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Jobmarkt Demografie sorgt für weniger Arbeitslose

Sachsen-Anhalt und sein Arbeitsmarkt in der Zwickmühle: Es gibt zu wenig Menschen und es fehlt qualifiziertes Personal.

26.12.2018, 08:14

Halle (dpa/sa) l In Sachsen-Anhalt wird die Arbeitslosigkeit nach Ansicht von Experten 2019 weiter sinken. "Wir gehen davon aus, dass wir im Jahresmittel im Land einen Rückgang von 7,2 Prozent im Vergleich zu 2018 haben werden. Das ist überdurchschnittlich", sagte der Chef der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit, Kay Senius. Bundesweit sei hingegen nur mit einem Rückgang von 5,2 Prozent zu rechnen.

Sachsen-Anhalts Arbeitslosenquote werde voraussichtlich mit der Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt auf unter 7 Prozent fallen. Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen, die in Sachsen-Anhalt aktuell mehr als ein Drittel der derzeit insgesamt rund 79.900 Erwerbslosen ausmachen, werde weiter sinken.

Eine Ursache für den Rückgang der Erwerbslosigkeit sei die Demografie, also vor allem die Alterstruktur der im Land lebenden Menschen. Hinzu komme die große Nachfrage nach Arbeitskräften aufgrund der stabilen konjunkturelle Lage. "Die Zahl der Erwerbspersonen sinkt deutlich. Deshalb werden wir im Vergleich zum überdurchschnittlichen Abbau der Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt 2019 das geringste Jobwachstum aller Bundesländer haben", erklärte Senius. Experten gehen von einem Plus von 0,9 Prozent im Vergleich zu 2018 aus, bundesweit indes von 1,8 Prozent.

Ganz entscheidend werde daher für den Erhalt der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Landes sein, wie es gelingt, den wachsenden Bedarf an qualifiziertem Personal in der Zukunft zu decken, erklärte Senius. "Wir brauchen dringend eine Zuwanderung von außen", betonte er. Allein aus dem Bestand der Erwerbslosen sei das Fachkräfteproblem trotz Qualifizierungsmaßnahmen langfristig nicht zu lösen.

Bereits jetzt dauere es immer länger, um freie Stellen in der Wirtschaft zu besetzen. In Sachsen-Anhalt seien es mittlerweile im Schnitt 101 Tage. Derzeit haben die Arbeitsagenturen und Jobcenter laut Regionaldirektion rund 18.600 Stellen im Bestand, davon rund 6200 in Produktions- und Fertigungsberufen, 3500 in Berufen der Logistik, des Verkehrs und der Sicherheit sowie 2550 im Bereich Gesundheit, Erziehung, Lehre.

"Wenn die Arbeitskräfte nicht von außen kommen, kriegen wir ein Problem", sagte Senius. Nötig sei es dabei, bürokratische Hürden bei der Anerkennung von Berufsabschlüssen aus dem Ausland noch schneller als bisher zu überwinden. Der Bund gehe mit seinem Fachkräftezuwanderungsgesetz 2019 in die richtige Richtung.

"Bei der Fachkräftesicherung geht es darum, alle Möglichkeiten zu nutzen, die sich bieten. So sollte das Land auch noch viel stärker offensiv um Beschäftigte werben, um Rückkehrer aus anderen Bundesländern und Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen", sagte Senius. Die Rahmenbedingungen wie Stellenangebote, Wohnraum und Kinderbetreuung seien gut. Bei den Löhnen und der Willkommenskultur gebe es aber noch Entwicklungspotenzial.

"Und es liegt auch an den Betrieben, die Möglichkeiten, die es gibt, etwa durch Förderungen bei der Einstellung von Arbeitslosen und der Qualifizierung von Beschäftigten, zu nutzen", sagte Senius. Darüber hinaus sei es wichtig, potenziellen Fachkräften neben guten Gehältern auch Perspektiven und Karrieremöglichkeiten in den Unternehmen aufzuzeigen.

Bezogen auf bestimmte Berufe mangele es immer mehr an Fachkräften. Laut Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit etwa in der Elektro und Energietechnik, im Tiefbau, bei der Klempnerei, Heizungs- und Klimatechnik, bei Experten für Softwareentwicklung und Programmierung sowie der Altenpflege.