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Landeskriminalamt Sondereinheit jagt Planenschlitzer

In Sachsen-Anhalt startet ein europaweit einmaliges Projekt gegen Planenschlitzer. Ein LKA-Team untersucht bundesweit Frachtdiebstähle.

Von Matthias Fricke 30.06.2018, 01:01

Magdeburg l Fernfahrer Sven Fritzsche fährt seit 23 Jahren Lkw und sein Blick geht nach Pausen auf dem Autobahnparkplatz immer auf die Plane. „Zum Glück blieb es bei mir nur beim Aufschlitzen. Aber die Reparatur kostet auch Geld“, schimpft er. Für den Kraftfahrerkreis Deutschland verfolgt er in seiner Heimat Chemnitz seit Februar einen Prozess gegen fünf Polen. Während vier Leute die Autobahnen in Norddeutschland abgegrast haben sollen, sorgte eine 22-Jährige zu Hause fürs Management. Sie sah im Internet nach, was die Ware bringen würde. „Das sind für mich mafiöse Strukturen“, sagt er. Das Urteil in dem Prozess wird erst im August erwartet.

Genau um solche organisierten Banden geht es bei „Cargo“. LKA-Sprecher Andreas von Koß: „Offensichtlich handeln immer dieselben Tätergruppen und sorgen für die hohen Zahlen.“ Auch in Sachsen-Anhalt nimmt das Planenschlitzen seit Jahren drastisch zu. Schon jetzt gibt es fast so viele Fälle wie im gesamten Vorjahr mit einem Gesamtschaden von knapp 2,8 Millionen Euro. Bundesweit liegt er sogar jährlich bei 1,3 Milliarden Euro.

Verfolgt wurden die Taten bisher wie jeder normale Diebstahl. Doch das soll sich nun mit dem europaweit einzigartigen Projekt ändern. Der Leiter von „Cargo“, Kriminaldirektor Guido Sünnemann vom LKA Sachsen-Anhalt: „Der Kampf gegen den Frachtdiebstahl kann nur national und international erfolgreich geführt werden.“ Aus diesem Grund sollen nun alle Fälle nach Zusammenhängen untersucht und Erkenntnisse an die Länder weitergeleitet werden. Beteiligt sind aktuell neben dem Bundeskriminalamt (BKA) auch Brandenburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen sowie Sachsen.

Die Herausforderung für die Ermittler ist der Wohnsitz der Verdächtigen. Die Beute wird zum großen Teil ins Ausland geschafft und dort nach Erfahrungen der Beamten auch verwertet. „Erste Kontakte haben wir schon zu Europol und Eurojust (Euro Justiz) hergestellt“, so von Koß. Partnerschaften bestehen zudem mit Polen, Tschechien, Frankreich, Schweden und den Niederlanden. Diese Länder sind zum Teil „Wohnsitz-Länder“, aber auch selbst stark betroffen. „Cargo“ wird aus dem europäischen Sicherheitsfonds mit einer dreiviertel Millionen Euro gefördert.

Kommentar "Projekt Cargo ist der richtige Weg" zum Thema.