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Katastrophen und Verteidigungsfall „Medizinische Task Forces“ in Sachsen-Anhalt noch immer nicht voll einsatzfähig

Mit medizinischen Task-Force-Einheiten wollte der Bund schon 2018 den Zivilschutz auch für den Verteidigungsfall verbessern. Die Umsetzung aber stockt.

Von Alexander Walter 29.02.2024, 11:08
Helfer des Deutschen Roten Kreuzes bei einer Großveranstaltung. Der Aufbau von Medizinischen Task Forces für den Katastrophenfall im Land stockt.
Helfer des Deutschen Roten Kreuzes bei einer Großveranstaltung. Der Aufbau von Medizinischen Task Forces für den Katastrophenfall im Land stockt. Foto: Imago

Magdeburg - Um die Bevölkerung im Katastrophen- oder Verteidigungsfall zu schützen, wollte der Bund als Konsequenz aus den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA deutschlandweit 61 sogenannte Medizinische Task Forces (MTF) einrichten, drei davon in Sachsen-Anhalt.

Drei Task Force-Einheiten in Sachsen-Anhalt, 61 bundesweit

Ziel: Die MTF sollen den Katastrophenschutz und die Sanitätsdienste im Fall einer Vielzahl von Verletzten unterstützen. Zu den Aufgaben der MTF sollen dabei die Versorgung von Verwundeten, die Dekontamination von Personen, aber auch der weiträumige Patiententransport gehören. 2018 erstellte der Bund ein Konzept für die MTF.

Fünf Jahre nach dessen Erstellung sind die drei für Sachsen-Anhalt vorgesehenen MTF „Altmark“, „Harz“ und „Anhalt/Wittenberg“ allerdings noch immer nicht voll einsatzfähig. Das geht aus einer Antwort des Landesinnenministeriums auf eine Kleine Anfrage von SPD-Innenpolitiker Rüdiger Erben hervor.

Kai-Uwe Lohse, Chef des Landesfeuerwehrverbands
Kai-Uwe Lohse, Chef des Landesfeuerwehrverbands
Foto: picture alliance/dpa

Es nützt niemandem nur ein gutes Rezept für einen Kuchen, man muss ihn auch backen.

Kai-Uwe Lohse, Chef des Feuerwehrverbands zur Einrichtung Medizinischer Task-Forces im Land

Wörtlich heißt es darin: „Auf Grund der noch fehlenden Bundesausstattung in den einzelnen Teileinheiten ist die Einsatzbereitschaft und Leistungsfähigkeit der einzelnen MTF derzeit noch nicht vollständig hergestellt.“

Kai-Uwe Lohse, Chef des Landes-Feuerwehrverbands, kritisiert den Stand der Umsetzung: „Das Ganze ist eine Luftblase“, sagte er. „Es nützt niemandem nur ein gutes Rezept für einen Kuchen, man muss ihn auch backen.“

Rüdiger Erben: Bislang kaum auf Dekontaminationen vorbereitet

Auch SPD-Politiker Erben forderte mehr Tempo: „Letztlich ist die Einrichtung der MTF eine Konsequenz aus der neuen terroristischen Bedrohungslage nach dem 11. September 2001. Es wird nun Zeit, dass der gesundheitliche Bevölkerungsschutz in Deutschland organisatorisch, personell und technisch dieser neuen Bedrohungslage gerecht wird.“ Schon jetzt gebe es für den Katastrophen- oder Verteidigungsfall zwar die Sanitätseinheiten des Katastrophenschutzes, ergänzte Erben. Auf die Dekontamination von Verletzten wären diese aber kaum vorbereitet.

Zeitliche Vorgaben für die Einsatzbereitschaft der drei MTF im Land macht der Bund nicht. Laut Innenministerium soll jede von ihnen am Ende aber aus 27 Fahrzeugen und 138 Ehrenamtlern aus Hilfsorganisationen wie dem Deutschen Roten Kreuz und den Feuerwehren bestehen. Letztere sollen auch mögliche Dekontaminationen übernehmen. Bislang stehen laut Ministerium erst zwei Drittel der Helfer bereit. Jede MTF verfügt zudem über einen Kommandowagen sowie mehrere Fahrzeuge zum Transport von Patienten, Helfern und Material.