1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Weniger Einbrüche in Sachsen-Anhalt

Kriminalstatistik Weniger Einbrüche in Sachsen-Anhalt

Die Polizei hat 2018 weniger Diebstähle und Wohnungseinbrüche registriert als 2017. Das ist der niedrigste Stand seit zehn Jahren.

12.03.2019, 15:43

Magdeburg (dpa) l Rund 488 Mal am Tag wird in Sachsen-Anhalt eine Straftat angezeigt. Das lässt sich aus der Kriminalitätsstatistik für 2018 errechnen. Klingt viel, ist aber so wenig wie in den letzten zehn Jahren nicht. Im Vorjahr waren es rechnerisch jeden Tag noch 511 Taten. Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) zog mit den Daten der neuen Kriminalstatistik Bilanz: Die Daten zeigten, dass die Sachsen-Anhalter sicher lebten. Doch was lässt sich alles aus den Daten lesen?

Die allgemeine Lage: In Sachsen-Anhalt wird in absoluten Zahlen weniger Kriminalität registriert. Laut Statistik wurden 175 625 Taten erfasst, fast 11 000 weniger als vor einem Jahr und knapp 25 000 weniger als vor zehn Jahren. Gleichzeitig wurden auch weniger Verdächtige ermittelt – drei von vier waren Männer. Der Anteil der Fälle, die aufgeklärt wurden, veränderte sich nur marginal: Mit 55,6 Prozent (Vorjahr 55,7) wurde etwas mehr als die Hälfte gelöst.

Die Schwerpunkte: Den größten Anteil bei der Kriminalität machen Diebstähle und Einbrüche aus, nämlich fast 40 Prozent. Binnen eines Jahres wurden 7,3 Prozent weniger Fälle verzeichnet. Rechnerisch gab es 187 Diebstähle und Einbrüche pro Tag, im Jahr 2017 waren es 201. Die größten Rückgänge gab es bei Kellereinbrüchen sowie Fahrrad- und Autodiebstählen.

Das führt auch direkt zu Schwerpunkt Nummer zwei: Intensivstraftäter. Diese vergleichsweise kleine Gruppe macht nur 1,5 Prozent aller Verdächtigen aus. Allerdings gehen 17 Prozent aller Straftaten auf ihr Konto. "Fast alle sind Drogenkonsumenten und finanzieren ihre Sucht mit Beschaffungskriminalität", sagte Karl-Albert Grewe, zuständiger Referatsleiter für die Polizei im Ministerium. Das bedeutet: Sie stehlen aus Kellern, Läden oder am Fahrradständer.

Die Reaktion: Seit vorigem Jahr ermittelt die Polizei bei Intensivstraftätern anders. Zunächst konzentriert auf junge Verdächtige wurde die Logik umgestellt, wie Innenminister Stahlknecht sagte. Alle Fälle, die zum gleichen Verdächtigen führen, werden nun von derselben Ermittlergruppe bearbeitet. Dieses Prinzip solle auf alle Intensivtäter ausgeweitet und verstärkt werden. "Damit wollen wir kriminelle Karrieren durchbrechen und sie schneller in Haft bringen."

Ein Nebeneffekt: Werden Täter überführt und verurteilt, die für Diebstahl- oder Betrugsserien mit Dutzenden Fällen verantwortlich sind, könnten sie in den nächsten Jahren nicht Dutzende weitere verüben.

Der Vergleich: Sind die Zahlen also gut oder schlecht? Das kommt drauf an. So gibt die Statistik etwa auch die Kriminalitätsbelastung an. Rechnerisch gab es 7900 Straftaten je 100 000 Einwohner. Im Vergleich zum Bundesschnitt ist das hoch. Zwar legte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) die Zahlen für voriges Jahr noch nicht vor. Im Jahr 2017 lag die Belastung deutschlandweit jedoch bei weniger als 7000 Taten je 100 000 Einwohner. Stahlknecht lässt derzeit ein Gutachten erstellen, das die Frage beantworten soll, warum Sachsen-Anhalt negativ herausragt. Ergebnisse sollen aber erst 2021 vorliegen.

Bei der Aufklärungsquote liegt Sachsen-Anhalt ziemlich genau im Bundesschnitt: Für das Jahr 2017 lag der Anteil jeweils bei 55,7 Prozent. In Bayern (66,8 Prozent) oder Thüringen (64,5 Prozent) klären die Ermittler deutlich mehr Fälle auf.

Die Aussagekraft: Die Statistik registriert nur, was angezeigt wird. Oft heißt es, "die Dunkelziffer dürfte viel höher sein". Dann vermuten Ermittler, dass es unentdeckte Taten gibt. Oft genannt werden beispielsweise häusliche Gewalt, aber auch Drogenmissbrauch. Auch die Aktivität der Polizei kann die Statistik beeinflussen. Wenn es etwa weniger Beamte auf Streife gibt, werden einige Delikte auch seltener entdeckt. Ein klassisches Beispiel dafür sind Drogen. Zuletzt gab es im Land etwa 5700 Polizisten, so wenige wie seit Jahren nicht.

Doch zumindest bei den Drogendelikten lässt sich nicht erkennen, dass deswegen die Kontrollen nachließen: 9239 Rauschgiftfälle wurden aufgenommen, das waren zehn Prozent mehr als im Vorjahr.