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Handwerk Ein Glasbläser für die Wissenschaft

Seit einem Jahr arbeitet Dominik Roth als Glasbläser für die Uni Magdeburg und repariert oder fertigt Glasgeräte.

21.09.2020, 23:01

Magdeburg l Dominik Roth steht gerade an seiner Werkbank und holt aus einer Kiste ein Laborglas heraus, an dessen Ende ein kleiner Riss ist. Wenn es Roth nicht gäbe, würde der Behälter nun in die Wertstofftonne wandern und im Neueinkauf 70 Euro kosten. „Ich kann es aber reparieren“, sagt der 25-Jährige und macht damit deutllich, wie wertvoll seine Arbeit ist. Roth ist Glasbläser und arbeitet seit knapp einem Jahr im Sinne der Nachhaltigkeit und im Dienst der Wissenschaft am Institut für Chemie der Uni Magdeburg.

Der Handwerker repariert alle möglichen Arten von Glasgeräten oder fertigt diese nach den Wünschen der Professoren und wissenschaftlichen und technischen Mitarbeiter an. „Seine Arbeit ist sehr wichtig und wir sind auf ihn angewiesen“, sagt Professor Dr. Dieter Schinzer, Geschäftsführender Direktor am Institut für Chemie. Für Roth ist das ein Traumjob. „Die Arbeit ist sehr vielseitig und man muss den Kopf benutzen“, sagt der junge Glasbläser. „Oft kommen Professoren oder Doktoranden mit einem Problem, das ich dann lösen muss.“

Es kommt auch schon mal vor, dass ein Doktorand mit einem kaputten Reaktor vor Roth steht und um Hilfe bittet. „Wenn ich dann ein 50 Cent teures Bauteil an einen 3000 Euro teuren Reaktor baue und ihn damit repariere, ist das ein tolles Gefühl.“ Für die Uni Magdeburg birgt Roths Arbeit großes Potenzial für Kosteneinsparungen. So habe es auch schon mal einen Monat gegeben, in dem er der Uni Einsparungen von rund 11.000 Euro einbrachte. Schlichtweg deshalb, weil keine neuen Behälter oder anderen Konstruktionen gekauft, sondern von Roth repariert wurden. So arbeitet Roth schon mal eineinhalb Stunden an einem großen Quarz-Rohr, um es zu reapieren. „Bisher gab es noch nicht viel, das ich nicht reparieren konnte.“

Zudem sind die speziellen Behältnisse, die vor allem am Chemie-Institut für Forschung und Lehre benötigt werden, oft mit Lieferzeiten von vier bis acht Wochen verbunden. „Bei mir dauert es nur zwei bis drei Wochen“, sagt Roth, der seine Freiheiten genießt, die er hier in seiner Werkstatt im Keller des Gebäudes der Fakultät für Verfahrens- und Systemtechnik hat.

Aufgewachsen in dem kleinen Örtchen Faulbach, zog Roth mit 16 Jahren für seine Ausbildung nach Wertheim, einem der letzten Glasbläser-Hotspots bundesweit. Bereits beim Probearbeiten packte ihn die Faszination. „Man hat dieses Glas in der Hand und im nächsten Moment zerläuft es einfach“, beschreibt Roth seine Leidenschaft für den Beruf. „Das hat mich sofort gefesselt.“ So arbeitete der Franke zunächst in der Industrie, bevor er seinen Meister in Hadamar ablegte. Nach Magdeburg kam der Franke über Umwege, denn eigentlich wollte er bei Siemens in Erlangen anfangen. Da der Aufbau einer neuen Großproduktion für Glas dort aber ins Stocken geriet, führte sein Weg an die Uni nach Magdeburg. „Mir gefällt es hier gut, die Menschen sind offen und sehr freundlich“, sagt der Franke, der sich vorstellen kann, länger in Magdeburg zu bleiben. Wenn er einen Wunsch frei hätte, würde er sich eine Erweiterung seiner Werkstatt sowie neue Maschinen wünschen. „Damit wäre noch viel mehr möglich.“