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Haseloff tritt nicht mehr an Kommentar zur CDU-Spitzenkandidatur: Union geht hohes Risiko ein

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze bewirbt sich als CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2026. Er muss noch viel Überzeugungsarbeit leisten.

Aktualisiert: 08.08.2025, 15:12
Michael Bock ist stellvertretender Chefredakteur bei der Volksstimme.
Michael Bock ist stellvertretender Chefredakteur bei der Volksstimme. Foto: David Behrendt

Lange hat er es offengehalten, jetzt steht es fest: Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff tritt zur Landtagswahl 2026 nicht mehr als Spitzenkandidat an. Viele in der Union hatten gehofft, dass der 71-Jährige erneut als Spitzenmann ins Rennen geht und eine Wahl gewinnt, die als richtungsweisend gilt.

Zuletzt vermittelte Haseloff den Eindruck, es noch einmal wissen zu wollen. Eine starke emotionale Rede im Landtag, in der er sich intensiv mit der AfD auseinandersetzte, untermauerte dies. Es ist zu vermuten, dass er – beraten vor allen von seiner Ehefrau – bis zur letzen Sekunde mit sich gerungen hat.

Ministerpräsident Haseloff hat sich den Polit-Ruhestand verdient

Am Ende hat sich Haseloff für die Familie und gegen ein Weitermachen in der Politik entschieden. Der Wittenberger hat sich viele Verdienste um Sachsen-Anhalt, seine Heimat, erworben. Seine Entscheidung ist nachvollziehbar, sie ist zu respektieren. Er hat sich den Polit-Ruhestand redlich verdient.

Aber auch Haseloff dürfte klar sein, dass sein Verzicht auf eine erneute Spitzenkandidatur ein enorm hohes Risiko für die eigene Partei bedeutet. Wäre er Spitzenmann geblieben, hätten sein Amtsbonus und seine Popularität der Partei vor allem im Kampf gegen die AfD Rückenwind gegeben. Parteiintern wird nun bereits befürchtet, dass Haseloffs Entscheidung die Union bei der Landtagswahl etliche Prozentpunkte kosten könnte.

Vielen sitzt die Angst vor einer AfD im Nacken, die vor Kraft kaum laufen kann und selbstbewusst eine Alleinregierung in Sachsen-Anhalt anstrebt.

Käme es tatsächlich soweit, dass eine vom Landes-Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestufte Partei an die alleinige Macht käme, wäre das ein Desaster für Sachsen-Anhalt. Die trotz aller Probleme durchaus positive Entwicklung des Landes würde um viele Jahre zurückgeworfen.

Wirtschaftsminister Sven Schulze tritt in große Fußstapfen

Nun liegt es in erster Linie an Sven Schulze, das zu verhindern. Hat er das Zeug dazu? In Teilen der CDU gibt es durchaus Zweifel. Dass Schulze im Oktober 2023 mit gerade mal 74 Prozent als Landeschef gewählt wurde, ist alles andere als ein Vertrauensbeweis.

Der CDU-Parteichef und Wirtschaftsminister, der schon lange als Kronprinz gilt, muss also nicht zuletzt in der eigenen Partei noch sehr viel Überzeugungsarbeit leisten. Der Harzer tritt nun in große Fußstapfen. Mit dem 46-Jährigen wird der Generationswechsel an der CDU-Spitze eingeleitet.

An die Beliebtheitswerte von Haseloff kommt Schulze bei weitem nicht heran. Er muss daher das Jahr bis zur Landtagswahl nutzen, um sich weiter profilieren zu können. Wichtig ist dabei, dass Haseloff ihm den Raum gibt, sich zu entfalten.

Der CDU-Spitzenkandidat darf die Bodenhaftung nicht verlieren

Dabei muss Schulze aufpassen, dass er nicht die Bodenhaftung verliert. Manch einer hat in den zurückliegenden Jahren beobachtet, dass er durchaus anfällig ist, auch mal zu viel Höhenluft zu schnuppern.

Und wichtig ist es auch, dass die CDU mitzieht. Bislang macht die Union, vor allem auch die Landtagsfraktion, einen wenig überzeugenden Eindruck. Es ist höchste Zeit, dass ein Ruck durch die schläfrige Landes-CDU geht. Spätestens jetzt ist der Wahlkampf eröffnet.

Es muss der CDU gelingen, mehr als bislang als schlagkräftiges Team aufzutreten. Allein kann und wird es Sven Schulze nicht schaffen.