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Transgender-Debatte #MenstruierendeMänner: Sachsen-Anhalts SPD über Extramülleimer auf Männertoiletten

"Wohin mit dem Tampon?" - am vergangenen Sonntag wurde im Netz heiß diskutiert über einen Antrag zum Parteitag der SPD Landesverband Sachsen, worin Mülleimer für öffentliche Männertoiletten gefordert werden. Was die Parteikollegen aus Sachsen-Anhalt zur umstrittenen Menstruationsdebatte sagen. 

Von Samantha Günther Aktualisiert: 08.07.2021, 12:39
"Wohin mit dem Tampon?" - am vergangenen Sonntag wurde im Netz heiß diskutiert über einen Antrag zum Parteitag der SPD Landtagsfraktion Sachsen, worin Mülleimer für öffentlichen Männertoiletten gefordert werden.
"Wohin mit dem Tampon?" - am vergangenen Sonntag wurde im Netz heiß diskutiert über einen Antrag zum Parteitag der SPD Landtagsfraktion Sachsen, worin Mülleimer für öffentlichen Männertoiletten gefordert werden. Archivfoto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Kahnert

Magdeburg/Leipzig - Es gibt Männer, die ihre Periode bekommen. Männer, die als Frau geboren wurden, sich aber als Mann fühlen und auch so leben. Gingen menstruierende Männer bisher auf eine öffentliche Toilette - so fehlte ihnen meist ein Extramülleimer für die Entsorgung von Tampon und Binde. Die sächsische SPD will dies nun ändern.

Die SPD in Sachsen forderte eine "Nicht-binäre Toilettenausstattung" für queere Menschen, die weder ausschließlich männlich noch weiblich sind, in der Öffentlichkeit. Auf allen öffentlichen Toilettenkabinen in Sachsen sollen Mülleimer aufgestellt werden, damit "menstruierende Männer und menstruierende nicht-binäre Personen" bei "der Entsorgung von Hygieneprodukten" nicht diskriminiert werden. 

"Das hat nichts mit Klientel zu tun, sondern mit Menschlichkeit."

SPD Sachsen

Der Antrag wurde zum Parteitag in Leipzig genehmigt. "Es mag für manche schwierig zu verstehen sein, aber nur weil es um Probleme geht, die nicht die Mehrheit betreffen, sollten sie trotzdem nicht ignoriert werden. Das hat nichts mit Klientel zu tun, sondern mit Menschlichkeit", heißt es vom SPD-Landesverband.

Forderung stößt auf viel Unverständnis und Kritik

Eine Forderung, die im Netz auf viel Unverständnis und Kritik stößt. "Niemand hat etwas gegen zusätzliche Mülleimer für Hygieneprodukte. Aber eine Partei, die auf einem Parteitag die Probleme ‚menstruierender Männer‘ zu lösen versucht, hat irgendwo in ihrer langen Geschichte den Kompass verloren", schreibt Journalist Jan Fleischhauer auf Twitter.

Schnell trendet der Hashtag #MenstruierendeMänner am vergangenen Sonntag auf Twitter. Gibt es nicht, sagt die AfD. "Menstruierende Männer? Die SPD hat wohl im Biologieunterricht nicht aufgepasst", schreibt etwa AfD-Politiker Christian Blex.

"Jetzt sind also #MenstruierendeMaenner das Problem, warum die SPD so schlechte Wahlergebnisse hat", kommentiert hämisch Leonard Sophie Trautmann, Vorsitzender von der Partei Volt Thüringen. 

Menschen aus der Queer-Community unterstützen diesen Antrag und können die heftigen Reaktionen einfach nicht nachvollziehen. "Wie könnt ihr euch alle darüber aufregen das Mülleimer in Männertoiletten kommen sollen? Manche Männer brauchen die halt, nicht nur falls sie menstruieren sondern vielleicht auch wegen Krankheiten und Inkontinenz?", schreibt eine Twitter-Nutzerin.

SPD in Sachsen-Anhalt über Extramülleimer

Kommen Extramülleimer auf Männertoiletten auch für die SPD Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt in Frage? Dies wollten wir von der Fraktion wissen. 

Ist die Aufregung um Extramülleimer auf Männertoiletten gerechtfertigt?

SPD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt: "Nein, wenn sich bei einem sächsischen Landesparteitag ein einzelner von 130 Anträgen mit Mülleimern auf Toiletten befasst, ist das kein Grund für Aufregung."   

Die Forderung "Mülleimer für Männertoiletten" - würden Sie als SPD-Fraktion Sachsen-Anhalt diesen Antrag auch hierzulande anwenden wollen?

SPD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt: "Wir werden auch in dieser Wahlperiode das Gespräch mit queeren Menschen im Land suchen, um zu hören, welcher konkrete Handlungsbedarf gesehen wird, um z.B. Diskriminierungen abzubauen und Unterstützungsangebote zu stärken. Bei den weit über 100 Detailpunkten, die die queere Community im Vorfeld der Landtagswahl in Form von Wahlprüfsteinen an die Parteien im Land herangetragen hat, spielten Mülleimer überhaupt keine Rolle."   

Welche queer-politischen Themen bewegt die SPD in Sachsen-Anhalt und wie möchte Sie diese angehen?

SPD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt: "Queere Menschen brauchen für die ihnen spezifische Anliegen geeignete Anlauf- und Beratungsstellen. Mit der LSBTIQ*-Landeskoordinierungsstelle Nord in Magdeburg sowie Süd in Halle besitzen wir in Sachsen-Anhalt entsprechende Strukturen, die jedoch personell nicht ausreichend ausgestattet. In der nun beginnenden Wahlperiode wollen wir daher bei diesen Stellen für eine bedarfsgerechte Stärkung im Personal und bei der Finanzierung sorgen. Darüber hinaus soll ein Landesantidiskriminierungsgesetz geschaffen werden."   

Die Abschaffung des umstrittenen Transsexuellengesetzes wurde unter anderem von der SPD abgelehnt - die Partei möchte eine andere Lösung - wie sieht diese aus?

SPD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt: "Die SPD-Bundestagsfraktion hat deutlich gemacht, dass Transsexualität keine Krankheit ist und das Transsexuellengesetz deshalb durch ein deutlich verbessertes Gesetz ersetzt werden muss. Das SPD-geführte Justiz- und Verbraucherschutzministerium hatte einen Entwurf für ein entsprechendes Selbstbestimmungsgesetz vorgelegt, gegen den sich CDU und CSU innerhalb der Koalition allerdings gesperrt haben. Daher braucht es in der neuen Legislaturperiode auf Bundesebene einen weiteren Anlauf mit neuen politischen Partnern."   

Kritiker würden dies als "Pink-Washing" bezeichnen - was würden Sie diesen sagen?

SPD-Landtagsfraktion: "Sich auch für die Belange von queeren Menschen zu engagieren, gehört zur Programmatik der SPD. Wir sehen keinen Zusammenhang zwischen dem Einsatz für Themen, die für diese Menschen und ihre Lebensführung wichtig sind, wie z.B. die von der SPD durchgesetzte Ehe für alle und dem Vorwurf, sich nur vorgeblich aus Imagegründen mit queeren Menschen zu identifizieren. Das weisen wir von uns."