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Leichenhalle Gravierende Mängel in der Pathologie

Im Institut für Pathologie in Magdeburg wurden Leichen nicht korrekt gelagert und Türen waren defekt. Politiker fordern Konsequenzen.

Von Alexander Walter 07.08.2019, 09:31

Magdeburg l Prüfer des Landesamts für Verbraucherschutz haben bei einer Begehung der Magdeburger Pathologie schwere Mängel festgestellt. Das geht aus der Antwort des Wissenschaftsministeriums auf eine Anfrage der Linke-Abgeordneten Eva von Angern hervor.

In ihrem Bericht listet die Behörde unter anderem die „nicht gerechte Lagerung von bereits obduzierten und noch nicht obduzierten Leichen“ auf, zudem eine „defekte Tür zum Sektionssaal“ oder eine teils „schadhafte Oberfläche des Leichenwagens“. Eine ordnungsgemäße Reinigung und Desinfektion sei damit nicht möglich gewesen. Auch Laborräume der dem Uniklinikum Halle angegliederten Rechtsmedizin wurden untersucht.

Problematisch sind die Mängel vor allem aus hygienischen Gründen: Beim Umgang mit Leichen besteht erhöhte Infektionsgefahr. Der Verbraucherschutz hatte die Räumlichkeiten im Frühling unangekündigt überprüft. Hintergrund war offenbar ein Konflikt in der Belegschaft. Ein Mitarbeiter hatte sich danach an die Prüfer gewandt. Zuerst hatte die „Mitteldeutsche Zeitung“ berichtet.

Linke-Politikerin von Angern fordert rasche Konsequenzen: „Wenn Leichen falsch gelagert wurden, ist jetzt die Frage, was heißt das“, sagte sie. Dabei gehe es nicht nur um eine mögliche Gefährdung von Mitarbeitern sowie Ermittlungsverfahren, sondern auch um einen würdigen Umgang mit Verstorbenen. Von Angern will das Thema auf die Tagesordnung des Wirtschaftsausschusses im Landtag heben. Das Wissenschaftsministerium teilte mit, man nehme die Hinweise ernst. Für die Beseitigung von Mängeln seien aber die Klinikvorstände in Magdeburg und Halle zuständig. Bei Sanierungsbeträgen unterhalb einer Million Euro könnten diese frei agieren.

Kompliziert wird die Sache durch eine strukturelle Teilung: Die Rechtsmedizin Magdeburg wurde 2015 zu einer Außenstelle der Uni Halle degradiert. Sie gehört heute zur Uniklinik der Saalestadt. Das Institut für Pathologie indes ist weiter Teil der Uniklinik Magdeburg. Beide Abteilungen sind im selben Gebäude untergebracht.

In der Rechtsmedizin Halle war am Dienstag nichts von Mängeln bekannt. Mediziner Steffen Heide bestätigte lediglich den Begehungstermin. Aus dem Umfeld des Magdeburger Uniklinikums dagegen hieß es indes, in der Pathologie gebe es Mängel. Grund sei wie in anderen Klinikbereichen ein erheblicher Investitionsstau. Die Klinik sei derzeit dabei, die Mängel zu beheben, hieß es weiter. Erst im Frühling 2019 waren Prüfberichte bekannt geworden, die bauliche Mängel in mehreren Bereichen des Uniklinikums festgestellt hatten. Die Klinik führte damals wie heute vor allem zu geringe Landesmitttel für Investitionen als Begründung an. Die Rechtsmedizin Halle hat laut Wirtschaftsministerium zuletzt jährlich knapp 700 Leichen etwa für Ermittlungsverfahren obduziert. Obwohl Magdeburg seit 2015 nur Außenstelle ist, überstieg die Zahl der Fälle in der Landeshauptstadt (393) jene in Halle (300) im letzten Berichtsjahr 2016 deutlich. Investitionen in den Standort blieben aber aus.

FDP-Vizelandeschefin Lydia Hüskens fordert, die Finanzierung beider Standorte in Magdeburg und Halle mit dem neuen Haushalt nachhaltig zu sichern und jahrelange Streitigkeiten um die Zuständigkeit bei der Finanzierung zu beenden. Die Finanzausstattung der Rechtsmedizin lag wegen der Schnittmengen bislang unter anderem beim Wirtschafts- und beim Justizministerium. Künftig soll nur das Wirtschaftsressort verantwortlich sein. Die Behörde hat im neuen Haushalt 800.000 Euro Bedarf angemeldet.