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Landtagswahl "Nehmt den Wessis das Kommando" - Linke provoziert mit Plakat

Sachsen-Anhalts Linke wird für eines ihrer Wahlplakate scharf kritisiert. Mit dem Slogan „Nehmt den Wessis das Kommando" wirbt die Partei für sich.

Von Michael Bock Aktualisiert: 25.4.2021, 16:55
Wahplakat der Linken
Wahplakat der Linken Foto: dpa

Magdeburg. Sachsen-Anhalts Linke wird für eines ihrer Wahlplakate scharf kritisiert. Mit dem Slogan „Nehmt den Wessis das Kommando" wirbt die Partei für sich. Parteiübergreifend schütteln Politiker den Kopf. Die Parteispitze der Linken verteidigt den Slogan.

Der frühere SPD-Landesvorsitzende Burkhard Lischka (SPD) twitterte: „So mit das bekloppteste Plakat, das ich je gesehen habe. Die Not muss sehr, sehr groß sein bei den Linken.“ SPD-Landeschef Andreas Schmidt twitterte: „Von 2,2 Millionen Sachsen-Anhaltern sind schätzungsweise 300.000 in der alten Bundesrepublik geboren. Weitere 500.000 sind nach 1989 im vereinigten Deutschland geboren. Wir alle leben hier, gehen gemeinsam in die Zukunft.“

CDU-Landeschef Sven Schulze verwies darauf, dass Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow als einziger Regierungschef der Linken aus dem Westen komme. Übrigens: Sachsen-Anhalts Spitzenkandidat für die Bundestagswahl, Jan Korte, stammt aus Niedersachsen.

Die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung nennt das Plakat „unverhältnismäßig, spaltend und beschämend“. Grünen-Spitzenkandidatin Cornelia Lüddemann schrieb: „Das erschüttert mich wirklich. Ich dachte, alle Menschen sind grundsätzlich gleich, und es kommt auf Wollen und Werte an." Daniel Mouratidis (Grüne, stellvertretender Regierungssprecher) twitterte: „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit de Luxe. Ist die Linkspartei in Sachsen-Anhalt auf Wagenknechts Querfront-Niveau eingeschwenkt?“ Der Grünen-Landtagsabgeordnete Olaf Meister: „Menschen nach Herkunft diskriminieren - ich hätte nicht gedacht, dass diese Grenze überschritten wird.“

Auch in der Linken gibt es Kritik am Plakat. Katja Müller, Vorsitzende der Linken im Stadtrat in Halle, schrieb auf Twitter, das Plakat mache sie ziemlich wütend. Sie überlege, „ob ich die Botschaft unfassbar finde, oder sie mir einfach nur zu doof ist".

Die Parteispitze der Linken verteidigte in einer  Presseerklärung das Plakat. Spitzenkandidatin Eva von Angern sagte: „Dieses Plakat ist ein Volltreffer. Die Heftigkeit in der Debatte zeigt, dass es wahr ist, und wir einen Nerv getroffen haben. Wir haben etwas angesprochen, das viele Menschen im Osten umtreibt. Die Führungspositionen im Osten sind drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung immer noch dominant von Westdeutschen belegt, etwas in der Landesverwaltung, an den Gerichten, in den Ministerien und an den Hochschulen.“

Für in Ostdeutschland Geborene gebe es kaum Aufstiegschancen. Linke-Landeschef Stefan Gebhardt jubelte, es sei gelungen, ein wichtiges Thema erfolgreich zu platzieren. Zugleich sagte er, das Plakat werde nirgendwo hängen.

Laut einer MDR-Umfrage kommt die Linke derzeit auf zwölf Prozent.