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Landesparteitag „Wahlkartell“ bei den Grünen?

Vor dem Listenparteitag in Halle am Freitag regt sich Unmut in Sachsen-Anhalts Kreisverbänden.

Von Jens Schmidt 02.09.2020, 07:25

Magdeburg l Sachsen-Anhalts Grüne stellen am Freitag personelle Weichen für die Landtags- und die Bundestagswahl im nächsten Jahr. Bei einem zweitägigen Landesparteitag in Halle werden die Kandidatenlisten gewählt. Doch schon jetzt gibt es parteiintern Ärger.

An der Basis herrscht viel Unmut über die beiden großen Stadtverbände Halle und Magdeburg. Kandidaten beider Städte hätten sich abgesprochen, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Bisher hätten diese Verbände immer unabhängig voneinander agiert.

An der grünen Basis ist jetzt von einem „Wahlkartell“ die Rede. Die Stadtverbände Magdeburg und Halle verfügen über 51 Delegierte und damit fast die Hälfte der 112 Delegiertenstimmen, bestätigt ein Parteisprecher. Sollten sich die Großstädter bei der Abstimmung tatsächlich gegenseitig stützen, hätten kleinere Kreisverbände kaum eine Chance, ihre Kandidaten auf aussichtsreichen Rängen zu platzieren.

Der Kreisverband Salzlandkreis hat deswegen keinen eigenen Kandidaten ins Rennen geschickt. „Das lohnt sich gar nicht erst, da jeder Konkurrenzkandidat von den beiden großen Stadtverbänden weggestimmt wird. Jede Kraft, die man da investiert, verpufft“, sagt ein Grüner aus dem Salzlandkreis. Dabei wäre es wichtig, auch Grüne vom Lande vorn auf den chancenreichen Rängen zu haben.

„Wir brauchen nicht nur Kandidaten, die über die ländliche Region reden, sondern auch in der ländlichen Region leben“, sagt Cathleen Hoffmann, Kreis­chefin Altmark. „Nur wer hier lebt, spürt die täglichen Hürden.“ Stichworte sind Nahverkehr, Landwirtschaft, Waldumbau. Immerhin sei Sachsen-Anhalt zu 80 Prozent ländlich geprägt, sagt Hoffmann. „Das müsste sich auch auf der Liste widerspiegeln.“ Tut es aber nicht. „Das kritisiere ich.“

Die Altmark schickt mit Mirko Wolf aus Kalbe zwar einen Altmärker ins Rennen – der steht bislang aber erst auf Rang acht der Liste. Da könnte es mit einem Einzug in den Landtag knapp werden. Für die Altmark kandidiert zwar auch Dorothea Frederking, die sich politisch für ländliche Belange einsetzt und viel Anerkennung genießt – allerdings wohnt sie in Magdeburg. Und sie hat mit Melanie Ranft eine Gegenkandidatin – die kommt aus Halle.

Die ersten Listenplätze sind quasi gesetzt. Für die Spitzenkandidatur tritt Landtags-Fraktionschefin Cornelia Lüddemann an, gefolgt von den Landesvorsitzenden Sebastian Striegel und Susan Sziborra-Seidlitz. Auf den nächsten Rängen folgen mit Olaf Meister (Magdeburg), Melanie Ranft (Halle), Wolfgang Aldag (Halle) und Madeleine Linke (Magdeburg) Kandidaten aus den Großstädten, die sich abgesprochen haben sollen. Olaf Meister sagt dazu nur, jeder könne sich für einen Listenplatz bewerben.

Für Platz neun kandidiert eine prominente Ex-Leistungssportlerin – Schwimm-Weltmeisterin Antje Buschschulte.