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Bahnverkehr "HANS" fährt nach Tangermünde

In der Altmark gibt es ab 2018 einen neuen Bahnanbieter. Zwischen Stendal und Tangermünde fährt die Hanseatische Eisenbahn.

Von Jens Schmidt 06.11.2017, 00:01

Magdeburg l Die Bahnlinie von Stendal nach Tangermünde stand lange auf der Kippe: Nun bleibt sie zumindest bis 2022 sicher am Netz. Und ab Dezember 2018 übernimmt ein neues Bahnunternehmen die Fahrten. Am Montag unterschreibt Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) einen Vier-Jahres-Vertrag mit der Hanseatischen Eisenbahn – kurz HANS. Mit dem Vertrag bekommen die Hanseaten außerdem den Zuschlag für die Linie von Stendal nach Rathenow.

Bislang fahren auf den Strecken die DB Regio und die Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft (ODEG) die Züge. Doch das kleine Unternehmen HANS aus der Prignitz gewann die jüngste Ausschreibung. „Es bot das beste Preis-Leistungsverhältnis“, sagt Klaus-Rüdiger Malter, Chef der landeseigenen Nahverkehrsgesellschaft Nasa der Volksstimme. Gut 15 Millionen Euro zahlt das Land für die beiden Linien bis 2022.

Mit 250 bis 500 Reisenden pro Woche gehören beide Strecken zu den schwächsten im Land. Da der Bund für den regionalen Zugverkehr jedoch mehr Geld springen lässt als zunächst befürchtet, hat sich Sachsen-Anhalts Verkehrsressort entschieden, auch den kleinen Strecken eine Chance zu geben. Die 16 Pendelzüge zwischen Stendal und Tangermünde werden gern von Schülern und Elb-Radtouristen genutzt. Und die acht Züge aus Rathenow bringen Fahrgäste zu den Intercity- und ICE-Zügen nach Stendal. „Damit stärken wir den Fernverkehrsbahnhof Stendal“, sagt Malter.

Ab Dezember 2018 wird sich der regionale Bahnmarkt in ganz Sachsen-Anhalt verändern. Der Platzhirsch, das deutsche Staatsunternehmen DB Regio, verliert in Ausschreibungen mehr und mehr Strecken. Größter Gewinner ist Abellio – eine Tochter der niederländischen Staatseisenbahn. So wird Abellio 2018 das Dieselnetz Altmark-Börde übernehmen - darunter sind die wichtigen Linien Magdeburg-Wolfsburg und Magdeburg-Erfurt. Auch das Bahnunternehmen HEX verliert Marktanteile an Abellio: Sämtliche Zuglinien von Magdeburg in den Harz gehen ab Dezember 2018 an die Abellio Rail Mitteldeutschland. Die Verträge gehen bis 2032. Zusammen mit etlichen Linien im Süden des Landes, die Abellio seit 2015 fährt, hat das Unternehmen künftig fast die Hälfte des regionalen Bahnverkehrsmarktes. Die andere Hälfte, nämlich das Elektro-Netz mit der großen Linie Magdeburg-Halle, betreibt DB Regio.

Ist so eine große Marktmacht gut – zumal sich bei Abellio in diesem Jahr Zugausfälle häuften? Nasa-Chef Malter verweist auf das Vergaberecht: Der günstigste muss den Zuschlag bekommen. „Es konnten sich ja alle an den Ausschreibungen beteiligen.“ Und Zugausfälle habe es schon bei allen Unternehmen gegeben. Vor allem wegen der vielen Bauarbeiten in Halle und Magdeburg häuften sich Probleme.

Seit 1996 herrscht für den Schienen-Nahverkehr Wettbewerb. Bis dahin fuhr die Deutsche Bahn alle Züge. Sachsen-Anhalt hat dann die Strecken in regionale Netze aufgeteilt und schreibt diese alle paar Jahre aus.

Das Land bezahlt die Bahnunternehmen für die ausgehandelte Verkehrsleistung: Darunter fallen etwa die Zahl der Züge pro Tag und die Ausstattung der Waggons. Das Land bekommt die Fahrgeldeinnahmen sowie jährlich gut 400 Millionen Euro aus der Bundeskasse, um Fahrten von Regionalbahn, Regionalexpress und S-Bahn zu bestellen.

Keinen direkten Einfluss hat das Land auf Intercity und ICE. Über den Einsatz der Fernverkehrszüge entscheidet die Deutsche Bahn AG in Berlin.