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Corona-Krise Homeoffice: So tickt Sachsen-Anhalt

Viele Menschen arbeiten zurzeit in Magdeburg von zu Hause aus. Sollte es nach der Pandemie ein Recht auf Homeoffice geben?

Von Stephanie Tantius 29.04.2020, 16:20

Magdeburg l Bundesarbeitsminister Hubertus Heil möchte ein Recht auf Homeoffice in Deutschland gesetzlich verankern. Bis Herbst wolle er ein entsprechendes Gesetz vorlegen, sagte er der "Bild am Sonntag". "Jeder, der möchte und bei dem es der Arbeitsplatz zulässt - soll im Homeoffice arbeiten können, auch wenn die Corona-Pandemie wieder vorbei ist." Wie sehen das die Arbeitgeber? Können sie sich vorstellen ihre Mitarbeiter weiterhin im Homeoffice zu lassen?

Tim Stein, Pressesprecher der Magdeburger Verkehrsbetriebe, teilte auf Volksstimme-Anfrage mit: Von den 800 Mitarbeitern könnten über 90 Mitarbeiter von der Regelung, mobil arbeiten zu können, Gebrauch machen. Je nachdem, ob Kinder betreut werden müssten, würden die Angestellten diese Möglichkeit unterschiedlich intensiv nutzen. Das seien vorrangig Mitarbeiter, die in der Verwaltung tätig sind.

Bereits vor der Krise habe es für vereinzelte Mitarbeiter die Möglichkeit gegeben, mobil zu arbeiten, informiert der Pressesprecher. Erst durch die Corona-Situation wurde dieses Arbeitsmodell auf über 90 Mitarbeiter erweitertet. "Unser Ziel mit dieser Maßnahme ist es, Kontakte in den Büros zu reduzieren." Nach der Corona-Krise arbeite das Unternehmen daran, seinen Mitarbeitern weiterhin ein Arbeiten von zu Hause aus zu ermöglichen. Der Regelarbeitsplatz werde aber weiterhin der Schreibtisch im Büro sein, informiert Tim Stein.

Zur möglichen Home-Office-Pflicht von Arbeitsminister Hubertus Heil, teilt der Personalchef der Magdeburger Verkehrsbetriebe Ulf Kazubke mit: Das ist in dieser Situation, in denen die Unternehmen bereits erheblich organisatorisch und wirtschaftlich belastet sind, das falsche Signal, den Arbeitgebern eine weitere kostenintensive und gegebenenfalls organisatorisch schwer umsetzbare Pflicht aufzubürden.

Die Einführung und Regelung der Arbeit im Home Office sollte allein den Arbeitgebern überlassen bleiben. Das Interesse der Arbeitgeberseite an einer solchen Regelung leitet sich bereits aus der Notwendigkeit ab, die Arbeitnehmer an das Unternehmen zu binden und als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden, um Fachkräfte zu gewinnen.

Mathias Geraldy, Pressesprecher der Sparkasse in Magdeburg sagt: "Aktuell arbeiten von den 400 Mitarbeitern ungefähr 90 im Homeoffice." Vor der Corona-Pandemie sei es technisch nur für drei bis vier Angestellte möglich gewesen. Nach der Krise wolle die Sparkasse mehr Heim-Mitarbeiterplätze anbieten. Das werde aber im Einzelfall abhängig bleiben vom Arbeitsplatz, also der Tätigkeit des Angestellten, und vom Wunsch des Mitarbeiters. 

Anja Keßler-Wölfer, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit bei den Städtischen Werken Magdeburg, teilt auf Volksstimme Anfrage mit: Von den gut 700 Mitarbeitern arbeiten in der jetzigen Phase im Durchschnitt 80 Mitarbeiter im Home Office. "Diese Möglichkeit wird von den Kollegen tageweise genutzt, um die notwendigen Abstandsregelungen einhalten zu können."

Können die Angestellten nach der Krise weiter von zu Hause aus arbeiten? "Home Office bietet eine gewisse Flexibilität für unsere Mitarbeiter in der Corona-Zeit", informiert Keßler-Wölfer. In welcher Form das Unternehmen die Flexibilität nach Corona weiter fortführe, werde wie in der Vergangenheit in jedem Einzelfall geprüft.

Katharina Vorwerk, Pressesprecherin der Universität Magdeburg, informiert, dass einige Mitarbeiter auch bereits vor der Corona-Krise von zu Hause aus arbeiten konnten. Insbesondere Wissenschaftler nutzen das mobile Arbeiten häufig. Die Dienstvereinbarung, die ein Arbeiten von zu Hause ermöglicht, werde aktuell auch unter Nutzung der in der Krise gewonnenen Erkenntnisse überarbeitet und aktualisiert, teilt die Pressesprecherin mit.

Ob die Mitarbeiter auch nach der Pandemie vermehrt im Homeoffice arbeiten dürfen, müsse in den einzelnen Bereichen entschieden werden. Es ist für Verwaltungsmitarbeiter sicher eher möglich, als für Techniker in Laboren, berichtet Katharina Vorwerk. Voraussetzung ist, dass die Tätigkeit für das mobile Arbeiten geeignet ist, datenschutzrechtliche Belange in vollem Umfang beachtet werden und Präsenzpflichten nicht bestehen.

Pressesprecherin der Bosch Service Solutions Talitha Strickler teilt auf Volksstimme-Anfrage mit: "An unserem Standort in Magdeburg gehörte mobiles Arbeiten bereits vor Corona zum gelebten Berufsalltag." Als Dienstleister würde das Unternehmen neben den technischen Voraussetzungen unter anderem auch das Einverständnis der Kunden benötigen.

Derzeit mache Bosch Service Solutions verstärkt von Homeoffice Gebrauch. "Der Großteil der rund 1300 Mitarbeiter arbeitet von zuhause aus", informiert Talitha Strickler. Nach der Corona-Zeit werde mit erweiterten Möglichkeiten des mobilen Arbeitens fortgefahren.