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Angelsport Immer größere Welse in der Elbe

Immer häufiger können Sachsen-Anhalts Angler in der Elbe den "Fisch ihres Lebens" fangen. Experten sehen keine Gefahr für Flussökologie.

Von Matthias Fricke 27.07.2018, 01:01

Arneburg l Den Augenblick wird Christian Frank nicht vergessen, als er am Elbufer bei Arneburg im Landkreis Stendal mitten in der Nacht 40 Minuten lang mit seiner Angel ein „Monster“ an Land zieht. Gefangen mit einem Wurmbündel an einer Schwimmmontage, wie er sagt. Der Fisch war so groß, dass er nur mit einer nassen Plane am Ufer den Wels an Land ziehen konnte. „Die Kinder waren total aufgeregt“, erinnert er sich an „den Fang seines Lebens“. Dieser landete zum einen als Filet auf dem Grill, gewürzt mit Pfeffer, Salz und Zitrone. Der Rest kam in die Tiefkühltruhe. Zuvor hatte der Angler erst einen 85 Zentimeter langen Wels gefangen.

Wenn es nach den Experten geht, dürften es auch nicht seine letzten Welse sein. Nach Angaben von Erik Flading vom Institut für Binnenfischerei in Potsdam sei der Welsbestand in der Elbe in den letzten 20 Jahren regelrecht explodiert. „Der Fisch wird in Zukunft in unserem Bereich eine größere Bedeutung haben, als bisher“, ist er sich sicher. Nach den Erkenntnissen seines Institutes werden aktuell an der Elbe Größen bis 2,40 Meter erreicht. Die Exemplare könnten durchaus rund 60 Kilogramm oder mehr schwer sein. Eine Gefahr für die Gewässerökologie sehe er angesichts des hohen Welsbestandes aber nicht. „Das gleicht sich wieder aus“, sagt er.

Allerdings sind die Berichte von plötzlich verschlungenen Enten oder im Wasser schwimmenden kleinen Dackeln für ihn durchaus kein Anglerlatein. Flading: „Das kann schon sein, dass sich die großen ausgewachsenen Welse schon mal an kleinere Säugetiere heranwagen. Wir haben in den Mägen von Welsen auch schon größere Ratten gefunden.“

Dass der Räuber einen Menschen beim Baden angreift, hält er aber für „eher unwahrscheinlich“. Der Mensch passe einfach nicht in sein Beuteschema. Höchstens, wenn man dem Fisch in der Laichzeit zu nahe kommt, könnte er sich wehren.

Auch Christian Wolter vom Leibniz-Institut für Gewässer­ökologie und Binnenfischerei in Berlin sieht keine Gefahr für den allgemeinen Fischbestand in der Elbe durch die hohe Anzahl der gefräßigen Raubfische. „Sie sind auch stark kannibalistisch. Wenn die Beute zu knapp wird, überleben auch weniger Jungfische“, so Wolter.

Welse sind seit Anfang der 90er Jahre in der Elbe auf dem Vormarsch. Jörg Kaufmann von der Oberen Fischereibehörde in Sachsen-Anhalt: „1992 wurden knapp 2000 Stück in der Elbe ausgesetzt. Bereits ein bis zwei Jahre später hat sich Nachwuchs daraus entwickelt.“ Der Bestand habe sich inzwischen so gut erholt, dass das Fang-Mindestmaß von 70 Zentimetern im Jahr 2013 aufgehoben wurde. Vizepräsident des Landesanglerverbandes Harald Rohr: „Für kleinere Gewässer gibt es sogar eine generelle Entnahmeverpflichtung.“ Die Elbe zähle aber nicht darunter. Er selbst habe bereits aus dem Bereich Magdeburg von einem gefangenen 2,40-Meter-Wels gehört.