seinen Aufgaben, auf dem See mit Bojen die beiden 100 mal 120 Meter und 100 mal 50 Meter großen Kurse abzustecken. "Die ferngesteuerten Boote stehen anfangs auf einem Steg und starten dann ins Wasser", erklärt der Profi.
Auch wenn sich einige Länder auf bestimmte Boots-typen spezialisiert hätten, gebe es keine Favoriten. "Die äußeren Bedingungen sind für alle gleich. Ich würde sagen, zu 50 Prozent ist es Glück, zu 50 Prozent muss die Technik stimmen. Von den Finalbooten kann jedes gewinnen", ist Banaszak überzeugt. Ob einer der 48 deutschen Rennbootfahrer am Ende auf dem Treppchen stehe, sei ungewiss. "Es wird ein steiniger Weg." Doch es stehe ja auch der Spaß im Vordergrund, Preise gebe es deshalb nicht. Zusammenstöße sind selten, kleine Rempeleien würden die robusten und individuell gestalteten Boote meist gut wegstecken. Damit es keine Unfälle mit menschlicher Beteiligung gibt, ist das Schwimmen im Waldbad während der Rennläufe verboten.
Wer die Weltmeisterschaft der flinken Flitzer vor Ort in Aktion erleben will, dem em-pfiehlt Jörg Banaszak den Besuch der Finalläufe am 3. und 10. August. Um acht Uhr werden die ersten Boote gestartet, für Zuschauer wird es eine kleine Tribüne und Infostände zur Bootstechnik geben.