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Aokoholkonsum Rauschbrille imitiert Kontrollverlust

Übermäßiger Alkoholkonsum ist bei Jugendlichen ein Problem. Zur Prävention gibt es ungewöhnliche Aktionen in Halberstadt.

01.06.2017, 18:26

Halberstadt l Der Ball fliegt gegen die Wand, verfehlt sein Ziel. Auf dem Parcours, der eigentlich nur einen Flur entlang geht, läuft es sich wackelig. Als Gina versucht, das Fahrradschloss aufzuschließen, geht es gar nicht so gut, obwohl die 15-Jährige selbstbewusst lacht.

Gina verhält sich, als sei sie betrunken, dabei ist sie es gar nicht. Sie trägt eine sogenannte Rauschbrille, die ihr vorspiegelt, 1,5 Promille Alkohol intus zu haben. Diese Illusion soll dabei helfen, den Gefahren von übermäßigem Alkoholkonsum vorzubeugen, indem sie zeigt, wie es ist, die Kontrolle zu verlieren. Beim Aktionstag „Kenn dein Limit“ im Soziokulturellen Zentrum Zora in Halberstadt konnte die Brille in einer sicheren Umgebung ausprobiert werden. Gastgeber für die Gruppe von jungen Leuten sind Madeleine Dirlam, Mitarbeiterin einer Beratungsstelle für Sucht und Prävention des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB), und die Mitarbeiter der Zora.

„Das fühlte sich komisch an, ich hatte keine Orientierung“, sagt Larissa, Schülerin der Gröpertorschule, nachdem sie ebenfalls die Rauschbrille ausprobiert hat. Die 14-Jährige wünscht sich, nicht wieder in diese Lage zu kommen. „Ich hätte mich hingesetzt und gewartet“, sagt sie auf die Frage, was sie getan hätte, wenn sie nicht in dem geschützten Raum der Alkoholprävention im Sozio-Kulturellen Zentrum Zora gewesen wäre.

„In Halberstadt ist der Konsum von Drogen und Alkohol nicht extremer anders als anderswo“, sagt Dirlam. „Die Pubertät ist eine extreme Phase, da probiert man alles mögliche. Wichtig ist, dass Schulen reagieren, wenn es zu weit geht“, sagt die Mitarbeiterin in der Prävention, die findet, dass man nicht früh genug mit der Aufklärung über die Gefahren des Alkohol anfangen kann.

Zusätzlich zu den Rauschbrillen bietet sie alkoholfreie Cocktails an. Die schmecken den Schülern sehr gut. „Seht ihr, es muss nicht immer Alkohol drin sein“, sagt auch Britta Babeck, Mitarbeiterin in der Jugendarbeit der Zora und der Mädchengruppe des Frauenzentrums Lilith in Halberstadt. Seit mehreren Jahren bietet sie mit ihren Jugendgruppen Präventionstage und Workshops in Schulen an.

Doch was ist zu tun, wenn Jugendliche merken, dass sie ein Problem haben und Hilfe brauchen? Auch im Harz gibt es eine Selbsthilfegruppe für Jugendliche mit Suchtproblemen, an die sich auch Menschen mit Alkoholproblemen wenden können.

In Stecklenberg treffen sich jeden Donnerstag um 17 Uhr Leute, um sich über Probleme auszutauschen und durch Erfahrungsberichte Tipps zum Umgang mit der Sucht von anderen erhalten können. Auch von denen, die die Sucht schon überwunden haben. Im Moment ist der jüngste Teilnehmer 21 Jahre alt, der Älteste 58. „Wir hatten auch schon 15- und 16-Jährige, jeder ist bei uns willkommen“, sagt Andreas Gempf, Gründungsmitglied und Initiator der Gruppe mit dem Namen „Carpe Diem.“

Wer Interesse an dem Hilfsangebot hat, kann einfach zu einem der Treffen im Kindergarten in Stecklenberg vorbeikommen oder sich telefonisch bei Andreas Gempf unter der Telefonnummer 0152/38244987 melden.