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Konzept Landrätetreffen zu Kohle-Ausstieg

In 18 Jahren soll spätestens Schluss sein mit Braunkohle. Ministerpräsident und Landräte beraten in Sachsen-Anhalt über die Pläne.

10.07.2020, 07:50

Hohenmölsen (dpa) l Wenn es nach dem Landkreis Mansfeld-Südharz geht, dann brummt und summt es bald wieder in den alten unterirdischen Schächten, die der lange aufgegebene Bergbau als Andenken im Gebiet hinterlassen hat. Wo über Jahrhunderte hinweg Kupfer und andere Bodenschätze abgebaut wurden, könnten künftig große Datenspeicherzentren Platz haben. Das ist einer von Dutzenden Vorschlägen, die sich in einem Konzept des Kreises finden, um den Wegfall der Braunkohleförderung in der Region abzufedern.

Denn die sowieso schon strukturschwache Region an den Ausläufern des Harzes muss ebenso wie ihre Nachbarn im Burgenland- und im Saalekreis, in Anhalt-Bitterfeld sowie in Halle damit leben, dass ein weiterer Bodenschatz im Süden Sachsen-Anhalts, die fossile Braunkohle, in Deutschland keine Zukunft hat. Vor einer Woche beschlossen Bundestag und Bundesrat, dass spätestens 2038 Schluss sein soll mit dem Verbrennen von klimaschädlicher Kohle.

Am Freitag trifft sich die Landrätin von Mansfeld-Südharz, Angelika Klein (Linke), in Hohenmölsen mitten im Revier mit ihren Landrätekollegen und Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Sie wollen darüber reden, mit welchen Projekten und Strategien die Region attraktiver gemacht, neue Wirtschaft angesiedelt und eine zu starke negative Wirkung des Kohle-Aussteigs vermieden werden kann. Die Ergebnisse sollen im Anschluss an die Gespräche (11.00 Uhr) der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Das Landrätetreffen bildet eine Art Startschuss für eine Reihe von Gesprächen zwischen der Landesregierung und den betroffenen Kommunen, wie Haseloff vor wenigen Tagen ankündigte. Nach der Sommerpause soll es mit Bürgerforen und Gesprächen mit Bürgermeistern weiter gehen.

Im Mitteldeutschen Revier, das sich auf sächsisches und sachsen-anhaltisches Gebiet erstreckt, baut der Braunkohleförderer Mibrag derzeit noch in den zwei Tagebauen Profen und Vereinigtes Schleenhain Kohle ab. Zwei Kohlekraftwerke sind am Netz und gehören zu den letzten, die abgeschaltet werden sollen. Laut einer Studie der Bundesarbeitsagentur von vorigem Jahr hängen rund 3500 Jobs direkt an der Kohle – mehr als 26.000 Menschen arbeiten in energieintensiven Branchen in der Region, die vom günstigen Kohlestrom profitieren.

Sachsen-Anhalt soll Bundes-Hilfen von bis zu 4,8 Milliarden Euro bekommen, um die Folgen des Kohle-Ausstiegs in der Region abzufedern. Rund 84 Millionen Euro pro Jahr kann das Land nach seinen eigenen Vorstellungen verplanen, beim Rest entscheidet der Bund. Wo die Millionen am besten angelegt sind, soll am Freitag auch beim Landrätetreffen besprochen werden. So sollen einzelne Pläne und die der Kommunen und der Landesregierung abgestimmt werden, wie ein Regierungssprecher sagte.

Erste Ideen sind schon bekannt. So geht es um eine bessere Bahnanbindung der Region in Richtung Leipzig, darum, wie bestehenden Unternehmen der Wandel zu klimafreundlicher Produktion geebnet und neue Firmen und Forschungsschwerpunkte angesiedelt werden können. Und es geht auch um Internetanbindung und Digitalisierungsprojekte.

Eines davon ist die Idee aus Sangerhausen, in den verlassenen Bergbaustollen riesige Rechenzentren aufzubauen. Die Vorteile lägen auf der Hand, heißt es im "Masterplan" aus Mansfeld-Südharz: "Tief im Untergrund gelegen, sind diese Bergbautunnel hervorragend geschützt vor äußeren Witterungseinflüssen, Temperaturschwankungen oder terroristischen Angriffen." Das vorhandene Grubenwasser biete sich zur Kühlung an, die Datenspeicher könnten von den zahlreich vorhandenen Windrädern versorgt werden.

Ob aus der Idee etwas wird, ist völlig offen, doch anderswo ist sie schon Realität: So habe etwa der Internetriese Google in Finnland ein unterirdisches Rechenzentrum geschaffen. Weitere Beispiele gebe es aus Island oder Norwegen.