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Lichterfest Jüdische Gemeinden feiern Chanukka

Der Einweihung des Tempels von Jerusalem wird mit einem Leuchter gedacht, dessen Flammen nicht erlischen.

23.12.2019, 23:01

Halle (dpa) l Im ganzen Land feiern Jüdinnen und Juden in den nächsten Tagen Chanukka. Das Lichterfest wird von vielen Gemeinden mit Musik und Tanz begleitet.

Zum Beispiel in Halle. Dort erfüllt Gesang die Synagoge von der himmelblauen Decke bis zum gekachelten Boden. In der Mitte des Raumes steht Jan-Josef Laiter, 19 Jahre. Er ist an diesem Tag Chasan – der Vorbeter für die Gemeinde. Während er singt, wippt sein Oberkörper immer wieder nach vorne. Er greift vor sich und umfasst ein blaues Tuch mit goldenem Rand.

Es ist der letzte Sabbat-Gottesdienst vor dem diesjährigen Lichterfest (Chanukka). Der Vorsitzende der Gemeinde, Max Privorozki, erzählt, dass eine Gruppe der knapp 30 Gläubigen bei diesem Gottesdienst erstmals seit dem Terroranschlag vom 9. Oktober wieder in der Synagoge sei. Sie hatten sich in Bayern psychologisch begleiten lassen. „Zwei Wochen wie Kur“, sagt der 56-Jährige. Das diesjährige Lichterfeld hat am Sonntagabend begonnen.

Chanukka (hebräisch: Einweihung) erinnert an die Neuweihe des Tempels in Jerusalem im Jahr 165 v. Chr.. Jüdische Kämpfer hatten ihr Land von griechisch-syrischer Fremdherrschaft befreit, unter der sie nur griechische Götter verehren durften. „Das Hauptwunder von Chanukka“, wie Privorozki es ausdrückt.

Zu Chanukka gibt es auch eine weitere Erzählung. Der Legende nach gab es bei der Neuweihe nur ein kleines Kännchen geweihten Öls, das aber wie durch ein Wunder acht Tage lang im achtarmigen Menorah-Leuchters brannte, bis neues Öl gewonnen wurde. Der Vorschrift ihres Glaubens nach, darf der Leuchter nie ausgehen. An dieses Wunder erinnert bis heute am Chanukka-Fest das täglich fortschreitende Anzünden der Menorah-Lichter.

Wie viele Menschen zur offiziellen Chanukka-Party am Montag in Halle kommen werden, kann Privorozki nicht abschätzen. Vergangenes Jahr seien es 220 gewesen. Um an das Öl-Wunder zu erinnern, werden dann ölhaltige Speisen gereicht. Das kann etwa ein Sufganijot sein, in Fett gebackener fluffiger Teig mit süßer Füllung.

In Magdeburg wurden am Sonntagabend die erste Kerze des Leuchters angezündet. Gestern wurden diese dann im Beisein von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) symbolisch noch einmal im Hundertwasserhaus entzündet, teilt der Vorsitzende der Synagogen-Gemeinde zu Magdeburg, Wadim Laiter, mit. Es ist seinen Angaben zufolge bereits das dritte Jahr, in dem diese Tradition stattfindet.

Bei der Zeremonie rechne er mit 40 bis 50 Menschen. „Die Veranstaltung ist öffentlich, es kann gut sein, dass noch mehr kommen“, sagt Laiter. Einige Politiker aus dem Landtag hätten sogar ihren Urlaub unterbrochen, um teilzunehmen. Die Feierlichkeiten enden am 29. Dezember.