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Integration Mehr sexuelle Bildung für Flüchtlinge

Bei der ersten Konferenz zu "Sexueller Bildung und Flucht" in Naumburg fordern Experten, dass Vorurteile von Geflüchteten abgebaut werden.

26.09.2019, 14:58

Naumburg (dpa) l Die sexuelle Bildung von Flüchtlingen muss nach Ansicht von Sexualpädagogen und Integrationsbeauftragten deutschlandweit verbessert werden. Viele Geflüchtete hätten Vorurteile über das freiheitliche Leben in Deutschland, hieß es am Donnerstag bei einer Konferenz zum Thema "Sexuelle Bildung und Flucht" in Naumburg (Burgenlandkreis). "Sexuelle Bildung muss bundesweit Teil der Integrationsarbeit werden", forderte Sexualwissenschaftler Heinz-Jürgen Voß.

Demnach gibt es viele Vorurteile. Bereits auf der Flucht nach Deutschland hätten Gerüchte kursiert, dass sich Lehrer im Sexualkundeunterricht ausziehen und den Schülern Sex am lebenden Objekt beigebracht werde, sagte die Integrationspädagogin Anne Limpert. Aber auch Jungs hätten Vorurteile, wie Sexualpädagogin Karoline Heyne berichtete. So habe sie einen Fall erlebt, in dem Geflüchtete davon ausgegangen seien, schwul sein, bedeute, dass ihnen von älteren deutschen Männern Geld angeboten werde.

Auch die Erfahrungen in den Heimatländern der Menschen sei ein Thema. Sexualwissenschaftler Voß berichtete, dass es in Teilen Afghanistans verbreitet sei, dass ältere Männer mit Kindern Sex hätten.

Pädagogische Fachkräfte bräuchten ein Grundverständnis für andere Kulturen und deren Umgang mit Sexualität, sagte Sachsen-Anhalts Integrationsbeauftragte Susi Möbbeck (SPD). "Das bedeutet auch, sich mit Grenzen auseinanderzusetzen, den Grenzen für das eigene Handeln und den Grenzen, die das Werte- und Rechtssystem setzen."

Auch mit Blick auf Schulen in Deutschland sei sexuelle Bildung unzureichend repräsentiert. "Sexuelle Bildung ist nicht irgendein Randthema, was man neben korrekter Mülltrennung behandelt, sondern es ist wirklich ein Schlüsselthema", sagte Damaris Berger, Leiterin des Bildungsbüros im Landratsamt Burgenlandkreis.

Rund 180 Fachkräfte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz hätten an den Fortbildungen und Workshops teilgenommen, hieß es. Es ist nach Angaben der Veranstalter die erste bundesweite Konferenz zu diesem Thema. Die Integrationsbeauftragte Möbbeck sprach sich dafür aus, dass die in Sachsen-Anhalt entwickelten Konzepte bundesweit Schule machen.