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Krankheiten Drastischer Anstieg von Keuchhusten

Ärzte in Sachsen-Anhalt schlagen Alarm: Grund ist der Anstieg von Keuchhusten. Gegenüber 2015 haben sich die Erkrankungen fast vervierfacht.

Von Janette Beck 12.11.2018, 00:01

Magdeburg l Sachsen-Anhalt ist beim Thema Impfen im Bundesvergleich Spitze. Das betrifft allerdings nur die Durchimpfungsraten von Kindern. Während diese bei den Drittklässlern im Landesdurchschnitt beispielsweise bei Tetanus, (98,0 Prozent) Masern (93,7), Kinderlähmung (96,3) oder eben auch beim Keuchhusten (97,9) vorbildlich sind, sieht es nach Aussage von Dr. Constanze Gottschalk, Impfexpertin beim Landesamt für Verbraucherschutz, bei Erwachsenen „wie überall in Deutschland erschreckend schlecht“ aus. Schätzungsweise nur 30 Prozent sind ausreichend immunisiert.

Die Folge: Auch in Sachsen-Anhalt steigt die Häufigkeit von Erkrankungen, denen man durch Impfen vorbeugen kann. „Vor allem der dramatische Anstieg von Keuchhusten-Fällen macht uns Sorgen“, erklärt Impfexperte Dr. Gunther Gosch, Kinder- und Jugendarzt und Vorstandsmitglied der Ärztekammer. Seinen Angaben zufolge entspricht der Zuwachs an Keuchhustenerkrankungen gegenüber 2015 „fast 70 Prozent. Bundesweit hat nur das Saarland einen noch höheren Anstieg zu vermelden“, sagt Gosch.

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 16.367 Fälle von Keuchhusten gemeldet, in Sachsen-Anhalt 814 Erkrankungen. Zum Vergleich: 2015 waren es gerade mal 290. Und die Tendenz für 2018 verheißt nichts Gutes: Allein bis Ende Oktober registrierte das Landesamtes für Verbraucherschutz bereits 830 Fälle.

Aus Sicht der Impfexperten ein ernstzunehmendes Problem. Gosch: „Wenn man bedenkt, dass hier wirksam mit einer Impfung vorgebeugt werden kann, besteht akuter Handlungsbedarf. Da müssen wir dringend gegensteuern und für höhere Impfraten sorgen – vor allem bei Jugendlichen und Erwachsenen.“ Denn: Während Keuchhusten früher als Kinderkrankheit galt, stecken sich mittlerweile vor allem Erwachsene an. Zwei Drittel aller Fälle gehen auf ihr Konto. „Je nach Alter verfügen lediglich etwa 20 bis 30 Prozent der Erwachsenen über eine Keuchhusten-Schutzimpfung“, schätzt der Arzt ein.

Keuchhusten (Pertussis) wird durch Bakterien ausgelöst, ist hoch ansteckend und weltweit eine der häufigsten Infektionskrankheiten der Atemwege. Der betreffende Erreger bildet Giftstoffe, welche die Schleimhäute der Luftwege schädigen. Besonders Säuglinge sind gefährdet, bei ihnen besteht die Gefahr von Atemstillstand. Die Sterblichkeit ist in dieser Altersgruppe zudem am größten.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt für Säuglinge und Kleinkinder bis zu 14 Monaten eine zweimalige Grundimmunisierung. Erwachsene rät sie zu Auffrischungsimpfung. Die Krankenkassen übernehmen hierfür die Kosten. Meinung

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