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Lehrermangel „Kopfjäger“ suchen EU-weit nach Lehrkräften für Sachsen-Anhalt

Als erstes Bundesland hat Sachsen-Anhalt „Headhunter“ angesetzt, um Lehrer zu finden. Die ersten werden jetzt eingestellt. Vor allem Sekundarschulen in kleinen Orten profitieren.

Von Alexander Walter Aktualisiert: 28.06.2021, 09:04
Lehrer werden immer begehrter. Jetzt suchen Headhunter nach ihnen.
Lehrer werden immer begehrter. Jetzt suchen Headhunter nach ihnen. Imago

Magdeburg - Der Schritt brachte Sachsen-Anhalt vor einem Jahr in die Schlagzeilen: Erstmals kündigte ein Bundesland an, europaweit über „Headhunter“ (deutsch: Kopfjäger) nach Lehrern und Lehramtsseiteneinsteigern suchen zu wollen.

733 Pädagogen fehlen

Grund: Der Lehrermangel im Land, der Bedarf ist enorm. Rechnerisch 733 Pädagogen muss Sachsen-Anhalt bis 2031 pro Jahr einstellen, um altersbedingte Abgänge aufzufangen. Der Bewerbermarkt ist so gut wie leergefegt. Direkte Werbeversuche in anderen Bundesländern sind ebenso verboten wie das Abwerben bei freien Schulen.

750000 Euro stellte das Land daher für das Pilotprojekt einer EU-weiten Lehrersuche über zwei Headhunter-Agenturen für die Jahre 2021/22 bereit. Im Fokus der Suche: vor allem Deutschlehrer mit ableitbarem Zweitfach. Ein halbes Jahr nach Beginn hat das Bildungsministerium nun eine Zwischenbilanz vorgelegt. 234 Interessenten haben die beauftragten Personaldienstleister Hays sowie Randstad demnach bis 15. Juni aufgetan. 159 haben sich bereits beworben. 15 haben auf ein Stellenangebot hin zugesagt. „Einsatzorte sind überwiegend kleine Orte und vor allem Sekundarschulen“, heißt es aus dem Ministerium. Orte also, an denen der Bedarf besonders hoch ist. 89 der 106 Sekundarschulen im Land meldeten zuletzt eine Unterrichtsversorgung von maximal 95 Prozent. 103 Prozent strebt das Land an, um auch bei Wegfall eines Lehrers Ausfälle abwenden zu können. Die Stadt Burg etwa dürfte dank Headhuntern eine neue Russischlehrkraft bekommen, die Sekundarschule Raguhn (Anhalt-Bitterfeld) einen Bio-, Chemielehrer.

Deutsche Seiteneinsteiger am häufigsten

Viele Bewerber kommen vorerst aus Deutschland, darunter Seiteneinsteiger. Grund: Die Eignung ausländischer Bewerber wird von einer zentralen Stelle der Kultusministerkonferenz geprüft. Das dauert. Dies gehöre zu den Hindernissen der Suche, sagte Bildungsminister Marco Tullner (CDU): Grundsätzlich seien die ersten Erfahrungen aber positiv. „Vor allem weil das Projekt für das Land völlig risikolos ist, denn Honorare fließen nur bei erfolgreichen Einstellungen“, so Tullner. „Wir müssen jede Möglichkeit nutzen, um Lehrkräfte in unsere Schulen zu bekommen.“

Ähnlich sieht das die SPD: „Allem, was der Einstellung von Lehrkräften – auch Seiteneinsteigern – dient, stehen wir erstmal positiv gegenüber“, sagte Fraktionschefin Katja Pähle. Allerdings lasse das Land Seiteneinsteiger, die schon im Dienst sind, zu oft allein.

Linke warnt vor „Billiglehrern“

Linke-Fraktionsvize Thomas Lippmann warnte im Fall der Anwerbung von Seiteneinsteigern vor „Billig-Lehrern“ mit schlechter Bezahlung ohne echte Chance auf Aufstieg. Das Land hatte den Seiteneinstieg zuletzt für Akademiker auch ohne Abschluss in Schulfächern wie Mathe oder Deutsch geöffnet. Die Bezahlung ist schlechter. Das Ministerium verwies aber auf die Möglichkeit, Fächer nachzustudieren.