Roland-Kaiser-Konzert für lau Sachsen-Anhalts Landtagspräsident zunehmend unter Druck
Nachdem er ein Roland-Kaiser-Konzert für lau von seinem Dienstbalkon aus verfolgt hat, räumt Landtagspräsident Gunnar Schellenberger ein, dass er zunächst die Unwahrheit gesagt hat. Linke und Grüne und ein erster SPD-Politiker fordern seinen Rücktritt.

Magdeburg - In der Affäre um den Gratis-Genuss eines Roland-Kaiser-Konzerts vom Balkon seines Dienstzimmers im Landtag gerät Sachsen-Anhalts Landtagspräsident Gunnar Schellenberger zunehmend unter Druck. Gestern räumte er ein: Sein Aufenthalt im Büro am Konzertabend am 12. August sei – anders als bislang von ihm dargelegt – doch nicht rein dienstlich gewesen: „Es war für mich ein dienstlich gedachter Termin, ich wollte das Dienstliche mit dem Nicht-Dienstlichen verknüpfen“, sagte er. „Da kann ich nur sagen, sorry. Da habe ich mich blöd angestellt.“
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Die Besprechung sei wegen der Hitze und der Lautstärke des Konzerts nur beschränkt möglich gewesen. „Das habe ich völlig falsch eingeschätzt.“
Schellenberger erklärt sich vor der Presse, lässt aber keine Nachfragen zu
Journalisten-Nachfragen ließ Schellenberger nicht zu. Er will sich am 31. August vor dem Ältestenrat „ausführlich den Fragen der Fraktion“ stellen.
Bislang hatte Schellenberger die Sache anders dargestellt: Demnach habe er am Konzert-Abend von 19.30 bis 21.30 Uhr einen Diensttermin gehabt und danach „nur kurz rausgeschaut“. Thema soll das 25-jährige Bestehen eines Max-Planck-Instituts im Land gewesen sein. Das Institut für Ethnologie Halle, das tatsächlich 25 Jahre alt wird, weiß jedoch von nichts. „Von unsrem Institut war niemand bei dem Treffen dabei“, stellte Sprecher Stefan Schwendtner klar.

Fotos zeigen Schellenberger indes bereits 20.14 Uhr und erneut 21.45 Uhr auf dem Landtagsbalkon und am Fenster, umgeben von Damen, die Sektgläser halten, während unten auf dem Domplatz Zuschauer mit bezahlten Tickets feiern.
Linke, Grüne und ein SPD-Bundestagspolitiker fordern Rücktritt
Linke und Grüne fordern Schellenbergs Rücktritt. „Mit den heutigen Äußerungen wird klar, dass er bewusst versucht hat, die Menschen im Land zu täuschen“ , sagt Linke-Fraktionschefin Eva von Angern. Sein Umgang mit der seinen Fehlern sei katastrophal“, erklärte Grünen-Fraktionschefin Cornelia Lüddemann. Mit Martin Kröber schloss sich auch ein SPD-Bundestagspolitiker den Rücktrittsforderungen an: „Unser Landtagspräsident scheint sich mit Champagner und Lachs zu vergnügen, während die hart arbeitenden Menschen nicht wissen, wie sie ihr Gemüse bezahlen sollen.“
CDU stellt sich hinter Schellenberger - der soll im Ältestenrat für Aufklärung sorgen
SPD und FDP im Landtag halten sich mit Rücktrittsforderungen noch zurück. So auch die CDU. „Wir stehen zu unserem Landtagspräsidenten“, sagte Fraktionschef Guido Heuer – verbunden allerdings mit dem Zusatz, Schellenberger werde am 31. August vor dem Ältestenrat Rede und Antwort stehen.