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Oberbürgermeister Halles OB Wiegand muss in die Stichwahl

Amtsinhaber Bernd Wiegand (parteilos) hat die erste Runde der Oberbürgermeisterwahl in Halle für sich entschieden. Es gibt eine Stichwahl.

14.10.2019, 04:43

Halle (dpa) l Eine Stichwahl muss das Rennen um den Oberbürgermeister-Posten in Halle entscheiden. Bei der Abstimmung am Sonntag, wenige Tage nach dem Terroranschlag in der größten Stadt von Sachsen-Anhalt, lag Amtsinhaber Bernd Wiegand zwar mit 44 Prozent der Stimmen deutlich vorn, wie die Wahlleitung bekanntgab. Der parteilose Politiker verpasste jedoch die absolute Mehrheit und muss am 27. Oktober in der Stichwahl gegen den rot-rot-grünen Kandidaten Hendrik Lange (Linke) antreten.

Lange kam dem vorläufigen Ergebnis zufolge auf gut 25 Prozent der Stimmen. Der gemeinsame Kandidat von CDU und Liberalen, Andreas Silbersack (FDP) landete mit fast 23 Prozent nur knapp dahinter. Die Hallenser machten deutlich häufiger von ihrem Wahlrecht Gebrauch als vor sieben Jahren: Mehr als 42 Prozent der rund 191 000 Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab. Damals hatte die Beteiligung bei 34,6 Prozent gelegen.

Für den 62 Jahre alten Wiegand ist es die zweite Stichwahl: Vor sieben Jahren gelang dem damaligen Innendezernenten der Einzug in die zweite Runde. Dort siegte er gegen den CDU-Kandidaten Bernhard Bönisch und wurde Halles erstes parteiloses Stadtoberhaupt. Der Wahlsieg kam damals überraschend, in der ersten Runde hatte Bönisch mit Abstand die meisten Stimmen geholt. Das Beispiel zeigt, dass in zwei Wochen auch der Herausforderer vorn liegen könnte. "Ich bin sehr stolz, dass die Bürgerinnen und Bürger mich so stark bestätigt haben", sagte Wiegand am Abend.

Lange sitzt seit 13 Jahren für die Linke im Magdeburger Landtag. Der 42-jährige Diplom-Biologe war zudem vor der Kommunalwahl in diesem Mai fünf Jahre lang Stadtratsvorsitzender in der Saalestadt. Der gebürtige Quedlinburger trat im Jahr 2002 in die PDS, die Vorgängerpartei der heutigen Linken, ein.

Für die Oberbürgermeisterwahl wurde er zum gemeinsamen Kandidaten von SPD, Grünen und Linken gewählt. Er galt schon vor der Wahl als wahrscheinlicher Herausforderer in einer möglichen Stichwahl. "Ich freue mich, dass das rot-rot-grüne Lager diese Stichwahl dann auch jetzt erreicht hat", sagte Lange am Abend im Stadthaus.

Der verlängerte Wahlkampf der verbliebenen Kandidaten wird nicht von der Aufarbeitung des Terroranschlags vor wenigen Tagen zu trennen sein. Am 9. Oktober hatte ein bewaffneter Mann versucht, in die mit mehr als 50 Gläubigen besetzte Synagoge einzudringen. Als das misslang, erschoss er eine 40 Jahre alte Passantin und kurz darauf einen 20 Jahre alten Mann in einem nahen Dönerimbiss. Bei seiner Flucht schoss er ein Ehepaar an und verletzte es schwer. Ein 27-jähriger Deutscher hat gestanden, die Tat aus antisemitischen und rechtsextremen Motiven begangen zu haben. Er sitzt in Untersuchungshaft.

Nach der Tat hatten die Kandidaten ihren Wahlkampf eingedampft und die meisten Veranstaltungen abgesagt.