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Kriminalität Terror-Verdächtige nach Schwarzpulverfund in Dessau weiter in Haft

Mehrere Syrer hatten offenbar vor mehr als sechs Monaten auch in einer Dessauer Wohnung zur Anschlagsvorbereitung genutzt – davon gehen dänische Behörden weiter aus.

Von Matthias Fricke 06.08.2021, 05:15
Schwer bewacht ist das Gerichtsgebäude in Holbaek, wenn die syrischen Brüder zur Haftvorführung erscheinen.
Schwer bewacht ist das Gerichtsgebäude in Holbaek, wenn die syrischen Brüder zur Haftvorführung erscheinen. Foto: Christensen/Dagbladet Nordvestnyt

Dessau - Im Fall des Terrorverdachtes von Dessau befinden sich die im Februar dieses Jahres in Dänemark festgenommenen syrischen Brüder dort weiter in Untersuchungshaft. Auch in Sachsen-Anhalt dauern die Untersuchungen an. Das bestätigte die Generalstaatsanwaltschaft in Naumburg der Volksstimme.

Bei der Durchsuchung einer Wohnung in Dessau hatten Ermittler unter anderem zehn Kilogramm Schwarzpulver und Zündschnüre gefunden. Die Polizisten entdeckten damals auch eine selbstgemalte Flagge der Terrormiliz IS und einen Koran mit markierten Passagen, bei denen es um den Kampf gegen Ungläubige ging.

Die Wohnung gehörte einem 36-jährigen Syrer. Sein in Dänemark lebender jüngerer Bruder hatte sich jeweils fünf Kilogramm Aluminiumpulver und Schwefel bei einem polnischen Großhandel in die Dessauer Wohnung bestellt. Als das aufflog und die Durchsuchung folgte, waren beide bereits in Dänemark. Sie wurden dort verhaftet. Ein weiterer 40-jähriger Bruder ist indes in der Nähe von Offenbach (Hessen) festgenommen worden.

Großfamilie im Visier

Die Brüder in Dänemark sitzen zusammen mit fünf weiteren dort festgenommenen Familienmitgliedern noch in Untersuchungshaft, darunter auch die Eltern und eine Schwester. Das hat die dänische Zeitung „Dagbladet Nordvestnyt“ diese Woche gemeldet.

Dem Bericht nach wird ihnen vorgeworfen, einen Anschlag in Deutschland oder Dänemark geplant oder zumindest davon gewusst zu haben. Erst am Montag dieser Woche wurde die Untersuchungshaft erneut vorerst bis zum 26. August verlängert.

Vor einem halben Jahr waren bei der Razzia in Dänemark noch sechs weitere Verdächtige festgenommen worden. Sie sind inzwischen aber wieder frei.

Die polnische Firma hatte damals den größeren privaten Kauf von Schwefel und Aluminiumpulver gemeldet, da diese Stoffe zum Bombenbau geeignet sind. Laut einer EU-Verordnung besteht eine Meldepflicht für bestimmte Grundstoffe.

Aufgrund der Information aus Polen gründeten das Bundeskriminalamt und das LKA Sachsen-Anhalt die gemeinsame Ermittlungsgruppe „Terra“.

Die in Dessau gesuchten Chemikalien stellten die Polizisten erst später in Dänemark sicher. Gefunden hatten die Dänen bei der Razzia damals auch noch eine Pumpgun und ein Jagdgewehr mit Zielfernrohr.

Wie Oberstaatsanwalt Klaus Tewes von der Generalstaatsanwaltschaft in Naumburg erklärt, stünden die deutschen Ermittler auch weiter in engem Kontakt mit den Dänen.

Die Untersuchungen gegen den dritten Bruder aus Hessen sollen spätestens im Herbst abgeschlossen sein. Der Mann war bereits nach einigen Tagen wieder freigelassen worden. Die Brüder waren bereits im Sommer 1998 mit ihrem Vater nach Deutschland gekommen.

Ein Bild der Onlineausgabe www.sn.dk
Ein Bild der Onlineausgabe www.sn.dk
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